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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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weil meine Gedanken immer wieder im selben Kessel rühren. Aber ich glaube nicht, dass Kaminsky Falk ermorden lässt, weil Falk die Geschichte mit dem Missbrauch aufgetan hat.«
    »Unterschätze nicht die Kälte in der Politik«, widersprach Ljubov. »Da bist du schnell weg vom Fenster.«
    »Was kostet ein Killerkommando, Ljubov?«
    Die Anwältin machte ein verdutztes Gesicht.
    »Du hast von Geld gesprochen. Was kostet das, zwei Profis mit Nachtsichtgeräten und Laserwaffen loszuschicken? Geht Oberstudiendirektor Kaminsky persönlich auf die Pirsch, um die passenden Leute zu finden?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber ich wüsste, wo man fragt.«
    »Wo man – fragt?«
    »Es gibt in Bamberg einen Boxklub, den ein Landsmann von mir betreibt.« Sie schenkte sich Wein nach. »Ein kleiner Nebenverdienst. Man setzt auf einen Sportler und gewinnt. Oder man liegt daneben. Ein hübscher Zeitvertreib für einsame Nächte.«
    »Redest du da von illegalen Spielen?«
    Ljubov lächelte.
    »Komm schon. Diese Dinge wird es immer geben. Leute brauchen manchmal eine kleine Geldspritze. Für alles Mögliche. Ich habe einen Mann kennengelernt, der das Pflegeheim für seine demente Mutter nicht mehr bezahlen konnte. Die Pflegeversicherung hat auch nicht gereicht.«
    »Spielst du auch dort?«
    »Du mimst die Moralpolizistin. Mensch, Katinka, ja, ich auch. Nicht wegen des Geldes. Wegen des Nervenkitzels. Mit Boxen kenne ich mich allerdings nicht aus. Es gibt alle möglichen Spiele da. Würfeln, Pokern, was weiß ich. Mein Lieblingszeitvertreib ist Solitär. Ich verliere meistens, aber wenn ich dann mal gewinne …«, sie machte eine unbestimmte Handbewegung. »Ich fahre dich bei dir zu Hause vorbei. Du musst dir was anderes anziehen. Was Kurzes. Du bist so hübsch. Immer diese elenden langen Hosen …«
    Da traf Ljubov eine ganz wunde Stelle.
    »Ich lasse mir nicht vorschreiben, wie ich mich zu kleiden habe, schon gar nicht, wenn Männer das bestimmen wollen«, fuhr Katinka auf.
    »Darum geht’s jetzt nicht. Es geht nicht um deine Einstellung zu Kleiderordnungen oder Sexismus. Es geht darum, dass wir Informationen haben wollen.«
    Ljubov verschwand im Badezimmer und kam in einem superengen Rock mit passender Bluse zurück. Dazu trug sie ihre eigensinnigen Schnürstiefel. Die Augen hatte sie effektvoll mit Kajal umschattet.
    »Mein Wagen steht in der Trimbergstraße«, sagte sie. »Kommst du?«

13. Misshandelt
    Um kurz nach halb eins parkte Ljubov ihr Auto neben den Bahngleisen.
    »Es ist ein Stück weiter vorn. Dein Schießeisen lässt du besser hier.«
    Katinka fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, ihre Beretta ungesichert in einem parkenden Wagen zurückzulassen, aber es gab keine schützende Jeansjacke, unter der sie das Holster hätte verstecken können. Sie trug ein Fähnchen von einem Kleid. Britta hatte sie während der ersten heißen Tage im Juni dazu überredet. Es war dunkelbraun mit einigen Bernsteintupfern und im Rücken weit ausgeschnitten. Dazu trug sie hochhackige Sandalen. An ihrer Schulter baumelte eine winzige Basttasche, groß genug für einen Hausschlüssel und ein Handy. Als sie ausstieg, kam ihr der Nachtwind kühl vor, und sie fröstelte.
    Während sie sich unter Ljubovs strenger Aufsicht im Bad geschminkt hatte, hätte sie am liebsten einen Rückzieher gemacht. Sie fühlte sich schwer vor Müdigkeit, und die Aussicht, sich in ein weiches Bett zu kuscheln, schien weitaus verlockender als die, in einem illegalen Klub herumzuhängen. Die geschwollene Stelle am Bauch schmerzte, und außerdem hatte sie gerade erst den Bluterguss auf ihrer linken Hüfte inspiziert. Aber dann hatte die Neugier gesiegt, und nun stöckelte sie neben Ljubov auf den russischen Boxklub zu, während ihr die Anwältin letzte Anweisungen gab.
    »Unsere Geschichte geht so: Du bist eine Freundin, die das Spielen mal ausprobieren will. Du hast es noch nie gemacht. Ein bisschen Risiko musst du schon eingehen, sonst kauft Sergej dir die Geschichte nicht ab. Er ist der Chef. Ein feiner Kerl.«
    »Fragen wir ihn wegen des Killerkommandos?«
    »Das überlässt du mir!«, sagte Ljubov scharf. »Sergej hat den Überblick. Ich habe gute Beziehungen zu den Russen, die bei ihm verkehren, und die will ich nicht aufs Spiel setzen, klar?«
    Katinka nickte. Wäre ihr Kopf nicht so unsäglich müde gewesen, hätte er mehr Wachsamkeit gefordert.
    »Wenn du etwas trinkst, bestell ein Bier oder eine Cola, die servieren sie dir aus der Flasche, da kannst du sicher

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