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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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Münder.
    Südlich einer kleinen Stadt namens Ripley sah ich, kurz im Scheinwerferlicht aufblitzend, ein verblichenes Schild mit der Aufschrift MOTEL und dahinter eine zweispurige, kaum befestigte Straße, die sich vom Highway entfernte. Ich bog ab. Fünf Minuten später stand ich vor einem umzäunten Gelände, auf dem sich ein Motel befand, oder auch ein ehemaliges Motel, ein zweistöckiges Gebäude, hufeisenförmig um einen Swimmingpool herumgezogen, der im Licht des flackernden Himmels leer aussah. Ich drückte auf den Klingelknopf.
    Das Tor war ferngesteuert und mit einer handtellergroßen, auf einem hohen Mast befestigten Videokamera ausgestattet, die jetzt herumschwenkte, um mich in Augenschein zu nehmen, während ein auf Autofensterhöhe angebrachter Lautsprecher rauschend zum Leben erwachte. Von irgendwoher, aus dem Empfang des Motels oder sonstwo, konnte ich ein paar Takte Musik hören. Keine programmierte Musik, einfach Musik, die im Hintergrund lief. Dann eine Stimme. Schroff, metallisch, unfreundlich. »Wir nehmen heute Abend keine Gäste.«
    Ich ließ ein paar Augenblicke vergehen, dann klingelte ich noch einmal.
    Die Stimme kehrte zurück. »Welchen Teil haben Sie eben nicht verstanden?«
    »Ich kann bar bezahlen«, sagte ich, »falls das ein Kriterium ist. Und ich werde mich auch nicht über den Preis beschweren.«
    »Wir haben geschlossen, tut mir Leid, Kollege.«
    »Okay… hören Sie, ich kann im Auto schlafen, aber wär’s möglich, dass ich auf das Gelände fahre, um ein bisschen Schutz zu haben? Vielleicht, dass ich hinter dem Gebäude parke, wo ich von der Straße aus nicht gesehen werden kann?«
    Längere Pause. Ich hörte eine Trompete, die eine Snaredrum vor sich herjagte. Der Song klang vertraut.
    »Tut mir Leid. Heute nicht. Fahren Sie bitte weiter.«
    Stille. Minuten vergingen. Eine Grille sägte in der kleinen Oase aus Palmen und Feinkies vor dem Motel. Noch einmal drückte ich auf die Klingel.
    Der Besitzer war schnell wieder da. »Ich kann Ihnen eins sagen, Mister, wir sind bewaffnet und werden langsam sauer. Es wäre besser, wenn Sie sich einfach wieder auf den Weg machten.«
    »Harlem Air Shaft«, sagte ich.
    »Wie bitte?«
    »Der Song, der bei Ihnen läuft. Ellington, oder? Harlem Air Shaft. Klingt nach seiner 50er-Jahre-Band.«
    Noch einmal eine ziemlich lange Pause, während der der Lautsprecher eingeschaltet blieb. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich richtig lag, obwohl ich diese Ellington-Nummer seit Jahren nicht mehr gehört hatte.
    Dann hörte die Musik auf, ihr dünner Faden mitten im Takt gekappt. »Außer Ihnen noch jemand im Auto?«
    Ich ließ das Fenster hinunter und schaltete die Innenbeleuchtung ein. Die Kamera machte einen Schwenk, richtete sich dann wieder auf mich.
    »Na schön. Sagen Sie mir, wer in diesem Stück die Trompete spielt, und ich mach das Tor auf.«
    Trompete? Wenn ich an Ellingtons 50er-Jahre-Truppe dachte, fiel mir Paul Gonsalvez ein, aber Gonsalvez spielte Saxophon. Es hatte eine ganze Hand voll von Trompetern gegeben. Cat Anderson? Willie Cook? Es war zu lange her.
    »Ray Nance«, sagte ich.
    »Falsch. Clark Terry. Aber Sie können trotzdem reinkommen.«
     
    Der Besitzer kam mir entgegen, als ich vor der Eingangstür hielt. Ein hochgewachsener Mann, etwa vierzig, in Jeans und einem über der Hose getragenen karierten Hemd. Er nahm mich sorgfältig in Augenschein. »Nichts für ungut«, sagte er, »aber beim ersten Mal, als das passiert ist…« Er deutete zum Himmel, auf das Flackern, das seine Haut gelblich färbte und den Stuckwänden einen blässlich ockerfarbenen Anstrich verlieh. »Nun, als sie die Grenze bei Blythe zumachten, haben die Leute hier bei mir um Zimmer gekämpft. Ich meine, buchstäblich gekämpft. Ein paar Typen haben mich mit Waffen bedroht, genau da, wo Sie jetzt stehen. Was ich in der Nacht an Geld eingenommen hatte, musste ich doppelt wieder ausgeben für Reparaturen. Die Leute haben in ihren Zimmern gesoffen, rumgekotzt, alles kaputt gemacht. Auf der I-10 drüben war’s noch schlimmer – den Nachtportier vom Days Inn haben sie erstochen. Danach habe ich dann sofort den Sicherheitszaun installiert. Wenn jetzt das Flackern wieder anfängt, schalte ich einfach das ZIMMER FREI-Schild ab und mach den Laden dicht, bis es vorbei ist.«
    »Und legen Duke auf.«
    Er lächelte. Wir gingen nach drinnen, damit ich mich eintragen konnte. »Duke«, sagte er, »oder Pops oder Diz. Miles, wenn ich in der richtigen Stimmung bin. Nichts,

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