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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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erworben. Das hab ich von Tim Chesley gehört, dem Datenverarbeitungstypen in der Personalabteilung. Angeblich kommen nächste Woche irgendwelche Landvermesser ins Haus.«
    »Wozu?«
    »Weiß keiner. Vielleicht expandieren wir. Oder vielleicht werden wir in eine Mall umgewandelt.«
    Das war das erste Mal, dass ich davon hörte.
    »Du bist nicht auf dem Laufenden«, sagte Molly lächelnd. »Du brauchst Kontakte. So wie mich.«
     
    Nach dem Essen gingen wir zu Molly nach Hause, wo ich die Nacht verbrachte.
    Ich werde hier nicht die Gesten, Blicke und Berührungen beschreiben, mit denen wir unsere Intimitäten ins Werk setzten. Nicht weil ich prüde bin, sondern weil ich offenbar keine Erinnerung mehr daran habe. Sie ist der Zeit zum Opfer gefallen, meiner Neuerschaffung. Ja sicher, mir ist die Ironie bewusst, die darin liegt. Ich kann den Artikel zitieren, über den wir sprachen, und ich kann Ihnen sagen, was sie im Champs gegessen hat – aber alles, was vom Sex geblieben ist, ist ein verblasstes Erinnerungsbild: ein abgedunkeltes Zimmer, eine feuchte Brise, in der sich die Vorhangspindeln drehten, und ihre grünen Augen vor meinem Gesicht.
     
    Nach einem Monat war Jason wieder bei Perihelion und fegte durch die Gänge, als habe er sich Infusionen eines bisher unbekannten Aufputschmittels verabreichen lassen.
    Er brachte eine Armee von Sicherheitspersonal mit, ganz in Schwarz gekleidet, niemand wusste genau, wo sie herkamen, man vermutete aber, dass sie das Finanzministerium repräsentierten. Ihnen folgten wiederum kleine Bataillone von Bürokraten und Landvermessern, die die Flure bevölkerten und sich weigerten, mit irgendjemandem aus der Belegschaft zu sprechen. Molly gab die umlaufenden Gerüchte an mich weiter: Die Anlage solle dem Erdboden gleichgemacht werden; die Anlage solle erweitert werden; wir sollten alle entlassen werden; wir sollten alle Gehaltserhöhungen bekommen. Kurzum, irgendetwas war im Busch.
    Fast eine Woche lang hörte ich nichts von Jason. An einem Donnerstagnachmittag dann, als wenig Betrieb herrschte, piepte er mich in meiner Praxis an und bat mich, in den zweiten Stock zu kommen: »Ich möchte dich mit jemandem bekannt machen.«
    Noch bevor ich das inzwischen schwer bewachte Treppenhaus erreichte, hatte sich mir bereits eine Eskorte bewaffneter Wärter beigesellt, die laut Abzeichen überall unbeschränkten Zugang hatten und mich nach oben zu einem Konferenzzimmer führten. Offenbar also kein beiläufiges Beisammensein, dies war eine schwerwiegende Perihelion-Angelegenheit, zu der ich gar keinen Zugang hätte haben dürfen. Offenbar hatte Jason mal wieder beschlossen, Geheimnisse mit mir zu teilen. Niemals ein ganz unzweifelhaftes Vergnügen. Ich holte tief Luft und schob mich durch die Tür.
    In dem Raum befanden sich ein Mahagonitisch, ein halbes Dutzend Plüschsessel und, von mir abgesehen, zwei Männer.
    Einer der Männer war Jason.
    Den zweiten Mann hätte man mit einem Kind verwechseln können. Ein entsetzlich verbranntes Kind, das dringend eine Hauttransplantation benötigte – das war mein erster Eindruck. Dieses Individuum, etwa eins fünfundfünfzig groß, stand in einer Ecke des Zimmers. Es trug eine blaue Jeans und ein schlichtes weißes Baumwollshirt. Seine Schultern waren breit, die Augen groß und blutunterlaufen, und die Arme schienen ein bisschen zu lang für den verkürzten Torso.
    Aber das Auffallendste an ihm war die Haut. Die Haut war ohne Glanz, aschschwarz und vollkommen haarlos. Sie war nicht faltig im herkömmlichen Sinne – nicht lose, wie etwa die eines Bluthundes –, sondern extrem strukturiert, runzelig wie die Schale einer Honigmelone.
    Der kleine Mann kam auf mich zu und streckte die Hand aus. Eine kleine faltige Hand am Ende eines langen faltigen Arms. Ich ergriff sie zögerlich. Mumienfinger, dachte ich. Aber fleischig, dick, wie die Blätter einer Wüstenpflanze; es war, als würde man eine Hand voll Aloe vera drücken und diese drückten zurück. Das Geschöpf grinste.
    »Das ist Wun«, sagte Jason.
    »Was ist wund?«
    Wun lachte. Seine Zahne waren groß, stumpf und makellos. »Ich kann mich immer wieder an diesem köstlichen Witz erfreuen.«
    Sein voller Name lautete Wun Ngo Wen, und er kam vom Mars.
     
    Der Mann vom Mars.
    Was eigentlich eine irreführende Bezeichnung war. Die Marsianer haben eine lange literarische Geschichte, von H. G. Wells bis Kim Stanley Robinson, aber in Wirklichkeit war der Mars natürlich ein toter Planet. Bis wir das

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