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Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Titel: Spines - Das ausradierte Ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherm
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Hauch einer Chance.
    Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es höchste Zeit für ihn war, sich aus dem Staub zu machen. Er schloss alle Programme, die er geöffnet hatte, und löschte alle Spuren, die er auf dem Rechner hinterlassen hatte. Dann stieg er in den Lüftungsschacht, schloss die Abdeckung und machte sich auf den Rückweg. Es lief alles reibungslos. Anscheinend hatte niemand bemerkt, dass er in das Gebäude eingedrungen war. Auch die Abseilaktion verlief ohne Probleme. Als er den Boden erreicht hatte, sammelte er sein Equipment ein und lief auf die Straße zurück, wo Sarah immer noch im Auto auf ihn wartete.
    Paul stieg zu ihr in den Wagen, warf sein Kletterequipment auf die Rückbank und drückte Sarah den USB-Stick in die Hand. »Ich glaube du hast Recht. Bei Gene Design laufen Dinge, die sehr irritierend sind. Ich glaube, sie verfügen bereits über Möglichkeiten, von denen wir noch nicht einmal träumen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, sie arbeiten mit Rechenleistungen, mit denen wir vielleicht im Jahr 2030 gerechnet haben, oder frühestens in 2020, vielleicht auch erst 2040. Gene Design Tech scheint schon heute über Computer zu verfügen, die mindestens eine um den Faktor 10 höhere Leistung haben als die Computer, mit denen wir heute arbeiten. Was das bedeutet, kann ich dir jetzt noch nicht genau sagen, darüber muss ich noch in Ruhe nachdenken. Interessant wäre auch, wie lange sie schon über derartige Rechenleistungen verfügen.«
    »Und was bedeutet es ‚ungenau’?«
    »Es könnte bedeuten, dass sie über Computer verfügen, die zu einer eigenen Intelligenz fähig sind. Die vielleicht sogar klüger sind als ein Mensch. Wenn du daran denkst, wie schlecht die ersten Schachcomputer waren, wie leicht sie jeder mittelmäßige Schachspieler schlagen konnten und wie die jetzigen Computer Schach spielen. Die sind praktisch nur noch von Großmeistern zu schlagen – und auch das nicht immer. Ein Rechner mit einer derart hohen Leistungsfähigkeit ermöglicht eine sehr, sehr schnelle Datenauswertung. Und damit ermöglicht er natürlich auch völlig neue Erkenntnisse. Er ermöglicht vielleicht sogar Dinge, die wir uns bis jetzt noch nicht vorstellen konnten.«
    »Was heißt das konkret?«
    »Ein solcher Rechner könnte es zum Beispiel ermöglichen, genau, bis ins letzte Detail, zu verstehen, wie unser Gehirn funktioniert, wie es wirklich aufgebaut ist und wie chemische, biologische und elektrische Phänomene zusammenwirken. Und das könnte bedeuten, dass man irgendwann über sehr, sehr große Einflussmöglichkeiten auf so ein Gehirn verfügt. Nach dem, was ich gesehen habe, könnte es sein, dass Gene Design bereits über solche Möglichkeiten verfügt.«
    »Und sie haben Mark für ihre Experimente benutzt, oder?«
    »Ich denke ja. Alles was ich gesehen habe, deutet darauf hin, dass GDT im Rahmen des Alzheimer Projektes einige ganz spezielle Experimente durchgeführt hat. Es gibt Aufzeichnungen über diese Experimente, Filme mit einer extrem hohen Auflösung und Qualität. Dagegen ist das, was wir am Institut machen, lächerlich. Ich habe einige der Unterlagen zu den Experimenten kopiert. Schau dir mal an, was auf diesem USB-Stick drauf ist! Es sind Transkripte von Interviews mit Mark, Protokolle und Auswertungen. Vielleicht hilft uns das weiter.«
    Sarah holte ihr Sub-Notebook aus der Tasche und vertiefte sich in die Files auf dem USB-Stick.
    »Ich denke, wir sollten jetzt Mark besuchen. Ich glaube, wir müssen so schnell wie möglich mit ihm reden.« Damit warf Paul den Motor an und fuhr los.
    »Das ist ungeheuerlich, unfassbar!«, murmelte Sarah vor sich hin. »Ich hab es die ganze Zeit geahnt, aber ich hab nie geglaubt, dass es wahr sein könnte. Sie haben Mark die ganze Zeit manipuliert. Ohne sein Wissen und seine Einwilligung haben sie sein Gehirn manipuliert und versucht, seine ganze Persönlichkeit zu verändern. Sie haben versucht, ein Werkzeug aus ihm zu machen.«
    Sarah kopierte die Daten des USB-Stick auf ihr Notebook und machte dann eine Sicherheitskopie auf ihrem MP3-Player. Sicher ist sicher, dachte sie und steckte den MP3-Player in ihre Tasche zurück.

* * *
    Es wurde bereits langsam hell, als sie vor Marks Haus eintrafen. Einige Fenster waren erleuchtet. Es gab also auch in dieser verlorenen Gegend ein paar Leute, die einen Job hatten und früh raus mussten. Die Eingangstür war nur angelehnt und ließ sich nach innen aufdrücken. Sarah und Paul rannten die Treppe zu Marks

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