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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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wie sie ruhig da lag, leise atmend, unbewegt und fest schlafend. Sie musste l ächeln, nicht vor Freude, sondern weil ihr die Ironie des Anblicks keine Wahl ließ. Das war , was sie wollte. E in Bad, saubere Kl eider, das Bett eines König s und eine wunderschöne Frau, die darin auf sie wartete. Das wäre Entschädigung genug gewesen für jedes Jahr, das sie dem Krieg geopfert hatte. Eig entlich hatte sie alles, nur Juli nicht. Es war ihr in jeder Nacht aufgefallen: Im Schlaf sah Juli unschuldiger aus als je sonst. Die blonden Haare lagen ihr wild im Gesicht und ihr Körper hatte sich beschützt in die sauberen Lak en gewickelt. R aku schüttelte den Kopf. Es konnte so nicht weiter gehen. Sie wusste sie würde genug Beherrschung haben, um den Anblick, um Juli, zu widerstehen, doch sie wuss te nicht, ob sie das wollte. E s war ihr nicht entgangen, dass sie in den Tagen ihres Marsches beinahe unerträglich nahe aneinander gerückt waren. Sie konnte nicht mehr ohne Juli sein. Sie schüttelte den Kopf, wie um sich von dem Gedanken zu befreien, dann legte sie sich zu Juli. Einen Augenblick wartete sie, ob sich Julis Atemrhyth mus änderte, dann zögerte sie einen Augenblick. Ich wi ll sie nur halten mehr nicht, ei ne unschuldige Umarmung. Sie wird es mir verzeihen, dachte sie, bevor ihr Körper jeglichen Gehorsam verweigerte und sich zu Juli drehte, die mit dem Rücken zu ihr lag. Sie drückte ihren kräftigen Körper nahe an Juli her an, schlang einen Arm um sie und hielt sie. So würde sie keinen Schlaf finden, sie wusste es, doch Julis Nähe war ihr mehr wert als eine Nacht der Ruhe. Das Gespräch mit Chenti hatte sie mehr verstört, als das s es ihr geholfen hatte. Langsam begann sie zu verstehen, aber das milderte nicht d ie Sehnsucht , die in ihr nach Gehör verlangte.Juli versuchte ruhig weiter zu atmen und sich nicht zu bewegen, als sie fühlte wie Raku an sie heran rückte und sie plötzlich ganz mit ihrem Körper umschloss. Es war nicht das erste Mal, das s sie nah beieinander lagen, doch es war das erste Mal, das s in Rakus Berührung so viel unerfüllte Sehnsucht lag. Juli roch den sanften Duft der Blüten, d ie in Rakus Bad gewesen waren. S ie blickte auf Rakus Hand, die auf ihrem Arm lag . S ie spürte Rakus ruhigen, regelmäßigen Atem in ihrem Nacken. Beinahe wäre sie herumgewirbelt und hätte sich der Nähe ergeben, hätte sie eingefordert und nie wieder hergege ben, doch sie hielt sich zurück. E s war noch nicht so weit. Sie wusste nicht woher der Gedanke gekommen war, doch er war überzeugend genug. Irgendwann schliefen sie ein.
     
    ~*~
     
    Zum ersten Mal hatte Raku wieder richtig geschlafen. Ihr Schlaf war unruhig gewesen, aber nicht weil das Bett zu weich gewesen wäre oder Juli zu nahe, nein, es waren nur wieder die Träume, die kamen und gingen. Mal heftiger, mal grausamer und dann wieder ganz leise und fern. Dann schreckte Raku auf, öffnete die Augen und erinnerte sich. Ihr Atem beruhigte sich langsam wieder. S ie blickte hinab zu Juli, die neben ihr lag, einen Arm um Rakus Hüfte, den Kopf auf ihrer Brust, und schlief wieder ein. Die Träume schockierten sie nicht mehr. Sie hatte nachgedacht und hatte ihre Situation analysiert, genauso wie sie es vor einer Schlacht getan hatte. Es war widersinnig, dass sie diese Taktik hatte anwenden müssen, aber sie glaubte anders nicht zu einem Ergebn is zu kommen. Sie mochte Juli sehr, aber sie hatte das auch ganz unabh ängig von den Träumen getan. D ie Verbindung war ihr erst später aufgefallen. Im Nachhinein konnte sie nicht mehr sagen was nun Ursache und was Wirkung gewesen war, aber sie war sich auch nicht sicher, ob das wichtig war. Ihr Herz, ihr Verstand, jede einzelne Faser ihres Körpers sagte ihr: Juli ist alles was ich will, egal warum. Das konnte sie so hinnehmen. Das musste sie so hinnehmen. Dann aber wieder kam ihr der Gedanke, dass Juli ihr doch hin und wieder gezeigt ha tte, dass auch sie mehr fühlte. Juli war da seit ein paar Tagen nicht besonders subtil u nd Raku war abweisend gewesen. Das war nicht gut. U nd warum? Wegen der Träume! Sicher nic ht, weil sie Juli nicht wollte, oder? Sie musste es Juli erklären, vielleicht würde sie ihr Dilemma verstehen. Bereits im Morgengrauen wand sich Raku aus Julis Umarmung und stand auf. Die Luft im Raum war kühl, das alte Klostergemäuer hielt die Kälte nur sehr begrenzt fern. Nur ungern verließ sie die Wärme des Betts und vor allem Julis Nähe. Sie legte eine weitere Decke über Juli,

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