Spielzeugsoldaten
verlassen. Juli Quivive steht unter meinem Schutz, ebenso wie Major Avis. Wenn sie nicht wünschen zu gehen, sind sie in Geison willkommen. Richtet eurem Präsidenten aus, er möge sich nicht mehr mit Gegnern anlegen, denen er nicht gewachsen ist und ich werde nicht mehr verhandeln. Habt ihr gehört? I ch verhandle mit niemandem mehr. “
Erst jetzt hob sich die Stimme des Königs, doch auf eine Antwort oder eine andere Reaktion wartete er vergeblich. Er schüttel te den Kopf. Es war vergebens. S ie begriffen es nicht.
„Und werdet erwachsen! “ flüsterte er noch, als er kehrt machte und seinen Soldaten die Situation überließ.
~*~
Mit wachsendem Erstaunen beobachtete Raku wie die bewaffneten Mö nche die Soldaten von Patrona mit stiller Gewalt aus den Fluren des Klosters drängten. Sie sprachen nicht, ihre Gesichter waren ausdruckslos. Keine Wut, keine Aggressivität, nichts war ihnen anzusehen. Einer von ihnen hatte den Überraschungsmoment genutzt und Juli ebenso gewaltlos aus der Mitte der Soldaten befreit und schnellen Schrittes aus dem Gang geleitet. Raku dagegen stand noch immer teilnahmslos dort wo man sie hingezerrt hatte und beobachtete die Szenerie. Sie war so voller Angst und aufrichtigem Zorn, dass sie niemals wie einer der Mönche hätte reagieren können. Die Soldaten wären vor ihr geflohen. In ihrem Herz rauschte es noch. Das Rauschen ihres Blutes angespornt durch die anerzogene Aggressivität, die noch immer in ihr steckte. Nach ein paar Stunden Geison war es utopisch anzunehmen, dass dieses Feuer in ihr erloschen war.
„Gewaltfrei? Bauernst aat? Dass ich nicht lache “ , flüsterte einer der Soldaten aus Patrona, während di e so unbedarft wirkenden Mönche sie mit Ruhe aber nachdrücklich aus dem Gebäude bugsierten, immer darauf bedacht, dass sie keinen der Soldaten berührten.
Als sie draußen auf dem großen Hof des Klosters angekommen waren, ging alles ganz schnell. Selbst die Mönche hatten nicht erwartet, dass es so leicht werden würde. Aber offensichtlich hatten die Überraschung und ihre scheinbare Übermacht ihnen sprichwörtlich Flügel verliehen.
Die Soldaten und allen voran der Diplomat flohen in die Hubschrauber. Ihre Mission war kläglich gescheitert.
Raku schloss die Augen und atmete tief durch, als sie die Rotorblätter der startenden Hubschrauber hörte. Nur ganz langsam kehrte die Ruhe wieder in ihr Herz zurück. War nun alles vorbei? Waren die Dinge ausgestanden? Sie konnte nicht ganz glauben , was gerade passiert war. Sie war mittendrin gewesen und dennoch kam es ihr vor, als seien die Ereignisse an ihr vorbei gezogen, schnell und lautlos.
Die Mönche kehrten zurück ins Kloster. Sie sammelten ihre Kutten vom Boden auf und machten Anstalten , sich in die Gebetsräume zurückzuziehen.
„Halt wartet!“ rief Raku und die Mönche hielten inne.
„Darf ich euch eine Frage stellen?“
Sie nickten, beinahe gleichzeitig und warfen sich ein fast verschmitztes Lächeln zu.
„Seid ihr wirklich Mönche?“
Einer von ihnen schüttelte den Kopf und antwortete: „Nein, wir sind die Garde des Königs. Wir schützen im Notfall den König und die, die ihm wichtig sind, s o gewaltlos wie möglich. Militär wird hier im Kloster nicht geduldet.“
Raku bemerkte, dass eine Frage nicht ausreichte, um ihren Wissensdurst zu stillen. Erneut wurde ihr bewusst wie wenig sie eigentlich über Geison wusste und wie viel es noch zu entdecken gab. Das Land war so abgekapselt, so geheimnisvoll.
„Juli ist in der Kammer des Abtes. Wollt I hr nicht zu ihr?“ fragte plötzlich einer der anderen Mönche.
Juli! Raku antwortete nicht mehr, mit einem Mal war Leben zurück in ihre Glieder gekehrt.
~*~
Als Raku Juli still in den Armen hielt, rasten Bilder aus der Vergangenheit durch ihren Kopf. Sie sah Kameraden und Feinde sterben. Blut und Schlachtfelder. Die schlammigen Straßen von Lyddit. Dann Exine und Sero. Sie sah ihr Leben vor sich. Das Leben, das sie jahrelang erfüllt und nicht in Frage gestellt hatte. War es jetzt vorbei? Sie fühlte in ihren Hände noch die gleiche Kraft, die sie zu einer ungeliebten Kriegsmaschine gemacht hatte. Es war alles noch da. Es war alles noch in ihr. Doch sie spürte, dass es b egraben wurde. J etzt in diesem Moment und in denen, die noch folgen würden. Es war vorbei. Juli hielt Raku fest an sich gedrückt. Alle Anspannung f iel von ihr ab und sie kostete diesen Moment aus.
Das Kloster war still. Das stetige dumpfe Singen aus den
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