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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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sein.«
    »Danke, dass Sie an mich gedacht haben. Aber ich sehe keine Möglichkeit. Ich bin momentan mit Arbeit eingedeckt.«
    »Am 1. August soll es losgehen. Es wäre eine Chance für Sie, Frau Palfy. Wir könnten Ihre Mitarbeit mit einem Werkvertrag regeln. Die Mittel dafür sind bewilligt. Ich fand es immer schade, dass Sie nicht promoviert haben.«
    Ich aber nicht, dachte Katinka wütend.
    »Wie gesagt, danke für das Angebot.«
    »Denken Sie drüber nach. Wir bleiben drei Monate in Afrika. Wann bekommen Sie so eine Möglichkeit wieder, Frau Palfy? Wenn Sie zurück sind, können Sie immer noch Verbrecher jagen.« Er lachte selbstgefällig.
    Blöder Idiot, dachte Katinka, während sie auflegte. Jetzt hatte sie sich auch noch verfahren. Rechts und links Wald. In der Ferne ein Feld voller dunkler, fast schwarzer Erde. Zu allem Überfluss musste sie aufs Klo.
    Sie hielt an. Die Straße war wenig befahren. Sie ließ das Warnblinklicht an, lief ein paar Schritte zwischen die Bäume und hockte sich hin. Von Recken war ein vollgefressener, eitler Fatzke. Was sollte sie in Libyen! Außerdem war sie viel zu lange aus der Wissenschaft raus. Sie hatte nicht die Bohne Ahnung, wohin die Archäologie in den letzten Jahren getrieben war. Es schien ihr auch gleichgültig. Drei Monate Wüste. Hardo würde durchdrehen. Sie zog die Hosen hoch und ging durch das raschelnde Laub zum Auto zurück. Falsch. Ich würde durchdrehen.
    Im Wald war es kühl. Hatte Hardo nicht neulich gefragt, ob sie mal Urlaub machte? Ferien zu haben, wäre ein Traum. Eine entspannte Reise, nichts Aufregendes, keine Kontrollen an Flughäfen oder anstrengende Klimawechsel. Urlaub im eigenen Land. Vielleicht im Voralpenland. Oder lieber am Meer. Aber im Urlaub allein zu sein, machte keinen Spaß. Katinka startete den Motor.

     
    »Wonach suchen wir?«, fragte Fürlitzer.
    Katinka erläuterte ihm, was sie von Anja gehört hatte.
    »Das klingt, als würden wir im Handumdrehen fertig sein«, spöttelte er und steckte den Schlüssel ins Schloss. Nichts sah verändert aus, seit sie vor wenigen Stunden weggegangen waren, aber bei dem Chaos war das auch schwer festzustellen.
    »Wir sollten nach Kaugummipapierchen suchen«, sagte Katinka, während sie Fürlitzer ein neues Paar Handschuhe hinhielt. »Außerdem nach Texten, die irgendwie manipuliert aussehen. Mit unterstrichenen Buchstaben oder so.«
    Fürlitzer brummte vor sich hin, während er sich am Mülleimer zu schaffen machte. Das Scharnier, mit dem man den Eimer aus dem Fach unter der Spüle klappen konnte, klemmte.
    »Mist!«
    »Was ist?«, fragte Katinka.
    »Jemand hat die Mülltüte mitgenommen.«
    Katinka lehnte sich gegen die Wand. Dabei waren die Abfälle ihre große Hoffnung gewesen.
    »Wo werden die Mülltonnen aufbewahrt? Unten im Hof?«
    »Es gibt einen Müllraum gleich hinter der Haustür. Soll ich nachschauen?«
    »Gute Idee.«
    Katinka ging ins Bad. Hier gab es keinen Papierkorb. Der abgestandene Latschenkiefergeruch stieg ihr unangenehm in die Nase. Sie nahm die Flasche mit der dunkelgrünen Flüssigkeit in die Hand. Hannes badete selten. Duschte lieber. Ließ sich ein Bad ein, bevor er verschwand. Als Zeichen? Oder ging es ihm schlecht, hatte er Rückenschmerzen? Spürte er Vorboten einer Grippe? Sollte sie das Wasser ablassen? Würde sie eine versteckte Mitteilung in der Wanne finden?
    Sie musterte die Flasche mit dem Badezusatz aufmerksam. Tatsächlich war auf Produkten egal welcher Art jeder freie Platz mit Buchstaben bedeckt. Sie hielt sich die fast volle Flasche dicht vor die Augen. Konnte nichts sehen. Sie schüttelte die Flasche. Das Grün schäumte. Wahrscheinlich hatte Fürlitzers Kumpel das Zeug zurückgelassen. Draußen knackte es.
    »Herr Fürlitzer?«, rief Katinka hinaus.
    »Ja, ich bin’s. Der Müll wird hier jeden zweiten Dienstag geholt«, antwortete Emil Fürlitzer. »Unten im Müllraum hängt der Abfuhrplan. Vorgestern ist Hannes’ Krempel auf der Kippe gelandet.«
    »Meinen Sie, wir sollten das Badewasser ablassen?«, fragte Katinka.
    »Wenn Sie doch noch die Polizei holen wollen, ist das vielleicht nicht die beste Idee.«
    Katinka musste ihm recht geben. Sie blickte nachdenklich in die dunkle Brühe. Streckte wie im Reflex den Arm aus und tauchte ihn ins Wasser. Sie tastete sich durch die Wanne.
    »Da ist nichts drin.«
    »Meinen Sie, Hannes schmeißt eine Flaschenpost in die Badewanne?«
    »Wer weiß.« Katinka zerrte den unbrauchbar gewordenen Handschuh von ihren Fingern.

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