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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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»Wie soll das vor sich gegangen sein? Hannes flieht von hier, lässt sich aber zuvor noch ein Entspannungsbad ein? Wozu? Oder hat gar nicht Hannes die Wanne einlaufen lassen, sondern sein Verfolger? Aber das scheint noch unlogischer. Von Anja weiß ich, dass Hannes nie badet, sondern lieber duscht. Sein Vater sagt, Hannes mag Speick-Duschgel. Davon ist hier nichts zu sehen. Aber sicher hatte er eine Flasche davon. Also hat er die eingepackt, bevor er wegging. Das bedeutet, er hatte Zeit, etwas mitzunehmen. Aber seine Zahnbürste ist auf dem Bord über dem Waschbecken.«
    »Vielleicht ist es nicht Hannes’ Zahnbürste.«
    Katinka hielt sich den Kopf. Das wurde alles viel zu verworren.
    »Können Sie sich ein Szenario denken?«
    »Hannes lässt sich ein Bad ein«, begann Fürlitzer. »Riecht die Gefahr. Wirft die nötigsten Sachen in seinen Rucksack und verschwindet.« Er sah in die Ferne. »Aber was warnte ihn? Schritte vor der Tür? Ein Blick aus dem Fenster?«
    »Wenn Ihre These vom Fluchtweg über das Dach stimmt«, erwiderte Katinka, »dann waren seine Verfolger noch nicht an der Wohnungstür, als Hannes floh.«
    »Das Vollbad ist Blödsinn«, sagte Fürlitzer. »Bei der Hitze badet niemand. Ein junger Mann von 18 Jahren schon gar nicht. Jeder sehnt sich nach einer kalten Dusche.«
    »Hannes lässt das Bad ein, weil er damit eine Botschaft verbindet. Die volle Wanne selbst ist die Nachricht.«
    »Glauben Sie das wirklich?«, fragte Fürlitzer. Seine Arme baumelten neben seinem Körper. Plötzlich wirkte er wie eine Sprungfeder, die jeden Moment losschnellen konnte.
    Katinka schloss die Augen und stellte sich vor, wie die Wohnung ausgesehen haben mochte, als Hannes’ Verfolger hereinstürmte. Das Badewasser dampfte noch und vermittelte den Eindruck, Hannes liege in der Wanne. Der Eindringling zerrte den Duschvorhang beiseite und riss ihn aus seiner Halterung. Aber warum zum Teufel hatte Hannes die Wanne einlaufen lassen?
    »Wenn wir das nicht rauskriegen, kommen wir nicht weiter«, murmelte Katinka.
    »Ich muss allmählich gehen«, sagte Fürlitzer. »Ab kurz nach fünf habe ich Unterricht in der Sportschule. Wenn Sie bei mir übernachten wollen? Ich habe ein Gästezimmer.«
    »Ich weiß noch nicht.«
    »Um halb elf bin ich spätestens zu Hause.«
    Nachdem Fürlitzer gegangen war, sah Katinka sich noch einmal in dem Apartment um. Betrachtete aufmerksam die Hüllen der beiden DVDs. Die Scheiben fehlten. War eine Nachricht in den Begleittexten versteckt? Vielleicht könnte Anja helfen. Oder Valente. Katinka hatte zu wenig Ahnung, wonach sie suchen sollte. Sie musste so schnell wie möglich mit den beiden sprechen.
    Katinka packte die DVD-Hüllen in ihren Rucksack. Ohne genauer nachzudenken, steckte sie auch die Flasche mit dem Latschenkieferbadezusatz in eine Plastiktüte. Ein kurzer Blick zurück musste genügen. Sie zog die Wohnungstür ins Schloss.
    Im Treppenhaus stand die Hitze. Katinka hängte sich den Rucksack über die rechte Schulter und rannte die Treppen hinunter. Im Hausgang sah sie die Tür zum Müllraum. Sie war nur angelehnt. Ein unangenehmer Geruch trieb zu ihr herüber. Sie machte ein paar Schritte auf den Raum zu und wollte die Tür zuziehen. Etwas Dunkles kam dazwischen. Ein schwarz gekleideter Mensch, der die Tür von innen aufriss und Katinka mit voller Wucht in den Bauch trat. Katinka kippte nach hinten und stürzte zu Boden. Ihr Rucksack flog weg. Sie rang nach Atem. Bekam keine Luft. Wälzte sich zur Seite, während jemand, dessen Gesicht sie nicht sehen konnte, nach ihrem Rucksack griff. Katinka ächzte. Der Schmerz hallte in ihrem Kopf wider. Aus ihrem Hals kam ein kleiner, unbestimmter Laut.
    »Hilfe!«, keuchte sie. Die Blockade in ihrer Brust löste sich. Langsam drang Luft in ihre Lungen, heiße Luft, die ihr die Bronchien verbrannte. Sie kam auf die Knie, aber ein neuerlicher Tritt, so geschmeidig, dass sie ihn kaum bemerkte, legte sie flach. Der Angreifer fischte die DVD-Hüllen aus dem Rucksack und rannte aus dem Haus.

12. ESSSINDODROJGENDIMSEPIEÜL
    »Du fährst mir auf keinen Fall allein nach Hause!«, erklärte Hardo bestimmt.
    »Es geht mir schon wieder ganz gut.«
    Sie saß im Auto, die Hörschnecke ihrer Freisprechanlage im Ohr. Trotz der Hitze hatte sie die Türen und das Verdeck geschlossen. Sie ließ lieber den Motor und die Klimaanlage laufen.
    »So ein Tritt in den Bauch kann üble Folgen haben!«, warnte der Kommissar.
    Katinka wusste nicht recht, warum sie Hardo

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