Spinnefeind
Hardos Golf. Sie humpelte darauf zu.
»Warte doch.«
Sie drehte sich zu ihm um. Er breitete die Arme aus und fing sie auf.
Ein weiches Bett. Ein Mann mit warmen Armen. Von einer heißen Dusche durchwärmte, rot glänzende Haut. Katinka war selig. Ihr war beinahe übel vor Müdigkeit, aber das bedeutete nichts. Nicht, solange die Geschichte nicht erzählt war. Den Kopf an seiner Schulter, einen Arm und ein Bein um ihn geschlungen, redete sie. Hardo sagte gar nichts. Er strich ihr übers Haar. Zog die Decke zurecht. Hörte zu.
»Und dann seid ihr aufgetaucht«, endete Katinka. »Ich wollte Karo verletzen, weißt du? Am liebsten hätte ich ihm die Eier weggepustet. Ich habe es nur nicht gemacht, weil ich dafür nicht in den Knast wandern wollte.«
»Es war Notwehr«, sagte Hardo. »Dieser Karo war mit einem Messer bewaffnet, damit hätte er dich tranchiert.«
»Ich habe gesehen, wie der König an ihm rumfummelte. Er wird danach gesucht haben.«
»Du hättest ihn ruhig kastrieren können. Du standest unter Schock und hast am ganzen Leib gezittert. Wer kann da verlangen, dass du richtig zielst.«
»Hardo!«
»Ist doch wahr.«
»Beim nächsten Mal werde ich dran denken.«
»Gnade uns Gott, dass es kein nächstes Mal gibt. Aber lass uns über den Fall reden. Den russischen Boxklub haben die Kollegen schon eine Weile unter Beobachtung wegen illegalen Glückspiels. Ich fresse einen Besen, wenn dort keine harten Drogen über den Tresen gehen. Sergej Nikolajewitsch Alexandrow kratzt immer wieder die Kurve, weil er sich darauf beruft, rein privat seine Freunde einzuladen, während er selbst am Umsatz nicht beteiligt wäre.«
»Das ist doch zum Lachen!«
Hardo atmete tief durch.
»Nein. Zum Weinen.«
»Die Typen dort haben Kontakte zu Profikillern. Und sie machen im Drogengeschäft mit.«
»Die werden schön die Klappe halten und demnächst wieder auf freiem Fuß sein«, seufzte Hardo. »Der Prozess wegen versuchter Vergewaltigung wird ein Spießrutenlaufen. Wenn sie zusammenhalten, platzt die Beweisführung. Schweigt dazu noch Alexandrow, der unser einziger Zeuge ist, kriegen wir sie nicht einmal deswegen dran. Du weißt doch, wie schwierig das bei Sexualdelikten ist.«
»Bestimmt sind sie x-mal vorbestraft.«
»Das sind solche Typen immer«, erwiderte Hardo. »Der klassische Sexualstraftäter hat durchschnittlich über 20 Vorstrafen auf seiner Liste. Mit Fahren ohne Fahrerlaubnis und Ladendiebstahl fängt die Karriere an. Dann kommen kleinere und größere Einbrüche, Raub, Scheckkartenbetrug … Ich schleife ihnen die Weichteile, das verspreche ich dir. Aber dass ausgerechnet diese drei Schießbudenfiguren den Auftrag für den Mord an Falk weitergeleitet haben sollen …«
»Sie müssen nicht beteiligt gewesen sein, aber sie könnten etwas mitgekriegt haben. So groß ist Bamberg doch nicht. Die Szene ist überschaubar.«
»Wenn du dich da mal nicht täuschst. Ich habe eher den Eindruck, dass ein richtig hartes Gespräch mit deiner Rechtstussi mehr bringt. Warum meint sie, ausgerechnet in Alexandrows Kaschemme Informationen über die Mörder zu bekommen?« Er fuhr sich übers Gesicht. »Allerdings stehen wir vor einem schwerwiegenden Problem.«
»Welchem?«
Hardo drückte sie fest an sich.
»Ljubov Müller war nicht im Klub, als wir kamen. Keine Spur von ihr. Alexandrow behauptet, sie schon eine gute halbe Stunde, bevor wir kamen, durch den Hinterausgang auf die Straße begleitet zu haben. Sie hätte zu Fuß nach Hause gehen wollen, weil sie einiges getrunken hatte.«
»Aber das stimmt nicht!«, fuhr Katinka auf. »Sie hat mit mir geredet. Ich lag in der Wodkapfütze, und sie sagte: ›Kátinka, was haben sie mit dir gemacht?‹ Ljubov war noch im Klub. Als ich zur Tür raus bin, haben sie und Sergej sich angeschrien. Auf Russisch.«
»Sie ist nicht zu Hause. Ich habe zwei Leute hingeschickt. Die Wohnung war dunkel. Möglich, dass sie nicht aufgemacht hat, aber zu Fuß kann sie nicht so schnell zur Marienstraße gelaufen sein. Selbst für einen sportlichen Typen wäre es knapp.«
»Sportlich kann man Ljubov nicht nennen. Sie raucht Kette. Hat sie ein Taxi genommen?«
»Wurde überprüft. Hat sie nicht. Meine Leute observieren ihre Wohnung. Wenn sie nicht bis spätestens sieben oder acht daheim eintrudelt, muss ich die Mitarbeiter abziehen. Wir sind zu wenige im Team!«
»Ich könnte die Observation übernehmen«, schlug Katinka vor.
»Träum weiter. Du solltest mal schlafen.«
»Die Frage ist
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