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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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sie nicht verpassen wollen.Gott, ich bin ganz durcheinander!«
    Katinka steckte, ohne lange zu fragen, das Papier in ihren Rucksack. Lilo Spachtholz’ Gesicht rötete sich.
    »Wann sind Sie zu Ihrem Arzttermin gegangen?«, wollte Katinka wissen.
    »Kurz nach acht. Warum?«
    »Ich nehme an, dass Anja zurückkam, den Zettel für Sie hinterlegte und verschwand. Sie ist gar nicht in die Schule gegangen.«
    »Ich rufe im Sekretariat an!«
    »Gute Idee.« Katinka lehnte sich zurück. Jetzt hätte sie doch gern einen Kaffee gehabt. Halbherzig lauschte sie auf das Telefongespräch.
    »Sie hatten recht«, sagte Lilo Spachtholz, kaum dass sie aufgelegt hatte. »Anja ist nicht in der Schule gewesen!«
    »Was wissen Sie über Eugen Kaminsky?«, fragte Katinka.
    »Kaminsky, Kaminsky … sagt mir nichts.«
    Doch, dachte Katinka, sagt dir was. Du schaust mich nicht an, das hast du bisher die ganze Zeit getan. Geradezu harpuniert hast du mich mit deinem Blick.
    »Das ist alles die Schuld von diesem Hannes!« Zornrote Flecken rankten sich Lilos Hals hinauf. »Dieser Verlierertyp von Vater geht mir auf den Geist, seit Anja am Gymnasium ist. Ich habe meine Tochter auf das PCG geschickt, weil es die beste Schule in Bamberg ist. Da stehen seriöse Elternhäuser mit ernsthaftem Bildungsanspruch hinter den Schülern. Aber Leute wie Niedorf verunglimpfen das, was wir anderen an Idealen hochhalten.«
    So seriöse Elternhäuser wie das von Valentin Kazulé, dachte Katinka sarkastisch. Sie stand auf.
    »Danke, dass Sie mich angerufen haben. Bestimmt taucht Anja bald wieder auf.«
    »So? Und warum sollte ich Sie anrufen?«
    »Das müssen Sie Anja fragen«, sagte Katinka. Ehe Lilo auf die Idee kommen konnte, den Zettel aus dem Kollegblock zurückzuverlangen, trat sie in die Eingangshalle und riss die Tür auf. »Auf Wiedersehen.«
    Im Sturmschritt lief sie die Straße hinunter. Der Regen hatte sich verzogen. Im Dunst konnte man kaum atmen.

15. Ritas Geschichte
    Sie saßen im ›DaCaBo‹ an der Theke. Voller Eifer beugte sich Valente über das Papier mit Anjas Nachricht. Er hatte Katinka geholfen, nach Schulschluss Anjas Freundinnen abzufangen und nach Anja zu fragen. Aber sie erfuhr nur, was sie ohnehin wusste: Anja war an diesem Freitag gar nicht in die Schule gekommen.
    »Ich habe es mit Anfangsbuchstaben versucht, mit Endbuchstaben, mit jedem dritten Buchstaben im Wort«, sagte Katinka. »Es kommt nur Unsinn raus.«
    »Allzu viel Mühe mit einem komplizierten Muster wird sich Anja nicht gegeben haben«, sagte Valente locker. »Ihre Mutter ist ziemlich tumb, die kommt doch gar nicht auf die Idee, dass es hier noch etwas anderes zu lesen gibt als das, was ins Auge sticht.«
    Katinka grinste und trank von ihrem Milchkaffee. Lilo Spachtholz mit ihren seriösen Bildungsabsichten würde hysterisch zu kreischen anfangen, könnte sie Valentes Charakterbeschreibung hören.
    »Da haben wir es ja«, sagte Valente zufrieden. Er hielt das Blatt gegen das Licht. »Siehst du? Bei einigen Buchstaben hat sie mit dem Kuli fester aufgedrückt. Wenn das Blatt auf einer Unterlage liegt, kann man es nicht sehen. Aber hier, gegen das Licht«, er zeigte mit dem Finger auf das Wort hast , »erkennt man es überdeutlich.«
    Katinka hielt Papier und Stift bereit.
    »Diktiere!«
    Eine Minute später stand HAZUNNES auf ihrem Zettel. Argwöhnisch sah Katinka Valente an.
    »Kann das stimmen? Ist das der Klartext?«
    Valente nahm ihr den Stift aus der Hand und schrieb: zu hannes .
    »Das ist der Klartext. Zu Hannes. Anja wollte uns mitteilen, dass sie zu Hannes abgehauen ist.«
    Je einfacher ein Rätsel, desto wirksamer sind die Sperren im Kopf, dachte Katinka.
    »Warum hat sie HAZUNNES geschrieben und nicht ZUHANNES?«
    »Eventuell war sie in Eile und hatte keine Zeit, irgendwelche Wörter zusammenzuschrauben, mit denen sie die lineare Abfolge der Klartextbuchstaben sichern konnte«, schlug Valente vor.
    »Das heißt, dass wir jetzt Hannes und Anja suchen müssen.«
    »Es heißt«, entgegnete Valente, »dass Anja rausgekriegt hat, was Hannes zuvor auch schon entschlüsselt hat.« Er brütete eine Weile vor sich hin. »Und es heißt, dass Anja weiß, wo Hannes steckt.«
    »Muss nicht sein. Sie kann auf gut Glück losgezogen sein.«
    »Anja doch nicht«, sagte Valente mit einer wegwerfenden Geste. »Sie geht immer auf Nummer sicher. Nur kein Risiko, nur kein krummer Weg. Das ist nicht ihrs.«
    »Also hältst du es für wahrscheinlicher, dass Anja beides herausgefunden

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