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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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auszusetzen, als sie beobachtete, wie Raku sich langsam auszog. Es ist nur ihr Schatten. E s ist nur ein Schatten. Der Gedanke schrie wieder und wieder. Es ist nur ein Traum, ein Scha tten, nicht real. Nichts was sie je haben oder berühre n könnte, nur eine Phanta sie, eine Sehnsuchts phanta sie. Vielleicht ein Traum. Der Anblick vor ihren Augen brannte in ihrem Herzen. Juli erstarrte, aus Angst die kleinste ihrer Bewegungen, würde sie entweder aufwecken oder Raku an ihre Anwesenheit erinnern. Mit dem Rücken zu Juli griff Raku den Saum ihres schwarzen Shirts und zog es vorsichtig über ihren Kopf. Ihr Körper fühlte sich rau und starr an nach den vielen Tagen ohne Rast und Schlaf. Juli glaubte nicht mehr daran zu wachen, als sie beobachtete wie das warme Licht des Raumes die Schatten des Tuchs auf Rakus muskulösen Rücken warfen. Raku öffnete ihren Gürtel, die Knöpfe und streifte die Hose über ihre Beine. Das Spiel von Rakus Schultern unter ihrer Haut raubte Juli die Luft zum A tmen. Es ist nur ein Schatten. Hier ist niemand sonst. Juli hoffte, dass, wenn sie begann diesem Gedanken zu vertrauen, dass das Zittern in ihren Händen aufhören würde, dass sie wieder klar würde sehen könnte, dass sie das sinnlose Verlangen würde kontrollieren können. Das Halbdunkel des Schlafes ließ sie sich nun endlich erinnern, was hinter dem seidenen Tuch war: Dort war das Bad , in dem sie sich auch vor ein paar Stunden schon gewaschen hatte. Sie hatte nicht darauf geach tet, ob Raku noch immer nach dem Blut der Kämpfe , dem Schweiß ihres Marsches roch . Es war zu spät. Juli beschloss sich darauf zu verlassen, dass das alles nur ein Traum war. In einem Traum war alles erlaubt. Sie konnte Raku ansehen, s o oft und so lange sie wollte. S ie konnte hier und jetzt jeden Quadratzentimeter ihres Körpers begehren. Es würde keine Kons equenzen haben. S ie würde am Morgen vielleicht sogar nur eine blasse Erinnerung daran haben. Eine blasse Erinnerung? Bei Gott, dieser Anblick würde sich in ihre Erinnerung einbrennen wie keiner zuvor. Sie würde es nie vergessen, ob Traum oder nicht. Rakus nackter Körper glitt in das warme Wasser, das der Mönch vorbereitet hatte. Sie spürte, wie sich ihre Muskeln erst wehrten und dann doch kapitulierten und sich entspannten. Sie lehnte sich zurück und versuchte der Müdigkeit nicht nachzugeben. Sie lächelte. Noch immer konnte sie nicht glauben, dass sie es geschafft hatten. Die Mönche hatten lange, dünne Hölzer entzündet. Der harzige, blumige Duft erfüllte den Raum. Der Rauch des Nadelholzes entspannte sie. Es roch nach wohliger Geborgenheit. Julis Augen wanderten hungrig über den Körper, der ihr im Moment nicht mehr von sich preisgab als den Rücken, einen Arm, ein Stück des Brustkorbs, völlig egal. E s war Raku. Rakus glatte, helle Haut im Dämmerlicht des Kerzenscheins. Juli wünschte, dass der Traum niemals endet, doch dann, sie erstarrte, als sie ihre eigene Hand spürte, wie sie an ihren Hüftknochen vorbei tie fer glitt. Es ist kein Traum. E s ist kein Traum. Die Wirklichkeit schockierte sie nicht mehr.
    ‚Nein. Die Blö ße wirst du dir nicht geben. E s ist mehr als das.’  rief sie sich selbst zur Ordnung.
    Ihr Atem war schwer und sie konnte kaum noc h unterscheiden zwischen dem was als blasse Erinnerung in ihr Bewusstsein drang und dem was sie wirklich sah. Nur für den Bruchteil einer Sekunde spürte sie Rakus Hände auf ihrem Körper, fühlte Rakus warme Haut an ihrer. Dann Rakus Herzschlag an ihren Lippen. Mal waren es Bilder , die vor ihrem inneren Auge auftauchten: Ihre eigenen Hände, die sich an Rakus nackte S chultern klammerten, Rakus Hände auf ihrem Bauch. Dann wieder waren es nur Gefühle, die wirr und unklar, durch ihren Kopf jagten: Dieses ungl aubliche Verlangen und diese unmenschliche Sehnsucht. Es war so echt, so nah, dass Juli nicht wusste, ob es ihre eigenen Emotionen waren oder die, der Frau, die sie immer wieder in ihren Träumen gesehen hatte, auch in ihren Alpträumen. Und sie wusste nicht, ob es Raku war, die sie in ihrer Nähe spürte oder jemand anders, diese andere. Aber nein! Es fühlte sich w ie Raku an. Sie roch wie Raku. I hre Worte waren wi e die Rakus. Doch Raku ist nicht da, nicht hier neben ihr. Juli schloss die Augen und versuchte ihren Atem zu beruhigen, als sie Raku auf sich zu kommen sah.
    Raku hatte ein Mönchsgewand angelegt, dass man ihr bereitgelegt hatte und war zum Bett gegangen, wo Juli schlief. Sie betrachtete Juli,

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