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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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fragte Katinka.
    Sie lachten alle drei.
    »Bist neu hier.«
    »Ja.«
    »Aber du stellst dich ganz schlau an.«
    »Habt ihr Koks?«
    »Wir haben Tabletten, Schnee, Tropfen, die ganze Palette.«
    Der König kniff die Lippen zusammen.
    »Quatsch nicht so viel.«
    Der Wollmützenträger kümmerte sich nicht um ihn.
    »Und es gäbe für dich auch noch ein paar Möglichkeiten, zu einem brauchbaren Einsatz zu kommen, wenn die Kohle deiner Freundin aufgebraucht ist.« Er wies auf den mit den Freundschaftsbändchen. »Oder, Karo?«
    Karo verzog die Lippen.
    »Spiel. Wenn sie nichts mehr hat, kommt sie von selbst auf die Idee.«
    Katinka sah sich nach Ljubov um. Ihr war ganz schwindelig. Ein Gefühl, das sich anfühlte wie Lampenfieber, putschte sie auf. Schnell noch einen Schluck Bier, dachte sie, und weitergemacht. Doch sie legte nicht einmal fünf Karten ab. Schlug frustriert mit den Handkanten auf den Tisch.
    »Der Nächste. Du, Karo?«
    Die Männer wechselten Blicke, dann zählte Karo seinen Einsatz ab. Katinka bemerkte seine fast schwarzen Fingerkuppen und schauderte unwillkürlich.
    »Nicht doch einen Wodka? Kühl hier drin?«, fragte er.
    Katinka fand es unerträglich heiß. Aufregung, Erschöpfung und die abgestandene Luft in der Halle trieben ihr den Schweiß aus den Poren.
    »Danke. Nein.«
    Karo legte nicht einmal eine einzige Karte ab. Sein Blick wurde finster. Der König stellte die Wodkaflasche vor ihn hin, und Karo nahm einen großen Schluck. Die Flasche wanderte weiter. Ehe sie wieder ablehnen musste, fragte Katinka:
    »Warum sind keine Frauen hier?«
    »Tja, vielleicht, weil sie ängstliche Seelen sind? Wie ist es jetzt? Willst du Stoff?« Wollmütze kratzte sich am Kinn.
    »Noch ein Bier«, sagte Katinka.
    Er ging zur Theke. Katinka bemerkte, dass er schwankte.
    »Kennt ihr eine Möglichkeit, an mehr Geld zu kommen?«, fragte Katinka.
    »Klar«, grölte der König. »Zieh dich aus, und ich sponsere deinen nächsten Einsatz.«
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf und wies auf Ljubovs Geldpäckchen.
    »Ich habe noch Vorrat. Ich meine, richtiges Geld. Richtig viel.«
    Die Männer sahen einander an. Wollmütze kam zurück und stellte die Bierflasche vor Katinka ab.
    »Ich gebe dir lieber Tipps, wie du welches ausgibst«, knurrte Karo und steckte sich eine Zigarette an.
    »Biete ihr auch eine an«, schlug der König vor. Katinka zog einen Stängel aus der Schachtel. ›Reval‹. Das Zeug machte blind und taub. Karo gab ihr Feuer. Sie bemerkte, wie er sie mit zusammengekniffenen Augen musterte. In ihrer Umhängetasche piepte das Handy.
    »Augenblick.« Sie griff nach dem Telefon.
    ›Es tut mir leid. Melde dich, egal wann.‹
    Sie sah auf die Uhr. Nach zwei. Hardo musste schlaflos am Küchentisch sitzen. Eine harsche Sehnsucht riss an ihrem Magen. Mit bebenden Fingern steckte sie das Handy weg.
    »Dein Liebster, was?«, sagte Wollmütze, und er und der König wollten sich ausschütten vor Lachen. »Weiß er nicht, wo du dich rumtreibst?«
    Katinka warf die Kippe auf den Boden und trat sie aus. Karo verweigerte den Einsatz. Sie spielten drei Runden, in denen keiner gewann, sondern nur ab und zu 20 bis 50 Euro erbeutete. Katinka wünschte, Ljubov möge zurückkommen. Sie fühlte sich lahmgelegt, hatte keine Ahnung, wie sie vorgehen sollte. Was sollte sie reden? Wie käme sie zum Punkt, um irgendetwas Brauchbares für ihren Fall herauszufinden? Gleichzeitig war sie ganz fickrig vom Spielen. Wollte weitermachen, unbedingt.
    »Da liegen über 4.000 Euro«, sagte der König schließlich und wies auf den Haufen Geldscheine vor sich.
    Katinka sah aus den Augenwinkeln Sergej auftauchen und sich hinter der Theke zu schaffen machen. Er beobachtete den Bistrotisch scharf, und Katinka fiel auf, dass die Männer leiser sprachen. Sie zählte Ljubovs Geld. Noch 600 Euro. Noch einen Einsatz und Schluss. Sie könnte diesen Schwachsinn hier beenden und nach Hause gehen.
    »600«, sagte sie. »Das ist mein letztes Spiel.«
    Karos Gesicht wurde noch düsterer. Er stieß sich von der Tischplatte ab und verschwand.
    »Na gut«, sagte Wollmütze. »Wie sieht’s bei dir aus, König?«
    Sie legten die Scheine auf den Tisch. Katinka zitterten die Hände, als sie die Karten umdrehte. Zum ersten Mal lief ihr Spiel. Zweier folgten auf Asse, und im Ausgabestapel steckten genügend Könige, um neue Reihen auszulegen. Schweißüberströmt brütete sie über den Karten. Bemerkte kaum die Hand, die langsam ihren Schenkel heraufgekrochen kam, und

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