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Spillover

Spillover

Titel: Spillover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Quammen
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-Batterien. Aber selbst ein Einbaumkanu konnte nicht immer bis zu der Stelle vordringen, an der Fay und seine Crew ausgehungert und verdreckt auf uns warteten. Einmal hatten die Wanderer ein großes Waldgebiet namens Minkébé durchquert; Tomo und ich knatterten mit einem Hubschrauber des Typs Bell 412 aus dem Himmel heran, einem riesigen 13-Sitzer, den wir für teures Geld bei der gabunischen Armee gechartert hatten. Das Kronendach des Waldes, das an anderen Stellen dicht und undurchdringlich aussah, war hier von mehreren großen Granitblöcken unterbrochen, die wie Gummidrops aussahen und sich mehr als 100 Meter über die Umgebung erhoben. Auf einem dieser Inselberge befand sich der Landeplatz, zu dem Fay uns dirigiert hatte. Er lag rund 70 Kilometer westlich von Mayibout 2.
    Für die Mannschaft war es ein relativ einfacher Tag gewesen: keine Sümpfe, die es zu überqueren galt, keine dichte Vegetation, die einem die Haut zerschnitt, keine angriffslustigen Elefanten, die Fay mit seinem Wunsch, sie aus nächster Nähe zu filmen, provoziert hätte. Sie hatten ihr Lager errichtet und auf den Hubschrauber gewartet. Jetzt war der Nachschub eingetroffen – sogar Bier! Am Lagerfeuer herrscht eine entspannte, gesellige Atmosphäre. Wenig später weiß ich, dass zwei Mitglieder der Mannschaft, Thony M ’Both und Sophiano Etouck, ihre Wurzeln in Mayibout 2 haben. Sie waren im Dorf gewesen, als das Ebolavirus zuschlug.
    Thony, ein leutseliger, schlanker Mann, ist schnell bereit, davon zu erzählen. Er spricht Französisch, während sein Freund Sophiano, ein schüchterner Typ mit Ziegenbärtchen und der Statur eines Bodybuilders, schweigend danebensitzt. Wie Thony berichtet, musste Sophiano zusehen, wie sein Bruder und der größte Teil von dessen Familie starb. Seine Erinnerungen stimmen, abgesehen von kleinen Abweichungen bei Zahlen und Details, recht gut mit dem Bericht des CIRMF -Teams aus Franceville überein. Aber er schildert die Abläufe stärker aus persönlicher Sicht.
    Thony spricht von l’épidémie . Ja, sagt er, es geschah 1996, ungefähr zu der Zeit, als ein paar französische Soldaten mit einem Expeditionsschlauchboot nach Mayibout 2 gekommen waren und in der Nähe des Dorfes ihr Lager aufgeschlagen hatten. Ob die Soldaten ernsthafte Absichten verfolgten – sollten sie vielleicht eine alte Landepiste wieder herrichten? – oder sich nur amüsieren wollten, war nicht klar. Sie schossen mit ihren Gewehren. Vielleicht, so vermutet Thony, verfügten sie auch über eine Art chemische Waffe. Er erwähnte solche Details, weil er glaubt, sie könnten für die Epidemie von Bedeutung gewesen sein. Eines Tages gingen ein paar Jungen aus dem Dorf mit ihren Hunden auf die Jagd. Sie hatten es auf Stachelschweine abgesehen. Aber statt der Stachelschweine stießen sie auf den Schimpansen – nein, den hatten nicht die Hunde getötet. Er war schon tot, als sie ihn fanden. Sie brachten ihn ins Dorf. Die Verwesung hatte bereits eingesetzt, so erzählt Thony, der Magen stank und war aufgedunsen. Aber das machte nichts: Die Leute freuten sich über das Fleisch. Sie zerlegten den Schimpansen und aßen ihn auf. Dann ging alles ganz schnell: Innerhalb von zwei Tagen wurde jeder, der das Fleisch auch nur angerührt hatte, krank.
    Sie mussten erbrechen und hatten Durchfall. Manche fuhren mit dem Boot flussabwärts nach Makoku ins Krankenhaus. Aber sie hatten nicht genug Benzin, um alle Kranken zu transportieren. Elf Personen starben in Makoku, weitere 18 im Dorf. Ja, sagt Thony, dann seien sehr schnell die Spezialisten aus Franceville gekommen, mit weißen Anzügen und Helmen, aber sie haben niemanden gerettet. Sophiano verlor sechs Angehörige. Eine davon, eine Nichte, starb in seinen Armen. Dennoch wurde Sophiano selbst nicht krank. Nein, und ich auch nicht, sagt Thony. Die Ursache der Krankheit war unklar und gab den Anlass zu düsteren Gerüchten. Thony äußert den Verdacht, dass die französischen Soldaten den Schimpansen mit ihren chemischen Waffen getötet und achtlos zurückgelassen haben, damit sein Fleisch die Dorfbewohner vergiftete. Jedenfalls hatten er und die anderen Überlebenden ihre Lektion gelernt. Bis auf den heutigen Tag, so erklärt er, würde in Mayibout 2 niemand mehr einen Schimpansen essen.
    Ich erkundige mich nach den Jungen, die auf die Jagd gegangen waren. Die, sagt Thony, sind gestorben, alle. Die Hunde starben nicht. Ob er zuvor schon einmal eine solche Krankheit, eine solche Epidemie gesehen hätte?

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