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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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und das würde ich auch nicht zulassen. Das heißt aber nicht, dass wir nicht hin und wieder verschiedener Meinung wären.« Sie zögerte. »Wenn ich darüber rede, erzähl ich es dir, okay? Nicht Jason. Nur dir.«
    Ich nickte.
    »Simon hat sich ein bisschen verändert, seit du ihm begegnet bist. Haben wir alle, alle, die in den alten NK-Tagen dabei waren. Bei NK ging es darum, jung zu sein und eine Gemeinschaft des Glaubens zu errichten, so etwas wie einen heiligen Raum, wo wir keine Angst voreinander haben mussten, wo wir einander umarmen konnten, nicht nur im bildlichen Sinne, sondern tatsächlich. Der Garten Eden auf Erden. Aber wir hatten uns etwas vorgemacht. Wir dachten, AIDS würde keine Rolle spielen, Eifersucht würde keine Rolle spielen – konnten sie ja gar nicht, weil wir das Ende der Welt erreicht hatten. Aber die Trübsalzeit ist lang, Ty. Die Trübsal ist Arbeit für ein ganzes Leben, und dafür müssen wir gesund und stark sein.«
    »Du und Simon…«
    »Oh, wir sind gesund.« Sie lächelte. »Danke der Nachfrage, Dr. Dupree. Aber wir haben Freunde an AIDS und an Drogen verloren. Die Bewegung war eine Achterbahnfahrt, Liebe auf dem Weg nach oben und Trauer auf dem Weg nach unten. Das wird dir jeder sagen, der dabei war.«
    Gut möglich, aber Diane war die einzige NK-Veteranin, die ich kannte. »Die letzten Jahre waren für niemanden leicht.«
    »Simon hat sich schwer getan, damit fertig zu werden. Er glaubte wirklich, wir wären eine gesegnete Generation. Einmal hat er mir erzählt, dass Gott sich der Menschheit so weit genähert habe, dass es einem vorkomme, als würde man in einer Winternacht neben einem Ofen sitzen und könne sich praktisch die Hände am Königreich des Himmels wärmen. Wir haben alle so empfunden, aber bei Simon hat es wirklich das Beste in ihm hervorgebracht. Und als dann alles zerfiel, als so viele von unseren Freunden krank wurden oder in diese oder jene Abhängigkeit abdrifteten, da hat ihn das ziemlich tief getroffen. Das war auch die Zeit, als das Geld allmählich knapp wurde und Simon sich eine Arbeit suchen musste – wir beide mussten das. Ich hab ein paar Jahre lang aushilfsweise gearbeitet. Simon konnte keinen säkularen Job finden – er ist jetzt Hausmeister in unserer Kirche in Tempe, Jordan Tabernacle heißt sie, und sie bezahlen ihn, wenn sie können… Er lernt gerade für sein Installateurszeugnis.«
    »Nicht gerade das Gelobte Land.«
    »Ja, aber weißt du was? Ich glaube, so ist es auch nicht gedacht. Das sage ich ihm immer wieder. Vielleicht spüren wir, wie das Tausendjährige Reich sich nähert, aber es ist noch nicht da – wir müssen immer noch die letzten Minuten des Spiels zu Ende spielen, auch wenn das Ergebnis schon feststeht. Und vielleicht werden wir danach beurteilt. Wir müssen so spielen, als käme es noch darauf an.«
    Wir fuhren hinauf zu unseren Zimmern. Diane blieb vor ihrer Tür stehen und sagte: »Jetzt merke ich wieder, wie gut es tut, mit dir zu reden. Wir konnten uns schon früher immer gut unterhalten, weißt du noch?«
    Hatten uns unsere Ängste über das keusche Medium des Telefons anvertraut. Intimität auf große Entfernung. Das war ihr immer lieber gewesen. Ich nickte.
    »Vielleicht können wir das wieder so machen«, sagte sie. »Vielleicht kann ich dich ab und zu von Arizona aus anrufen.«
    Sie würde natürlich mich anrufen, weil es Simon womöglich nicht gefallen würde, wenn ich sie anriefe, das war klar. Ebenso wie der Charakter der Beziehung, die sie vorschlug. Ich sollte der platonische Kumpel sein, jemand Harmloses, dem man sich in schwierigen Zeiten anvertrauen kann, wie der schwule Freund der Hauptdarstellerin in einem Hollywoodfilm. Wir würden plaudern. Uns dies und jenes erzählen. Niemand würde irgendjemand wehtun.
    Es war nicht das, was ich wollte oder brauchte. Aber das konnte ich dem etwas verlorenen, bittenden Blick, der auf mich gerichtet war, nicht entgegenschleudern. Stattdessen sagte ich: »Ja, natürlich.«
    Sie grinste und umarmte mich und ließ mich im Flur stehen.
    Ich blieb länger auf, als vernünftig gewesen wäre, hätschelte, eingebettet in Lärm und Gelächter aus angrenzenden Zimmern, meine angeschlagene Würde und dachte an all die Wissenschaftler und Ingenieure bei Perihelion, JPL und Kennedy, all die Zeitungsleute und Videojournalisten, die die Scheinwerfereffekte über den Raketen beobachteten, dachte an uns alle, die wir hier am äußersten Ende der Menschheitsgeschichte unsere Arbeit

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