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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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sich ein Besuch lohnt oder ob ein bissiger Hund hinter dem Tor lauert. ›Lampen!‹ ist ein Ausdruck, den man sich als Warnung bei Gefahr zurief.«
    »Glaubst du, Hannes hat das Wort auf den Spiegel geschrieben?«
    »Er kennt es. Er hat sich ein Vokabelheft mit rotwelschen Wörtern angelegt. Manche benutzen wir im Deutschen ganz offiziell, zum Beispiel Kies für Geld .«
    Na ja, was heißt offiziell, dachte Katinka, auf der Bank würde ich nicht von Kies sprechen, es sei denn, ich bin Panzerknacker. Sie zückte ihren Autoschlüssel und betätigte die Fernbedienung. Ihr Käfer grüßte mit einem kurzen Aufblitzen der Blinker.
    »Woher hat Hannes einen Lippenstift?«
    »Das kann meiner sein.« Anjas Stimme wurde leise. »Er hat sich meinen Lieblingslippenstift als Talisman eingepackt.«
    Skurriler geht’s nicht mehr, dachte Katinka. Rotwelsche Warnrufe, ein Lippenstift als Talisman und widerliche Anrufe.
    »Danke, Anja. Ich fahre jetzt zurück in Hannes’ Wohnung und sehe mich noch mal um.«
    Hinter ihr knallte die Tür zum Treppenturm zu. Katinka fuhr herum. Jemand kam in ihre Richtung. In Panik rannte sie zu ihrem Auto, sprang hinter das Steuer und verriegelte die Türen. Im Rückspiegel sah sie einen Mann herankommen, die Hände in ausgebeulten Jackentaschen vergraben.
    Ihre fliegenden Finger würgten den Motor zweimal ab, bevor der Wagen endlich ansprang. Sie rammte den Schalthebel in den Rückwärtsgang und schoss aus ihrer Parklücke. Mit kreischenden Reifen wendete sie und gab Gas. Der Typ stand ihr im Weg. Wie rasend drückte sie auf die Hupe. Sie dröhnte unerträglich laut. Im letzten Augenblick sprang der Mann zur Seite.

     
    Als sie über die Landsberger Straße zurück nach Fürstenfeldbruck fuhr, beruhigte sie sich nach und nach. Die Stadt München zeigte hier ein anderes Gesicht als im Zentrum. Wohnblocks, Werkstätten, Firmengebäude. Obwohl Katinka damit rechnete, nach wenigen Kilometern aufs freie Land zu kommen, reihte sich doch immer weiter Haus an Haus. Erst hinter Puchheim fühlte sie sich freier. Sie fuhr rechts ran und ließ ein Dutzend Autos vorbeifahren. Aufmerksam beobachtete sie den Verkehr. Niemand folgte ihr. Was nichts hieß. Es gab cleverere Möglichkeiten, als mit der Stoßstange am Zielobjekt zu kleben.
    Katinka rief Fürlitzer an und bat ihn, gemeinsam mit ihr noch einmal in Hannes’ Wohnung zu gehen. Sie hatte nichts gegen die Anwesenheit eines Kung-Fu-Meisters. Fürlitzer sagte zu. Sie würden sich vor Hannes’ Haus treffen. Katinka sah auf die Uhr. Schon nach drei. Sie fuhr an, als das Handy schrillte.
    »Palfy?«
    »Hauke von Recken hier, grüß Sie Gott, Frau Palfy.«
    Katinka musste einen Augenblick nachdenken, bis sie ihren ehemaligen Professor im Fach Archäologie wiedererkannte.
    »Ach, hallo«, sagte sie unbestimmt. Vor Jahren hatte er ihr den ersten Fall als selbstständige Detektivin vermittelt.
    »Störe ich?«
    »Ich kann sprechen.«
    »Ich falle nicht gern mit der Tür ins Haus, aber seit Kurzem denke ich intensiv an Sie.«
    Katinka ordnete sich in den Verkehr ein, während sie das Handy zwischen Kinn und Ohr einklemmte. Sie vergaß jedes Mal, vor dem Start die Freisprechanlage bereitzumachen.
    »Was gibt’s denn?«, fragte Katinka. Ein neuer, anderer Auftrag wäre nicht schlecht. Gern würde sie ausgebüchste Doktoranden suchen oder ausländische Dozenten vom Bahnhof abholen.
    »Wie sieht es aus mit Ihrer momentanen Arbeitsbelastung?«
    »Inwiefern?«
    »Ich habe ein Projekt am Laufen«, sagte von Recken vieldeutig. Er gefiel sich in seiner Rolle als Rhetoriker, auch we nn er sie nach Katinkas Meinung nicht gerade ansprechend ausfüllte. »Ein Ausgrabungsprojekt. Wir fliegen nach Libyen, nach Leptis Magna. Haben Sie nicht Ihre Magisterarbeit über römische Spuren in Afrika verfasst?«
    »Nein.« Im Rückspiegel sah Katinka einen Streifenwagen. Sie warf das Handy auf den Beifahrersitz und bog rechts ab. Von Reckens Stimme hörte sie dennoch.
    »Nun denn«, tönte er sonor, »möchten Sie mitkommen nach Libyen? Zwei meiner Doktoranden sind für die Reise gesetzt. Wir brauchen noch jemanden.«
    Der euch den Aushub in der Schubkarre wegfährt, dachte Katinka und nahm ihr Handy wieder in die Hand.
    »Leptis Magna ist doch komplett erschlossen«, sagte sie. »Ist seit den Achtzigern sogar Weltkulturerbe.«
    »Es geht nicht ums Buddeln. Wir sind beauftragt, ein neues virtuelles Modell der Stadt anzufertigen. Forum, Theater, Hadriansthermen. Dazu müssen wir vor Ort

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