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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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sein, dass nichts drin ist.«
    Ljubov führte sie an einer schmalen Lagerhalle vorbei auf einen Hinterhof. Zielsicher wich sie einigen abgetakelten Baufahrzeugen aus und näherte sich einer Schiebetür aus Metall. Sie klopfte. Aus Gewohnheit zählte Katinka mit. Zweimal, Pause, zweimal, Pause, dreimal.
    »Kto tam?«, tönte es von drinnen.
    »Eto ja, Ljubov«, rief Ljubov.
    Der Mann, der sie hereinließ, war ein Bär von einem Kerl. Ein dünner Flaum wucherte auf seiner Glatze. Sein rechtes Auge saß tiefer als sein linkes, was seinem Gesicht einen Ausdruck permanenter Verblüffung verlieh. Die Begrüßung war herzlich. Eine Menge Küsschen wurden ausgetauscht und einiges an Neuigkeiten diskutiert, ehe Ljubov Katinka vorstellte.
    »Das ist Kátinka. Eine Freundin. Wir wollen mal sehen, ob wir ihr Budget heute Nacht aufbessern.«
    Der Mann lachte und streckte Katinka die Hand hin.
    »Ich bin Sergej«, sagte er. Wohlwollend ruhten seine Augen auf Katinkas Beinen, die bis weit über die Knie nackt waren. Sie lächelte ihn an. Meinte, ein zweifelndes Stirnrunzeln wahrzunehmen. Hoffentlich erkannte er sie nicht. Es war schon eine Weile her, seit sie das letzte Mal mit Foto in der Zeitung gewesen war, aber man konnte nie wissen.
    Sergej schlug die Tür zu und ging ihnen voran durch einen ellenlangen Flur. Vom Ende dröhnte Musik zu ihnen herüber. Die Bässe brummten beinahe unerträglich, als Katinka hinter Sergej und Ljubov in den Klub trat.
    Sie standen in einer ehemaligen Fabrikhalle. Rohe Betonwände in spärlichem Licht. Es roch muffig und verraucht. Ein Billardtisch am oberen Ende war unbesetzt. Daneben hockten zwei Typen auf Schaumstoffkissen und schüttelten einen Würfelbecher.
    »Solitär, wie immer?«, fragte Sergej.
    »Klar.« Ljubov warf Katinka einen Blick zu und wies verstohlen durch eine angelehnte Seitentür. Im Zwielicht erkannt Katinka den Boxring. Jemand saß im Schneidersitz in der Mitte und schlenkerte den Kopf hin und her. Sie betraten eine zweite Halle. Eine improvisierte, indirekt beleuchtete Theke war die einzige Lichtquelle. Drei Kerle lehnten an einem Bistrotisch und beugten sich über Spielkarten.
    »Damenbesuch!«, rief einer aufgeregt und klatschte in die Hände. Ein Wust an geflochtenen Freundschaftsbändchen zierte sein rechtes Handgelenk »Endlich mal wieder!«
    Sergej warf ihm einen warnenden Blick zu.
    »Was wollt ihr trinken?«, fragte er.
    »Ein Bier«, sagte Katinka sofort. Sie brauchte etwas, das ihre Nerven beruhigte.
    »Wir spielen mit.« Ljubov lehnte sich lässig an den Bistrotisch. »Wie hoch ist der Einsatz?«
    Sie strahlte irgendetwas zwischen völliger Offenheit und kalter Distanz aus. Eine Mischung, die auf Männer angeblich erregend wirkte.
    »400«, sagte ein zweiter Mann mit einer Wollmütze auf dem Kopf. Er war ziemlich jung, höchstens 20. Die Augen glänzten in seinem blassen Gesicht wie blankgeriebene Münzen.
    Ljubov förderte ein Bündel Euroscheine zutage und warf vier grüne auf den Tisch.
    »Für meine Freundin«, sagte sie und nickte Katinka zu.
    Der mit der Wollmütze legte die Karten aus.
    »Ab der elften abgelegten Karte kriegst du fünf Euro aus dem Pool. Schaffst du weniger, ist dein Einsatz futsch.«
    Katinka begann, Karten abzulegen. Der Satz war gut durchgemischt, und sie konnte nur drei Asse und eine Zwei aufstapeln.
    »Pech«, sagte der mit der Wollmütze. »Ljubov?«
    Ljubov rückte wieder vier Hunderter heraus und spielte. Sie gewann 20 Euro.
    »Schon besser.«
    Katinka nippte an ihrem Bier. Wie kam Ljubov dazu, solche Summen zu setzen?
    »Jetzt du, König«, sagte der Junge zu dem dritten Mann, der bislang geschwiegen hatte. Er legte die Karten aus.
    Der Mann gewann. Er strich Ljubovs 800 Euro und seine eigenen 400 ein und grinste.
    »Neues Spiel, neues Glück?«, fragte er und wedelte mit den Scheinen. »500 Euro.«
    »Spiel noch eine Runde«, sagte Ljubov zu Katinka. »Hier ist das Geld. Ich möchte ein Schwätzchen mit Sergej halten.«
    Katinka betrachtete so cool wie möglich die Scheine in ihrer Hand und zählte 500 Euro ab.
    »Los geht’s.« Der Mann, der König genannt wurde, rieb sich den Bauch, dann ging er zur Theke und kam mit einer Flasche Wodka zurück.
    »Einen Schluck, Liebste?«, fragte er.
    »Ist nicht drin«, sagte Katinka. »Ich will noch eine Weile hier weitermachen.«
    Er zuckte die Achseln. Katinka gewann 70 Euro und fühlte sich ganz fiebrig.
    »Willst du was anderes?«, fragte der mit der Wollmütze.
    »Was zum Beispiel?«,

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