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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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eine am 4. Juli, die nächste am 7. Juli und die letzte am 11. So. Und nun bin ich auf eine echt tolle Idee gekommen.« Aufgeregt wie ein Welpe schob Niedorf Katinka auf seine Veranda. Hier war es noch erstaunlich kühl. Katinka sank auf einen Stuhl und betrachtete mutlos den Papierhaufen auf dem klapprigen Tisch.
    »Nachdem ich mit Ihnen und Hannes’ Freunden über Steganografie nachgedacht hatte, fragte ich mich, ob Hannes auf seinen Postkarten nicht Botschaften versteckt hat, die ich bislang übersehen habe.«
    »Wäre sonderbar, wenn nicht«, gab Katinka zu.
    »Eben. Ich habe alles abgesucht. Habe die Schrift und die Motive auf der Rückseite mit einer Halogenlampe abgeleuchtet.« Er wies unter den Tisch. Dort stand eine Stablampe, mit deren Strahlkraft man eine Tropfsteinhöhle illuminieren könnte. »Schließlich«, er wühlte in seinem Chaos herum, »löste ich die Briefmarken über Wasserdampf ab. Der alte Trick. Und siehe da!«
    Katinkas Rücken wurde steif. Sie starrte Niedorf an.
    »Sagen Sie! Was haben Sie gefunden?«
    Wortlos legte Charly Niedorf ihr einen Zettel hin. In ungelenken Buchstaben standen vier Wörter darauf – wenn man von Wörtern sprechen wollte:
    LLT3ZRUNV RKF1JZQT TEYD8WNZ EHJDQU
    »Ach du liebes Lieschen«, stöhnte Katinka.
    »Sie standen in dieser Reihenfolge auf den Postkarten. Hannes hat die Marken jeweils drübergeklebt. Was heißt das, Frau Palfy?«
    »Sorry, aber ich bin keine Kryptoanalytikerin. Dazu brauchen wir Valente.«
    »Rufen Sie ihn an. Schnell.«
    Katinka wählte halbherzig Valentes Handynummer. Welcher Jugendliche ist am Samstagvormittag um zehn Uhr an Deck, dachte sie. Freitagnacht war schon immer Partynacht. Doch er meldete sich und versprach, sofort zu kommen.
    »Kaffee?«, fragte Niedorf.
    »Gern.« Katinka folgte ihm in die Küche. »Haben Sie mal wieder was von Emil Fürlitzer gehört?«
    »Telefoniert haben wir.« Niedorf räumte seine Arbeitsplatten frei, indem er sämtliches Geschirr zusammenschob und in eine Ecke schaufelte. »Er schaut jeden Tag in Hannes’ Wohnung vorbei, aber alles ist unverändert.«
    Katinka sah ihm beim Kaffeekochen zu. Mit ihren Tassen setzten sie sich auf die Veranda und warteten schweigend. Kurz darauf klingelte Valente. Wie ein Habicht stürzte er sich auf die Chiffren.
    »Vier Wörter«, betonte Niedorf. »Vier Botschaften!«
    »Nicht unbedingt«, erwiderte Valente ruhig. »Kann ich auch einen Kaffee …?«
    »Klar, klar, ich bringe dir eine Tasse.«
    »Diesmal sind Zahlen dabei«, sagte Katinka. »Warum? Wo kommen die her? In dem Vigenère-Quadrat gibt es keine Zahlen.«
    »Das ist nicht sonderlich spektakulär«, murmelte Valente, während er die Geheimschrift sorgsam in seinen Block kopierte. »Es sind nur drei Ziffern. Drei, Eins, Acht. Üblicherweise stehen sie für Buchstaben.«
    »Und für welche?« Katinka kam sich vor, als nehme sie an einem Quiz teil, das immer komplizierter wurde.
    »Für Buchstaben, denen sie ähnlich sehen.« Valente schrieb eine Drei auf sein Blatt. »Du klappst das E um und hast eine Drei.«
    »Lass mich raten«, rief Katinka überrascht. »Die Eins steht dann für ein I?«
    »Möglich.«
    »Aber die Acht?«
    Niedorf kam mit Kaffee für Valente auf die Veranda.
    »Habt ihr was?«, drängte er.
    »Wir sind dran«, antwortete Katinka ungeduldig.
    »Die Acht …«, sagte Valente und malte auf sein Papier, »könnte für X stehen.«
    Er schrieb die vier Wörter neu ab, diesmal ersetzte er die Zahlen durch Buchstaben.
    LLTEZRUNV   RKFIJZQT   TEYDXWNZ   EHJDQU
    »Und nun?«, stammelte Charly Niedorf. »Was heißt das?«
    »Wir brauchen das Schlüsselwort«, sagte Valente.
    Niedorf flippte aus.
    »Seid ihr noch bei Trost?«, brüllte er. »Wisst ihr, was ihr da treibt? Glaubt ihr, meine Nerven halten das noch lange aus? Worauf habt ihr Windbeutel euch da eingelassen?«
    »Herr Niedorf«, begann Katinka.
    »Halten Sie doch die Klappe!« Niedorf keuchte. »Ich suche meinen Sohn, seit Wochen ist er auf und davon, ich kann ihn nicht erreichen und werde krank vor Angst, kapiert ihr das überhaupt?«
    »Ich verstehe …«
    »Nichts! Sie kapieren nichts!«, schrie Niedorf sie an. »Und du, kleiner Mathefreak«, fiel er über Valente her, »wofür stehst du? Hä? Wofür macht ihr das alles? Rätselspiele und Zahlenspäße?« Speichel sprühte in Valentes Gesicht. Valente wischte sich mit dem Handrücken betont gelassen über die Wange. Das brachte Niedorf vollends in Rage. Er fegte seine Tasse vom Tisch. Es

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