Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spin

Spin

Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Blut Christi, der sich selbst als ein Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gottes dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott?‹ Und natürlich…«
    »Ihr habt diese Rinder hier gehabt?«
    »Ja, nur ein paar. Fünfzehn Zuchttiere, die herausgeschmuggelt wurden, bevor das Ministerium sie beschlagnahmen konnte.«
    »Und danach sind die Leute dann krank geworden?«
    »Nicht nur die Leute, die Rinder auch. Wir haben die Grube neben der Scheune ausgehoben, um sie darin zu vergraben, alle aus dem ursprünglichen Bestand, außer dreien.«
    »Schwäche, unsicherer Gang, Gewichtsverlust gingen dem Tod voraus?«
    »Ja, so ungefähr – woher weißt du das?«
    »Die Symptome von KVES. Die Kühe waren die Überträger. Das ist es, was Diane krank macht.«
    Ein langes Schweigen. Dann: »Ich darf dieses Gespräch überhaupt nicht führen.«
    »Ich bin oben in dem hinteren Zimmer.«
    »Ich weiß, wo du bist.«
    »Dann komm und schließ die Tür auf.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Warum? Wirst du beobachtet?«
    »Ich kann dich nicht einfach befreien. Ich dürfte mich nicht mal mit dir unterhalten. Ich bin beschäftigt, Tyler. Ich mache Diane etwas zu essen.«
    »Ist sie noch kräftig genug, um zu essen?«
    »Ja… wenn ich ihr helfe.«
    »Lass mich raus. Es muss ja niemand wissen.«
    »Ich kann nicht.«
    »Sie braucht einen Arzt.«
    »Ich kann dich nicht rauslassen, selbst wenn ich wollte. Bruder Aaron hat den Schlüssel.«
    Ich dachte kurz nach. »Dann lass das Telefon bei ihr, wenn du ihr das Essen bringst – dein Telefon. Du sagtest doch, dass sie mit mir sprechen will, stimmt’s?«
    »Sie sagt jetzt oft Sachen, die sie gar nicht meint.«
    »Und du glaubst, das war hier auch der Fall?«
    »Ich muss jetzt Schluss machen.«
    »Lass ihr das Telefon da, Simon. Simon?«
    Totenstille.
     
    Ich ging zum Fenster, wartete. Ich sah Pastor Dan zwei leere Eimer von der Scheune zum Haus tragen und kurz darauf mit gefüllten, dampfenden zurückkehren. Wenige Minuten später ging auch Aaron Sorley zur Scheune.
    Womit nur noch Simon und Diane im Haus waren. Vielleicht gab er ihr gerade etwas zu essen. Fütterte sie.
    Ich verspürte ein unbändiges Verlangen, das Telefon zu benutzen, aber ich hatte beschlossen zu warten, die Dinge sich ein wenig beruhigen, die Hitze abklingen zu lassen.
    Ich beobachtete die Scheune. Helles Licht drang durch die Bretterwände, als sei drinnen eine Batterie von Industrielampen installiert. Condon war den ganzen Tag lang hin- und hergelaufen. Irgendwas geschah da drinnen.
    Meine Armbanduhr vermeldete gerade das Ablaufen einer weiteren Stunde, als ich, ziemlich leise, ein Geräusch hörte, das vom Schließen einer Tür herrühren mochte. Dann Schritte auf der Treppe, und gleich darauf sah ich Simon zur Scheune gehen.
    Er blickte nicht nach oben. Und er kam auch nicht wieder aus der Scheune heraus. Er war dort mit Sorley und Condon, und wenn er das Telefon nach wie vor bei sich hatte, konnte ihn ein Anruf in Gefahr bringen. Nicht, dass mir Simons Wohlergehen übermäßig am Herzen gelegen hätte.
    Wenn er aber das Telefon bei Diane gelassen hatte, dann war jetzt die Gelegenheit da.
    Ich tippte die Nummer ein.
    »Ja.« Es war Diane, die antwortete. »Ja?« Ihre Stimme war atemlos, schwach.
    »Diane. Ich bin’s. Tyler.« Ich hatte Mühe, meinen Puls zu kontrollieren; es war, als hätte sich eine Tür in meiner Brust geöffnet.
    »Tyler… Simon sagte, du würdest vielleicht anrufen.«
    Ich musste mich anstrengen, sie zu verstehen. Sie sprach vollkommen kraftlos, nur mit Hals und Zunge. Was der Ätiologie von KVES entsprach: Die Krankheit befällt zuerst die Lunge, dann das Herz, eine koordinierte Attacke von beinahe militärischer Effizienz. Vernarbtes, schaumartiges Lungengewebe gibt weniger Sauerstoff an das Blut ab; das Herz, sauerstoffunterversorgt, pumpt das Blut mit weniger Leistung; die KVES-Bakterien machen sich beide Schwächen zunutze, graben sich mit jedem mühsamen Atemzug tiefer in den Körper hinein. »Ich bin nicht weit weg, Diane. Ich bin ganz in der Nähe.«
    »In der Nähe? Kann ich dich sehen?«
    Ich wollte ein Loch in die Wand reißen. »Bald. Das verspreche ich. Wir müssen dich hier wegbringen. Dir Hilfe besorgen. Damit wir dich wieder gesund kriegen.«
    Ich lauschte dem Geräusch weiterer quälender Atemzüge und fragte mich schon, ob sie mir noch zuhörte. Dann sagte sie: »Ich dachte, ich hätte die Sonne gesehen…«
    »Es ist nicht das

Weitere Kostenlose Bücher