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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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Und wie ich so, ein bisschen benommen, neben ihr ging, fragte ich mich, ob ich in ihren Augen abscheulich oder abstoßend geworden war, ob sie die Schinken-und-Käse-Beimischung meines Atems registrierte, oder die Baumwoll/Polyester-Jacke, die ich trug.) Sie hatte sich nicht sehr verändert, war allerdings etwas dünner als früher, dünner vielleicht als zuträglich, denn ihre Kinnlinie zeichnete sich doch recht schroff vor dem hohen, engen Kragen ab.
    Ich war noch nüchtern genug, ihr dafür zu danken, dass sie mich nüchtern machen wollte.
    »Ich musste da auch dringend weg. All diese Leute, die E. D. eingeladen hat. Keiner von denen hat deine Mutter in irgendeiner relevanten Weise gekannt, kein einziger. Die unterhalten sich alle über Mittelzuweisungen oder Nutzlasttonnagen. Schließen Geschäfte ab oder bereiten sie vor.«
    »Vielleicht ist das E. D.s Art, ihr Ehre zu erweisen. Den Leichenschmaus mit politischer Prominenz würzen.«
    »Das ist eine sehr großmütige Interpretation.«
    »Er macht dich immer noch wütend.« Und so leicht, dachte ich.
    »E. D.? Natürlich. Obwohl es gütiger wäre, ihm zu vergeben. Was du anscheinend getan hast.«
    »Ich habe ihm weniger zu vergeben. Er ist ja nicht mein Vater.«
    Ich hatte das ganz ohne Hintergedanken, ja ohne Absicht, ausgesprochen. Aber noch immer spukte das, was Jason mir vor einigen Wochen erzählt hatte, in meinen Gedanken herum. Ich verschluckte mich an der Bemerkung, wollte sie schon zurücknehmen, bevor ich sie ganz ausgesprochen hatte, wurde rot, als sie heraus war. Diane sah mich erst verständnislos an, dann weiteten sich ihre Augen und ein Ausdruck trat in ihr Gesicht, in dem sich Zorn und Verlegenheit so deutlich mischten, dass ich ihn trotz der trüben Lichtverhältnisse ohne Schwierigkeiten interpretieren konnte.
    »Du hast mit Jason gesprochen«, sagte sie kalt.
    »Tut mir Leid…«
    »Wie muss man sich das genau vorstellen? Ihr beiden sitzt zusammen und macht euch über mich lustig?«
    »Natürlich nicht. Er… Was Jason gesagt hat, das kam alles von den Medikamenten.«
    Ein weiterer grotesker Fauxpas. Sie sprang sofort darauf an: »Was für Medikamente?«
    »Ich bin sein praktischer Arzt. Manchmal verschreib ich ihm etwas. Ist das irgendwie wichtig?«
    »Was sind das für Medikamente, die dich veranlassen, ein Versprechen zu brechen, Tyler? Er hat versprochen, dir nie etwas davon zu sagen… Ist Jason krank? Ist er deshalb nicht zur Beerdigung gekommen?«
    »Er hat viel zu tun. Es sind nur noch wenige Tage bis zu den ersten Raketenstarts.«
    »Aber aus irgendeinem Grund ist er bei dir in Behandlung.«
    »Ich kann mich hier nicht über seine Krankengeschichte auslassen, das würde gegen die ärztliche Schweigepflicht verstoßen«, sagte ich, obwohl mir klar war, dass ich damit erst recht ihr Misstrauen erregen würde. Ich verriet sein Geheimnis gerade dadurch, dass ich darauf bestand, es zu wahren.
    »Das wäre typisch für ihn, krank zu werden und keinem von uns etwas zu sagen. Er ist so, so hermetisch verschlossen…«
    »Vielleicht solltest du die Initiative ergreifen. Ruf ihn einfach mal an.«
    »Glaubst du denn, das tue ich nicht? Hat er dir das auch erzählt? Eine Zeit lang hab ich ihn jede Woche angerufen. Aber er hat dann einfach diesen hohlen Charme angeknipst und sich geweigert, irgendwas von Bedeutung zu sagen. Wie geht’s, mir geht’s gut, was gibt’s Neues, nichts. Er will nichts von mir hören, Tyler, er ist voll auf E. D.s Seite. Ich bin ihm nur peinlich.« Sie machte eine kurze Pause. »Es sei denn, daran hätte sich etwas geändert.«
    »Ich weiß nicht, was sich geändert hat. Aber vielleicht solltest du ihn besuchen, direkt mit ihm reden.«
    »Wie sollte ich das anfangen?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Nimm dir noch eine Woche frei. Flieg mit mir zurück.«
    »Du hast gesagt, er hätte zu tun.«
    »Sobald die Raketen gestartet sind, heißt es nur noch: abwarten und Tee trinken. Du kannst mit uns nach Canaveral kommen. Zusehen, wie Geschichte gemacht wird.«
    »Diese Raketenstarts sind nutzlos«, erklärte sie, aber es klang wie etwas Angelerntes. »Ich würde schon gern, ich kann es mir nur nicht leisten. Simon und ich kommen zurecht, aber wir sind nicht reich. Wir sind keine Lawtons.«
    »Ich spendier dir das Flugticket.«
    »Du bist ein freigiebiger Betrunkener.«
    »Ich mein es ernst.«
    »Danke, aber nein. Das kann ich nicht annehmen.«
    »Überleg es dir in Ruhe.«
    »Frag mich noch mal, wenn du nüchtern bist.«

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