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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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riesigen Eiswürfel in deinem Innern mit dir herum. Alles Denken kreist zwar um diesen Kältepol, du ziehst dich von anderen Menschen zurück, deine sozialen Aktivitäten erkalten – doch dein Hass hält dich aufrecht. Wie Stickstoff. Der ist so kalt, dass man sich daran verbrennen kann. Und irgendwann kommt die Gelegenheit – und du legst los.«
    »Ist scho’ seltsam. Unsere Leich’ hat ja auch eine 20-jährige Geschichte. Glei’ zwei Fälle, die ihre Wurzeln in der Historie habe’.«
    »Das wissen wir noch nicht, Michael. Der Mord an Schaber kann sein Motiv im Jetzt haben. Denkbar wäre doch, dass ein Mörder aus Brasilien ihm folgt, ihn hier tötet im Glauben, die deutschen Behörden könnten so nie den Täter ermitteln, eben gerade weil sie ihn bei den deutschen Wurzeln suchen.«
    Michael Wieners Augen leuchteten wie im Jagdfieber. »Die Fußballmafia! Ein Auftragskiller wird auf Schaber angesetzt, folgt ihm und bringt ihn fernab der Auftraggeber um. Vielleicht waren Manipulationen bei der Frauen-WM geplant und Schaber wollte nicht mitziehen – oder schlimmer noch – er wollte die Sache auffliegen lassen. Ein Pendant zum Wettskandal im Männerfußball.«
    »Wir werden gleich erfahren, was seine Schwester über solche Dinge weiß. Ansonsten bleibt Hajo nichts anderes übrig, als auf die Hilfe der brasilianischen Behörden zu vertrauen.«
    »Es ist noch gar nicht so lange her, da wurd’ eine ganze Fußballmannschaft entführt und getötet. Ich glaube, das war in Venezuela. Die Sportmafia ist kein Wiener’sches Hirngespinst!«
    Peter Nachtigall gab einen undefinierbaren Grunzlaut von sich.
    Seit Michael Wiener bei ihnen arbeitete, hoffte der junge Mann auf einen Mordfall mit internationalen Dimensionen, einem Profikiller, einem reichen Auftraggeber.
    Voller Unbehagen musste der Hauptkommissar zugeben, dass sich Wieners Vermutung in diesem Fall möglicherweise bestätigen könnte.
     
    Veronica Bauer war sehr blass. Ihre geröteten Augen bewiesen, dass sie die Nachricht vom Tod ihres Bruders bereits erhalten hatte.
    »Kriminalpolizei Cottbus? Meine Mutter hat mich schon angerufen. Man hat Johannes ermordet«, murmelte sie erstickt und presste sich ein zerknülltes Papiertaschentuch so fest vor den Mund, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    »Herzliches Beileid«, murmelte der Hauptkommissar betreten. »Wir haben ein paar Fragen. Die Kollegen brauchen so viele Informationen wie möglich, um den Täter schnell zu fassen«, erklärte er leise und dachte, dass, falls Wiener mit seiner Theorie recht behalten sollte, es für die Dresdner schwer werden würde, den Mörder zu schnappen. War es ein Auftragskiller, hatte er Deutschland sicher schon vor der Entdeckung seines Opfers verlassen, lag als harmloser Tourist getarnt an irgendeinem Strand und wartete entspannt auf die Erfolgsprämie.
    »Kommen Sie rein. Aber sprechen Sie bitte leise. Ich möchte nicht, dass die Kinder etwas bemerken.« Veronica Bauer lotste die Ermittler an der halb geöffneten Wohnzimmertür vorbei in die Küche.
    Nachtigall hatte im Vorbeigehen einen Blick auf drei dunkelhaarige Kinderköpfe erhaschen können, die sich eine Informationssendung im Fernsehen ansahen. Über Haie und andere große Räuber.
    Sie setzten sich um den Küchentisch.
    »Sie wussten, dass Ihr Bruder in Deutschland war?«
    »Ja. Er hatte mich angerufen. Wir wollten uns treffen, wenn die Delegation in Berlin Station macht.« Die sorgfältig gepflegten Hände der großen Frau beschäftigten sich automatisch mit der Zubereitung des Abendessens. Veronica Bauer schnitt Möhren in Scheiben und schabte sie mit der Rückseite des Messers auf einen Berg aus anderen Gemüsestücken, der auf einem Teller auf die weitere Verarbeitung wartete.
    »Sie telefonierten regelmäßig miteinander?«, fragte Nachtigall weiter.
    »Ja. Unsere Familienverhältnisse sind etwas unübersichtlich. Meine Mutter spricht nicht mehr mit mir. Ich habe den in ihren Augen falschen Mann geheiratet. Johannes hingegen war ihr Star. Er hatte allerdings wenig Interesse an ihr. Sie sehen schon: In manchen Familien läuft nicht alles rund. Aber bei der Kripo weiß man um solche Dinge, nicht wahr?«
    »Mit Ihnen hielt er regelmäßigen Kontakt, oder?«
    »Wir telefonierten etwa einmal in der Woche miteinander«, schluchzte die Schwester und griff nach einem Päckchen Taschentücher. »’Tschuldigung.«
    »Hat er Ihnen von beruflichen oder privaten Schwierigkeiten berichtet? Ärger im Fußballverband?

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