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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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und Raku schlang augenblicklich das Fell und ihre Arme um Juli und zog sie nah an sich heran, legte ihren Kopf auf Julis Schulter. Sie wurden still, beobachteten gemeinsam den Sonnenaufgang.
    Am liebsten hätte Juli diesen Moment eingefroren, konserviert und für immer aufgehoben. Die Stille, die sie umgab, die unendliche Weite des Landes unter ihnen. Und dann R aku, die sie festhielt. Raku, deren Kopf auf ihrer Schulter ruhte. Raku, die so nah war wie nie zuvor. Raku, die sie endlich gewähren ließ. So hätte es schon vo r Tagen sein müssen. S o und nicht anders. Sie lächelte in sich hinein.
    „Ich mag das “ ,   stellte Juli leise fest.
    „Hm? Was?“ 
    Die Meditation am Morgen hatte Raku gut getan. Sie fühlte sich kraftvoll und gelassen. Noch gestern hätte sie eine Situation wie diese nicht zugelassen. Jetzt genoss sie sie von ganzem Herzen. Die Sehnsucht war nic ht verstummt, aber sehr leise. Dies war der richtige Weg.
    „Wie du mich hältst, wie wir hier sitzen. Hm, dich?!“
    Raku seufzte leise und hielt Juli für einen Augenblick etwas fester. Der Moment war gekommen. Sie musste nun damit rausrücken. Sie musste Juli erklären, was in ihr vorging.
    „Ich glaube, wir müssen reden.“
    Juli erstarrte für den Bruchteil ei ner Sekunde. Raku klang ernst. Was würde sie sagen? Wollte sie ihr jetzt erklären, dass es alles nicht so war, wie Juli es glaubte, d as s da nichts weiter war als Freundschaft? Kameradschaft? Irgend so etwas? Das konnte einfach nicht sein. Sie atmete tief ein und versuchte sich zu versichern, dass alles in Ordnung kommen würde. Reden war gut. Reden war wichtig. Sie mussten es. Raku hatte Recht.
    „Du willst reden “,   sie drehte ihren Kopf ein wenig, versuchte Rak u in die Augen zu sehen, „gut, dann lass uns reden.“
    Es dauerte einen Moment bis Raku sich überlegt hatte, wie sie anfangen sollte. Sie ließ Juli nicht los, hielt sie fest und dann, endlich, sagte sie: „Erinnerst du dich daran, wie Chenti mich begrüßt hat?“
    Juli stutzte, damit hatte sie nun nicht gerechnet. War das eher gut oder eher schlecht?
    „ Sicher. Ihr habt e ure Köpfe aneinander gehalten. “
    „Ja, und du hast mich gefragt warum wir das getan haben.“
    „Und du hast nur gesagt, das wäre so eine Glaubenssache.“
    Raku sammelte sich einen Augenblick und hoffte sie würde keinen Fehler machen. Sie konnte nicht einschätzen, wie Juli reagieren würde und ob sie sofort begreifen würde, was Raku ihr sagen wollte. Sie hatte den leisen Verdacht, dass Juli ähnliche Di nge gesehen und gespürt hatte. Z umindest ließ sie das Geschehen bei den Nomaden vermuten. Ganz sicher konnte sie aber nicht sein.
    „Es ist eine Begrüßung, die denen vorbehalten ist, die glauben, dass ihre Seelen verbunden sind. Die meisten Menschen werden nie ‚erwachen’, aber viele haben ein Gefühl für ihre früheren Leben. Wir nennen solche Dinge Deja-v ús oder Seelenverwandtschaft. Die Berührung der Köpfe symbolisiert die Verbindung der Seelen. Es gibt sogar Mönche, die behaupten, dass sich in diesem Moment die Seelen wirklich be rühren und sich manchmal sogar erkennen.“
    Noch während Raku sprach, schoss die Erinnerung an den letzten Abend zurück in Julis Bewusstsein . Die Berührung von Rakus Stirn. D er Moment , der sich unendlich und perfekt angefühlt hatte. Ja perfekt, es fühlte sich an wie nach H ause zu kommen. Warm, sicher, geborgen. Sie hatte Raku überall gefühlt. Und dann hatte Raku losgelassen u nd Juli war verwirrt gewesen, weil da noch mehr gewesen war. Ein Gefühl, das sie sich nicht hatte erklären können. Eine s, das sehr stark gewesen war, beinahe übermächtig. Raku hatte eine Antwort, irgendeinen Kommentar erwartet, doch Juli schwieg.
    „Was ist? Weißt du , was ich meine? Verstehst du mich?“  Keine Antwort.
    „Ich habe es bei dir auch gemac ht. Ich weiß, das s du es weißt und ich “, Raku konnte nicht glauben, dass sie wieder stotterte, dass ihr wieder die Worte fehlten, „hast du es auch gefühlt? Ich... ich meine... da war etwas... ich... habe...“
    Juli bemerkte, dass dies Worte waren, die sie schon gestern nicht hatte hören wollen und unterbrach Raku.
    „Ja, ich habe dich gefühlt. Mehr nicht, deine Stirn, deine Hände, sonst nichts. Ich- “ Sie überlegte einen Augenblick. Rakus Stimme verriet, dass ihr das, was sie gerade gesagt hatte, viel bedeutete, aber dennoch wollte Juli es nicht hören. Es war unbegreiflich. Es war neu, anders, was auch immer, aber es war

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