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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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ertragen müssen. Sie würden ein atmosphärisches Abbremsen von nahezu tödlichem Delta v nach Monaten der Schwerelosigkeit zu erleiden haben, gefolgt von einem gefährlichen Abstieg zur Planetenoberfläche. Falls all das funktionierte und falls ihre karg bemessene Überlebensausrüstung den parallelen Abstieg schaffte und halbwegs in ihrer Nähe landete, würden sie als Nächstes Techniken und Fähigkeiten entwickeln müssen, um in einer Umgebung zu überdauern, die für eine menschliche Besiedlung nicht annähernd geeignet war. Ihre Mission bestand nicht darin, zur Erde zurückzukehren, sondern lange genug zu leben, um sich in ausreichender Zahl zu vermehren und ihren Nachkommen tragfähige Existenzbedingungen zu hinterlassen.
    »Welcher zurechnungsfähige Mensch würde sich darauf einlassen?«
    »Du würdest dich wundern.« Ich konnte zwar nicht für die Chinesen, die Russen oder irgendwelche anderen internationalen Freiwilligen sprechen, aber die nordamerikanischen Expeditionskandidaten waren ganz gewöhnliche, ja geradezu schockierend normale Männer und Frauen. Sie waren ausgewählt worden auf Grund ihrer Jugend, ihrer körperlichen Robustheit und ihrer Fähigkeit, Unannehmlichkeiten auch über längere Zeit zu ertragen. Nur wenige von ihnen waren Testpiloten bei der Airforce gewesen, aber alle besaßen das, was Jason als die »Testpilotenmentalität« bezeichnete, nämlich die Bereitschaft, ein gravierendes Risiko für Leib und Leben einzugehen, um etwas Spektakuläres zu erreichen. Und natürlich waren die meisten von ihnen dem Tode geweiht, ebenso wie die Mehrzahl der Bakterien, die wir nach oben schicken würden. Das Äußerste, was wir hoffen durften, war, dass eine Gruppe Überlebender, die durch die hoffentlich bemoosten Schluchten der Valles Marineris wanderte, auf eine ähnliche Gruppe von Russen oder Dänen oder Kanadiern treffen und eine lebensfähige marsianische Menschheit auf den Weg bringen würde.
    »Und das kannst du alles gutheißen?«
    »Mich hat niemand nach meiner Meinung gefragt. Aber ich wünsche ihnen alles Gute.«
    Diane warf mir einen Das-reicht-nicht-Blick zu, entschied sich aber, das Thema nicht weiter zu vertiefen. Wir fuhren mit dem Fahrstuhl hinunter ins Foyer-Restaurant. Schon als wir uns hinter einem Dutzend von Fernsehtechnikern anstellten, um einen Tisch zugewiesen zu bekommen, muss sie die wachsende Erregung gespürt haben, und nachdem wir bestellt hatten, wandte sie den Kopf, lauschte nach Bruchstücken der Unterhaltungen ringsum – Wörter wie »Photodissoziation«, »kryptoendolithisch« und, ja, auch »Ökopoiesis« wehten von den Tischen der gedrängt sitzenden Journalisten herüber, die sich schon mal in den Jargon für den nächsten Tag einübten oder sich einfach zu verstehen mühten, wovon die Rede war. Dies war das erste Mal seit der Mondlandung vor über sechzig Jahren, dass die Aufmerksamkeit der Welt sich so ausschließlich auf ein Raumfahrtabenteuer konzentrierte, und der Spin verlieh dieser Zweitauflage etwas, das der Mondlandung gefehlt hatte: echte Dringlichkeit, ein globales Bewusstsein für das Risiko.
    »Das alles ist Jasons Werk, nicht wahr?«
    »Schon möglich, dass es auch ohne Jason und E. D. passieren würde. Aber es würde ganz anders vor sich gehen, vermutlich lange nicht so schnell und so effizient. Jase war von Anfang an im Zentrum des Geschehens.«
    »Und wir an der Peripherie. Kreisen immerzu um das Genie herum. Ich verrate dir ein Geheimnis: Ich hab ein bisschen Angst vor ihm. Ihn nach so langer Zeit wiederzusehen. Ich weiß, dass er mich ablehnt.«
    »Nicht dich. Deinen Lebensstil vielleicht.«
    »Du meinst meinen Glauben. Es ist okay, darüber zu reden. Ich weiß, dass Jase sich ein bisschen…ja, betrogen fühlt. Aber zu Unrecht. Jason und ich sind nie demselben Weg gefolgt.«
    »Im Grunde, weißt du, ist er immer noch einfach Jase. Der gute alte Jase.«
    »Aber bin ich auch noch die gute alte Diane?«
    Worauf ich nichts zu erwidern wusste.
    Sie aß mit großem Appetit, und nach dem Hauptgericht bestellten wir noch Nachtisch und Kaffee. Ich sagte: »Was für ein Glück, dass du dir hierfür Zeit nehmen konntest.«
    »Ein Glück, dass Simon mich von der Leine gelassen hat?«
    »So habe ich das nicht gemeint.«
    »Ich weiß. Aber in gewisser Weise ist es so. Simon hat mitunter einen Hang zum Kontrollieren. Er weiß gern, wo ich bin.«
    »Ist das ein Problem für dich?«
    »Du meinst, ist meine Ehe in Schwierigkeiten? Nein, ist sie nicht,

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