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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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etwas bedeutete. Vielleicht wollte ich gerade dafür den Beweis antreten. Vielleicht war das der Grund, warum wir am Ende in Giselles Schlafzimmer stolperten, noch einen Joint rauchten, auf die rosa Bettdecke fielen, unter den regenblinden Fenstern miteinander schliefen und uns in den Armen hielten, bis wir eingeschlafen waren.
    Aber es war nicht Giselles Gesicht, das mir im postkoitalen Traum erschien, und als ich ein paar Stunden später erwachte, dachte ich: Mein Gott, sie hat Recht – ich gehe nach Florida.
     
    Letztlich dauerte es dann noch einige Wochen, um alles zu arrangieren, sowohl auf Jasons Seite als auch im Krankenhaus. Während dieser Zeit sah ich Giselle noch einmal, aber nur kurz. Sie suchte nach einem Gebrauchtwagen, ich verkaufte ihr meinen. Ich wollte die Fahrt über Land nicht riskieren (die Steigerungsrate beim Straßenraub auf den Interstate-Highways lag im zweistelligen Bereich). Doch wir sprachen nicht mehr von der Intimität zwischen uns, die mit dem Regen gekommen und wieder gegangen war, ein Akt leicht betrunkener Freundlichkeit. Wessen Freundlichkeit? Vermutlich eher ihre.
    Von Giselle abgesehen, gab es nur wenige Menschen in Seattle, denen ich auf Wiedersehen sagen musste, und in meiner Wohnung gab es, abgesehen von einigen – sehr leicht zu transportierenden – digitalen Dateien und ein paar hundert antiken Platten, nichts Wesentliches, das ich behalten wollte. Am Tag meiner Abreise half Giselle mir, das Gepäck im Taxi zu verstauen. »Sea-Tac-Airport«, sagte ich zu dem Fahrer, und sie winkte mir zum Abschied nach, als das Taxi in den Verkehr einfädelte, nicht übermäßig traurig, aber immerhin ein bisschen wehmütig.
    Giselle war in Ordnung und sie führte ein riskantes Leben. Ich hab sie nie wiedergesehen, aber ich hoffe, sie hat das Chaos überlebt, das später folgte.
     
    Der Flieger nach Orlando war ein knarrender alter Airbus. Die Sitzbezüge waren abgenutzt und die in die Rückenlehnen eingelassenen Videobildschirme hätten längst erneuert werden müssen. Ich setzte mich auf meinen Platz zwischen einem russischen Geschäftsmann am Fenster und einer Frau mittleren Alters am Gang. Der Russe war mürrisch und legte wenig Wert auf Konversation, aber die Frau wollte reden: sie war Freiberuflerin, fertigte medizinische Transkriptionen an; sie flog für zwei Wochen nach Tampa, um ihre Tochter und ihren Schwiegersohn zu besuchen. Sie hieß Sarah, und wir fachsimpelten ein wenig über medizinische Dinge, während das Flugzeug rumpelnd seine Reiseflughöhe ansteuerte.
    In den fünf Jahren seit dem chinesischen Feuerwerk war reichlich Geld aus Bundesmitteln in die Luft- und Raumfahrtindustrie gepumpt worden. Nur wenig davon war allerdings dem kommerziellen Flugverkehr zugute gekommen, was zur Folge hatte, dass diese notdürftig aufpolierten Airbusse noch immer flogen. Der Großteil des Geldes war stattdessen in allerlei Projekte geflossen, die E. D. Lawton von seinem Washingtoner Büro aus leitete und Jason bei Perihelion in Florida ausgestaltete: Spin-Forschung und, seit kurzem, das Mars-Projekt. Die Clayton-Administration hatte all diese Haushaltsposten durch einen willfährigen Kongress geschleust, der nur zu gern den Eindruck vermitteln wollte, er würde greifbare Maßnahmen gegen den Spin unterstützen. Das war gut für die öffentliche Moral. Und noch besser war, dass niemand sofort greifbare Ergebnisse erwartete.
    Die Investitionen aus dem Bundeshaushalt hatten dazu beigetragen, die heimische Wirtschaft über Wasser zu halten, zumindest im Südwesten, im Großraum Seattle und im Küstengebiet von Florida. Der Aufschwung, der damit angestoßen worden war, erwies sich jedoch als schleppend und prekär, und Sarah machte sich Sorgen um ihre Tochter: Ihr Schwiegersohn arbeitete als Installateur und war von seiner Firma, einem Erdgasunternehmen in der Gegend von Tampa, auf unbestimmte Zeit freigestellt worden. Sie lebten in einem Wohnwagen, bekamen Unterstützung aus einem Hilfsfond der Regierung und versuchten ihren dreijährigen Sohn, Sarahs Enkel Buster, halbwegs ordentlich großzuziehen.
    »Ist das nicht ein seltsamer Name«, fragte sie, »für einen Jungen? Ich meine, Buster? Klingt wie ein Stummfilmstar. Aber irgendwie passt er sogar zu ihm.«
    Ich sagte ihr, Namen seien wie Kleider: du trägst sie oder sie tragen dich. Sie erwiderte: »Ja, ist das so, Tyler Dupree?«, und ich lächelte verlegen.
    »Allerdings«, fuhr sie fort, »weiß ich nicht, warum junge Leute heutzutage

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