Spillover
werden zusammenfassend als Ebolaviren bezeichnet. In Gabun allein beobachtete man eine dichte Häufung der Ausbrüche: drei in weniger als zwei Jahren, und alle räumlich eng benachbart. Die Episode von Mayibout 2 war in dieser Häufung die mittlere.
Eine frühere Epidemie ereignete sich im Dezember 1994 in den Goldgräberlagern am Oberlauf des Ivindo, also in dem Gebiet, in dem Mike Fay später seine Mannschaft rekrutierte. Diese Lager, die von Goldgräbern und ihren Familien bewohnt werden, liegen ungefähr 40 Kilometer stromaufwärts von Mayibout 2. Dort erkrankten mindestens 32 Personen mit den üblichen Symptomen (Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen, Durchfall und Blutungen), die auf eine Ebola-Erkrankung schließen lassen. Den Ausgangspunkt dingfest zu machen, war schwierig; allerdings berichtete ein Patient, er habe einen Schimpansen getötet, der ins Lager gekommen war und sich seltsam verhalten hatte. Vielleicht war das Tier infiziert, und die hungrigen Menschen hatten sich bei ihm angesteckt. Einem anderen Bericht zufolge handelte es sich bei dem ersten Opfer um einen Mann, der einen toten Gorilla gefunden, Teile davon mitgenommen und sie dann im Lager zusammen mit anderen verspeist hatte. Sie sind alle gestorben. Ungefähr zur gleichen Zeit gab es Berichte über tote Schimpansen und Gorillas, die man im Wald entdeckt hatte.
Damals, 1994, hatte man die Opfer (genau wie später die aus Mayibout 2) flussabwärts ins allgemeine Krankenhaus von Makoku gebracht. Dann setzte eine Welle von Sekundärfällen ein, die sich rund um das Krankenhaus und die benachbarten Dörfer konzentrierten. In einem dieser Dörfer gab es einen nganga , einen traditionellen Heiler. Sein Haus war möglicherweise der Ort der Ansteckung von einem bestimmten Epidemieopfer aus dem Goldgräberlager, das sich mit Volksmedizin behandeln lassen wollte, und einem unglücklichen Einheimischen, der den Heiler wegen einer geringfügigeren Erkrankung aufgesucht hatte. Möglicherweise hatte der Heiler das Virus mit seinen eigenen Händen übertragen. Jedenfalls hatte man am Ende des gesamten Prozesses 49 Fälle diagnostiziert, und 29 Betroffene waren gestorben – eine Sterblichkeit von fast 60 Prozent.
Ein Jahr später folgte der Ausbruch in Mayibout 2, der zweite in der Reihe. Acht Monate später reagierten die Wissenschaftler des CIRMF und andere auf einen dritten Ausbruch, dieses Mal in der Nähe der Kleinstadt Booué mitten in Gabun.
Die Vorgänge von Booué hatten vermutlich drei Monate zuvor begonnen, im Juli 1996. Damals war in einem Holzfällerlager, das sich ungefähr 70 Kilometer nördlich von Booué befand, ein Jäger gestorben. Im Rückblick erkennt man, dass die tödlichen Symptome des Opfers zu einer Ebola-Viruserkrankung passten, der Fall hatte aber zu jener Zeit keinen Alarm ausgelöst. Sechs Wochen später starb in demselben Lager ein zweiter Jäger unter rätselhaften Umständen. Dann ein dritter. Welche Art von Fleisch wurde in das Lager geliefert? Vermutlich verschiedene Wildtierarten, darunter Tieraffen, Duckerantilopen, Buschschweine, Stachelschweine und möglicherweise (trotz gesetzlicher Beschränkungen) sogar Menschenaffen.
Wieder gab es auch Berichte über tote Schimpansen im Wald – aber keiner von ihnen war erschossen worden. Die drei ersten Fälle unter Menschen ereigneten sich anscheinend unabhängig voneinander, als habe sich jeder Jäger das Virus selbst in freier Wildbahn zugezogen. Mit dem dritten Jäger jedoch erweiterte sich das Problem: Er war nicht nur Opfer, sondern wurde auch zum Überträger.
Der Mann wurde in Booué ins Krankenhaus aufgenommen, verließ die Einrichtung aber bald wieder, entzog sich den Gesundheitsbehörden, begab sich in ein Nachbardorf und suchte dort Hilfe bei einem anderen nganga . Trotz der Fürsorge des Heilers starb der Jäger. Der nganga und sein Neffe starben ebenfalls. Es war der Beginn einer Lawine. Im Oktober und den folgenden Monaten wuchs die Zahl der Fälle in und um Booué, was auf weitere Ansteckungen von Mensch zu Mensch schließen ließ. Mehrere Patienten wurden in Krankenhäuser der gabunischen Hauptstadt Libreville gebracht und starben dort. Ein einheimischer Arzt, der einen dieser Patienten behandelt hatte, erkrankte selbst, und da er wenig Vertrauen in die medizinische Versorgung in seinem Heimatland hatte, flog er zur Behandlung nach Johannesburg. Dieser Doktor überlebte anscheinend, aber eine südafrikanische Krankenschwester, die ihn versorgt hatte, erkrankte
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