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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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ignorieren können. Doch die Erinnerung war da gewesen so dunkel sie auch sein mochte. Nun trat sie zu Tage.
    „Doch ich bin sehr müde, abe r es gibt so viel zu erzählen. “
    „Dann setz dich und erzähl! Ich habe Zeit.“  Er lächelte und legte sein Buch beiseite.
    Er gab es ungern zu, aber Raku war ihm damals ans Herz gewachsen. Er hatte keine Familie, nur seine Mönchsbrüder und als sie damals gegangen war, ohne Aussicht auf eine Rückkehr, hatte ihn das schwer getroffen. Und Raku erzählte. Beinahe jede Einzelheit, jeden Tag, jede Stunde, alles an das sie sich erinnern konnte. Chenti unterbrach sie nur selten, stattdessen hörte er aufmerksam zu. Stolz war er auf seine Raku, die gekämpft hatte und die endlich losgelassen hatte. Er spürte, dass sie sich verändert hatte. Er spürte, dass sie gelernt hatte und gewachsen war. Und dann wusste sogar er, der weise, alte Mann, nicht was zu sagen war, als Raku von Juli zu erzählen begann. Ihm schwante U nglaubliches. E r ahnte, dass Raku be gonnen hatte ihn zu verstehen und den Abt, der schon lange vor ihm Verdacht geschöpft hatte. Er lächelte.  „Nun, es scheint mir, als wenn du sie magst, Raku. Ich verstehe dein Problem nicht ganz.“
    Raku verzog das Gesicht. Sie wusste , es war nötig zu reden, aber sie hatte nicht erwartet, dass es so kompliziert werden würde, irgendwie hatte sie gehofft, dass Chenti es einfach verstand und wusste.
    „Ich hatte eigentlich nicht vor so ins Detail zu gehen.“
    „Ich fürchte das musst du. Oder sollen wir zum Orakel gehen? Das Orakel weiß alles. “
    Raku musste lachen. Das Orakel. Sie erinnerte sich. Das Orakel war ein sehr, sehr alter Mönch, der allein in einer Kammer etwas abseits des alltäglichen Trubels lebte. Er war ein wenig verrückt und behauptete hellsehen zu können. Die jungen Novizen verbrachten oft Zeit mit ihm, die einen um ihn zu ärgern , die anderen nur , um seine Geschichten zu hören.
    „Oh, nein. Bitte nicht!“
    „Gut, dann erzähl!“
    Raku seufzte und vergrub den Kopf in ihren Händen.
    „Ich weiß nicht wie ich es erklären soll . Ich habe Alpträume , Chenti. Ich habe viele schreckliche Dinge gesehen, aber ich habe gelernt damit umzugehen. D iese Alpträume sind anders. Sie verfolgen mich und sie reißen mich so mit sich, dass ich nicht mehr weiß , wer oder was ich bin oder was ich fühlen soll.“
    Chenti musterte Raku aufmerksam. Da war noch mehr.
    „Und was hat das mit Juli zu tun?“
    „Ich habe sie, seit ich sie getroffen habe und ich glaube - ich glaube, ich sehe sie i n meinen Träumen. Oder nein, es ist nicht sie. Ich fühle, dass sie es ist. E s ist grauenvoll. Ich habe seit Tagen nicht richtig geschlafen.“
    Raku stockte, wartete auf Chentis Reaktion, als er sie jedoch nur erwartungsvoll ansah, erzählte sie weiter.
    „Ich sterbe. Chenti, in je dem dieser Trä ume sterbe ich oder sie stirbt. I ch sehe den Schmerz in ihren Augen, sehe sie weinen und flehen und ich kann nichts tun. Ich bin abertausende Male gestorbe n und habe sie jedes Mal zurück gelassen. Ich habe Schuldge fühle und Sehnsucht und Angst und alles gleichzeitig und ich weiß nicht woher es kommt. Es hört einfach nicht auf.“
    Sie spürte, dass sie angefangen hatte zu weinen. Sie hatte seit Jahren nicht geweint.
    „Und wenn es nur Phantasien sind? Vom Stress? Vom Schlafentzug? Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, Raku. Jeder hat Alpträume und auch für jemanden wie dich waren die letzten Tage sicher keine Routine, sondern eine wahnsinnige Belastung. “
    Rakus schüttelte den Kopf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    „Es fühlt sich nicht an wie Träume. Es fühlt sich an wie Erinnerungen. Ic h rieche, schmecke und höre. I ch kann mich an Gespr äche erinnern, an Berührungen, an Gefühle und es ist so überwältigend wie nie etwas zuvor war.“
    Chenti war aufgestanden und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. Es konnte einfach nicht wahr sein. Er hatte Vertrauen in seinen Abt, dennoch hatte er auch damals schon seine Zweifel an seinem Urteil über Raku gehabt. So sehr er sie auch mochte. Es konnte einfach nicht sein.
    „Was macht dich so sicher, dass es mit Juli zu tun hat. Wenn es nur ein Gefühl ist, ist es nicht sicher. Unsere Gefühle belügen uns oft.“
    „Als wir mit den Nomaden gereist sind, ist Juli von einigen von ihnen entführt worden, weil sie dacht en ich hätte sie verschleppt. I ch bin ausgera stet , als ich es bemerkt habe u nd die Träume wurden schlimmer. I ch

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