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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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habe, auf der Suche nach ihr, bei v ollem Bewusstsein phanta siert, habe mich ste rben und sie schreien sehen. E s war der blanke Horror. Als ich sie fan d, war sie völlig außer sich, genauso wie ich. S ie hat geschrien u nd war kaum wach zu bekommen und dann war da Ser, der Nomade mit dem wir gereist sind. Er hat seine Familie beschimpft und immer wieder ‚set ba-djed’ gerufen, dann haben si e uns in Ruhe gelassen- “
    Chenti unterbrach sie.
    „Set ba-djed? Du weißt schon was das heißt, oder?”
    „Es ist irgendein Mythos, Chenti. Du hast mir damals so viel erzählt, ich habe nicht alles behalten.“
    „Es ist der eine Mythos . Es bedeutet ‚ewige Seelen’. Er hat gesagt, ihr seid ewige Seelen. Und ich glaube kaum, dass er es ernst gemeint haben kann.“
    „Warum?“
    „Weil es etwas ist, dass den wenigsten Menschen vergönnt ist. Menschen sind ba-djed, wenn zwei Seelen, die in einem anderen Leben zusammen gehört haben, zueinander finden. Das würde aber voraussetzen, dass man zumindest zu einem kleinen Teil erwacht ist, sonst könnte man den anderen nicht erkennen.“
    Raku wurde still, dann hatte sie sich also doch r ichtig erinnert. Sie hatte mit Chenti schon einmal darüber gesprochen, weil er eine starke Verbindung zwischen ihnen verspürt hatte. Er hatte gesagt, er sei nicht sicher, er würde es ni e sein können, aber es sei so, sicherlich waren sie nicht ba-djed, aber vielleicht waren sie schon einmal aufeinander getroffen. Raku hatte ihm seinen Glauben gelassen.
    „Was, wenn der Nomade R echt hat, würde es dann nicht alles erklären?“
    Chenti schien zu überlegen. Er ging langsam im Raum auf und ab, seine Hände hinter dem Rücken gefaltet.
    „Vielleicht. Aber es würde bedeuten, der Tod hätte euch, wie hast du gesagt abertausende Male getrennt. E ure Seelen müssten von der Nähe zueinande r furchtbare Qualen durchstehen, wenn sie einander erkennen. “
    „Ich glaube, der Tod hat uns nur einmal getrennt.“ erwiderte Raku kleinlaut.
    „Wie kommst du darauf?“
    „Weil es nur eine Erinnerung gibt, nach der nichts mehr kommt. Eine Erinn erung nach der es still wird. Keine Schreie, keine Angst, kein Schmerz, nur Schuld, unglaubliche Schuld ihr gegenüber.“
    Chenti wusste nicht mehr, was er noch erwidern sollte. Vielleicht hatte Raku Recht. V ielleicht war es so. V ielleic ht war sie dabei zu erwachen. V iellei cht hatte der Abt R echt gehabt und vielleicht gehörte Ju li auch dazu. V ielleicht musste es so kommen. Er konnte es sich kaum vorstellen, doch die Möglichkeit bestand. Er sah, dass Raku verwirrt war und Angst hatte, etwas , das er noch nie an ihr gesehen hatte. Es musste ihr E rnst sein, sonst hätte sie es womöglich nie angesprochen. Aber sie musste das selbst he rausfinden. Sie musste selbst herausfinden wie viel Wahrheit darin lag. Sie spürte es im Moment nur, aber sie wusste es nicht . Und er konnte ihr nicht einmal raten, wie sie weiter kommen konnte. Schlaf? Meditation? Oder mit Juli sprechen? Vielleicht den Abt um Rat fragen? Es war ihm unangenehm nicht weiter zu wissen. Er wollte ihr so gerne helfen, doch hier war auch sein Wissen begrenzt.
     
    ~*~
     
    Der Schlaf hatte Juli schnell übermannt. Ohne, dass sie es bemerkt hätte, hatten Wärme und Sicherheit dazu geführt, dass sich ihr Körper von aller Spannung befreite und sie im Schein der vielen Kerzen weggedämmert war. Und so wusste sie nicht, ob sie wachte oder träumte, als sie ihre Augen ein wenig öffnete, um zu sehen wessen Geräusche es waren, die sie im Schlaf erreicht hatten. Erst Schritte, dann leise Worte in einer fremden Sprache. Sie erkannte Rakus Stimme und dann die des Mönchs, der sie vor einigen Stunden am Fuße des Klosters in Empfang genommen hatte.
    „Raku setep em maat, lasst mich euch helfen.“ flüsterte er.
    Julis Augen suchten das Zimmer nach Raku ab. Die Müdigkeit versuchte noch immer sie zurück in den Schlaf zu zerren und ihr Blick war schwach, doch sie entdeckte Rakus Schatten hinter dem seidenen Tuch, das den großen Raum in zwei kleinere teilte.
    „Nein, geht. Ich komme zurecht.“  Raku lehnte die Hilfe mit sanfter, aber bestimmter Stimme ab.
    Das Tuch bewegte sich geisterhaft im Luftzug, der durch das Zimmer wehte, und ließ Rakus Gestalt in Julis noch vom Schlaf getrübten Verstand wie eine Sinnenstäu schung wirken. Die Kerzen und der fahle Schein des Mondes, vom Schnee zurückgeworfen, waren das einzige Licht, das Juli den Blick auf Raku ermöglichte.Julis Herz drohte

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