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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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habt. Ihr habt es gespürt, oder?“
    Juli und Raku nickten .
    „Das ist ba-djed. Das Gefühl heim zu kommen. Das Ge füh l unendlicher Glückseligkeit , Erlösung und Ruhe. Bei euch intensiver, als bei allen , die ich vorher kennen gelernt habe. Eure Seelen müssen sehr alt se in und sie haben sehr gelitten. Wer ba-djed ist, ist eins vor unserem Recht. So seid auch ihr eins. Man darf euch nicht trennen, wenn ihr es nicht ausdrücklich wünscht. Niemand darf das. Auch nicht ein Diplomat aus Patrona!“
    „Warum lasst ihr sie einreisen? Die Grenze überschreiten?“ fragte Raku.
    „Nun, sie haben das Recht auf eine Erklärung und Juli hat das Recht zu wäh len. Dieses Recht werden wir ihnen gewähren.“
    Plötzlich waren alle Augen auf Juli gerichtet. Doch im ersten Moment verstan d sie die Frage gar nicht. Es w ar doch klar was sie wollte, oder? Wie konnte es nicht offensichtlich sein? Für einen Moment dachte sie an ihr zu Hause, a n ihre Familie und ihre Arbeit, ihre Freunde. Ihr Leben. Doch dann erinnerte sie sich: Di e letzten Stunden waren so intensiv gewesen. Es war als würde ihr nichts mehr fehlen, trotz dessen was sie zurück ließ.
    „Ich brauche nicht zu wählen. Ich habe schon gewählt“ , antwortete sie leise, aber mit fester Stimme.
    Abisha richtete sein Wort an den Abt.
    „Gut, dann ist es entschieden. Seid ihr vorbereitet, mein Freund?“
    „Ja, Abisha, auf alles.“
     
    ~*~
     
    Hatte man die Grenze nach Geison von Patrona aus überschritten, so gab es für Reisende wenig Wege in das Innere des Landes. Einige Kilometer hinter der Grenze türmten sich die riesigen Gebirge in den Him mel auf und versperrten den Weg. Wer nicht zu Fuß, mit dem Pferd oder einem Ochsen unterwegs war, hatte keine Wahl: Er musste fliegen. In schwarzen Hubschraubern der Armee Patronas überflog eine Gesandtschaft der Regierung die Grenzen zu Geison. Beinahe schienen die verhärmten Gesichter der Soldaten einen Anflug von Freude in sich zu tragen. Hinter den maskenhaften Gesichtern versteckten sie ein Lächeln. Der Anlass ihrer Reise könnte angenehmer sein, aber die Reise an sich war Grund zur Freude genug. Ein Tag ohn e Front. E in Tag ohne Kugelhagel. Ein Tag im Frieden. Zwischen den Uniformen stach nur eine Person sichtbar hervor. Ein Mann mittleren Alters mit fein säuberlich gelegtem Scheitel in schwarzem Anzug. Er war Diplomat. Er war einer der erfahrensten Diplomaten in Patrona, jedoch eher unerfahren im Umgang mit Geison. Aber welcher Diplomat in Patrona war schon erfahren im Umgang mit Geison? Keiner. Kein einziger. Er war sich bewusst, dass er nur ausgewählt worden war, weil er bisher sehr erfolgreich gewesen war. Man erhoffte sich sicherlich auch in Geison den üblichen Erfolg. Doch dem einzigen dem sich die Regierung sicher sein konnte war, dass er mehr wusste über Geison als die Soldaten, die ihn begleiteten. Er war Kind einer anderen Generation. I hn hatten sie noch nicht belogen. Es würde ein Höllenr itt werden, soviel stand fest u nd damit war nicht der Flug gemeint.
    Mit ohrenbetäubendem Tosen landeten die riesigen Hubschrauber im Ho f des K l o sters. Der schwa rze Lack glänzte im aufwirbelnden Schnee , wie Dornen stachen die Propeller in den blauen Himmel. Sie gehörten n icht hier her. Es war zu spüren und zu sehen. Die meisten Mönche blieben vorsichtig zurück, nur eine kleine Gruppe strömte aus dem Kloster und nahm die Ankömmlinge in Empfang. Der Diplomat in seinem dünnen, schwarzen Anzug verbarg sein Frösteln als ihn die Mönche ins Kloster geleiteten. In einigem Abstand folgten die Soldaten, offenkund ig unbewaffnet, aber nicht minder ungefährlich. Der Abt, Raku und Juli erwarteten die Gesandtschaft Patron a s. Raku konnte nicht einschätzen was passieren würde. Ihre Soldateni nstinkte halfen ihr hier wenig. Die Regierung Patronas wird einen fähigen Diplomaten geschickt haben. Doch was sollte e r hier tun? Dies war doch kein d iplomatischer Akt. Sie wollte n Juli und da würde ihnen auch Diplomatie nicht weiterhelfen. Im Grunde hätten sie jeden anderen Bürger Patronas schicken können, um mal eben nachzufragen, ob Juli nicht wieder nach Hause möchte. Denn im Grunde verhielt es sich genau so. Juli war frei. Sie konnte wählen. Wer sollte sie zwingen zurück nach Patrona zu gehen, wenn Geison ihr das Bleiben erlaubte? Juli wich instinktiv einen Schritt zurück und stieß gegen den Schreibtisch vor dem sie standen, als die Soldaten in der Tür erschienen. Für einen Augenblick

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