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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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und allerhand anderer Kehricht hatten sich angesammelt. Sorgfältig legte Katinka ihre Ausrüstung auf den Küchentisch. Lange hatte sie sich nicht mehr darum gekümmert, alles vollständig und einsatzbereit zu haben. Sie kontrollierte die Batterien der Taschenlampe und stellte fest, dass sie den Ersatzakku ihres Handys laden musste. Um sich die Arbeit zu erleichtern, legte sie eine CD mit Opernarien auf. Sie war mitten im Arbeiten und bemerkte zwischen den Koloraturen der Bartoli das Klingeln ihres Handys zunächst nicht. Außer Atem meldete sie sich.
    »Palfy?«
    »Madame Palfy, Britta Beerenstrauch hier«, meldete sich Britta mit scheußlich imitiertem französischen Akzent. »Wo bist du?«
    »Zu Hause. Warum?«
    »Ich muss unbedingt vorbeikommen. Halte dich bereit.«
    Katinka staunte, als sie das Handy weglegte. Was konnte es am Samstagvormittag so Dringendes geben, dass Britta bei ihr reinschaute? Normalerweise sahen sie sich in der Innenstadt, auf einen schnellen Kaffee zwischen zwei Terminen. Zu selten, befand Katinka, das muss sich ändern. Garantiert hatte Britta etwas Besonderes loszuwerden. Am besten, sie sorgte gleich jetzt für die nötige Dosis Koffein. Katinka setzte Wasser auf. Sie schaffte es gerade noch, ihren Rucksack wieder zu bestücken, als es Sturm klingelte.
    »Dass du mal zu Hause bist, grenzt an ein Wunder«, behauptete Britta, als sie in die Küche stolzierte. Sie trug eine duftige türkise Tunika über einer dunklen Hose und einen auffälligen Schmuck aus winzigen Tigeraugen. Schick wie immer, dachte Katinka. Wie macht sie das nur.
    »Deine Wohnung ist herrlich«, erklärte Britta, ließ sich auf einen Stuhl fallen und griff in die Sauriertüte auf dem Tisch. »Schön hell. Gib sie lieber doch nicht auf.«
    »Sie ist mir zu teuer, jedenfalls auf Dauer«, sagte Katinka. Noch war sie eine allein lebende Frau, und sollte sie irgendwann nach Jahr und Tag mit Hardo zusammenziehen, dann nicht hier, wo sie einen anderen geliebt hatte.
    »Ich könnte dir meine Wohnung anbieten.«
    »Bitte, was?«
    Britta lachte und strich sich das perfekt geschnittene schwarze Haar aus der Stirn.
    »Ich habe einen neuen Job. Am 1. September geht’s los.« Sie sprang auf, wirbelte auf Katinka zu und fiel ihr um den Hals. »Ich fange beim Fernsehen an. Beim Bayerischen, um genau zu sein. Ich ziehe nach München.«
    »Das … ist toll!«, bemühte sich Katinka, aber innerlich war ihr, als habe ihr jemand eine erstickend schwere Decke übergeworfen. Sie wusste, dass Britta von ihrer Arbeit bei der Zeitung genug hatte, aber dass sie Bamberg verließ, bedeutete, dass eine ihrer wenigen Vertrauten nicht mehr da sein würde.
    »Freu dich mit mir!« Britta ließ Katinka los. »Ich kann diese Redaktion nicht mehr ertragen. Ich schreibe nur noch über Lappalien.«
    Katinka hatte ihre leisen Zweifel, dass es beim Fernsehen anders sein würde, aber sie wollte Brittas Freude nicht verderben.
    »So habe ich mir den Job nicht vorgestellt. Ich wollte mal richtig wichtige, bedeutende Sachen machen. Etwas, wofür es sich lohnt, Journalistin zu sein.« Eifrig kramte Britta in ihrer riesenhaften Umhängetasche und förderte eine Flasche zutage. »Frisch gekühlt.«
    » Moët & Chandon ?«, fragte Katinka entsetzt. »Hast du einen Vorschuss oder so was gekriegt?«
    »Wenn es was zum Feiern gibt, dann richtig«, befand Britta grinsend. »Ist Hardo zufällig hier?«
    »Nein.«
    »Schade. Na, dann.« Britta köpfte die Flasche. »Auf die Zukunft. Auf den Erfolg im Beruf und in der Liebe! Mensch, Katinka, ich freue mich tierisch!«
    Sie stießen an.
    »Ahhh«, machte Britta. »Das ist doch was anderes als dieses Billiggebräu. Ich habe schon eine Wohnung in München. Besuchst du mich oft?«, fragte sie.
    »Klar.« Katinka spürte den Kloß im Hals. Plötzlich schien es ihr, als leere sich die Stadt vor ihren Augen, bis sie allein zurückbliebe. »Du kannst natürlich jederzeit bei mir pennen, wenn du Sehnsucht nach Franken hast.«
    »Damit rechne ich doch. Hej, was schaust du so verdrossen? Läuft’s nicht gut mit Hardo?«
    Katinka stöhnte.
    »Warum greifst du nicht zu?«
    »Ich … weiß nicht.« Sie log. Sie wusste es zu gut.
    »Warte nicht zu lange. Zögerlichkeit hat schon manche Liebe getötet.«
    »Ach, vergiss es.« Katinka winkte ab. »Aber mir fällt da gerade was ein.«
    »So?«
    »Es gibt da einen 16 Jahre zurückliegenden Fall von sexuellem Missbrauch.« Katinka schilderte in groben Zügen, was Rita Bregovi ć ihr erzählt

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