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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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hatte. »Könntest du mal in den Archiven forschen, was du findest? Es muss damals in Kulmbach Zeitungsberichte gegeben haben. Für die Öffentlichkeit sind Missbrauchsgeschichten doch immer ein Thema.«
    »Mit Vergnügen.« Britta hatte sich bereits Notizen gemacht. »Du hältst mich auf dem Laufenden?« Sie schenkte Champagner nach. »Es lohnt sich nicht, den Rest aufzuheben«, betonte sie. »Auch wenn ich gleich zu kichern anfange.«
    »Was ist eigentlich mit Alban?«, fragte Katinka. Alban Hanke arbeitete als Redakteur beim ›Fränkischen Tag‹ und stellte für Britta eine Art Langzeitlebensabschnittspartner dar. Sowohl Britta als auch Alban hatten zwischenzeitlich andere Beziehungen, bis sie wieder zueinander zurückkehrten.
    »Er ist mit einer sehr hübschen Kirgisin unterwegs, seit er eine Reportage über Bamberger Studienerfahrungen von jungen Frauen aus dem Osten geschrieben hat«, sagte Britta cool und trank ihren Champagner aus.

     
    ›Ich bin zu Hause. Melde dich. K.‹
    Katinka schickte die SMS ab und umklammerte das Handy, als könne sie eine Nachricht aus dem Gerät herauspressen wie Wasser aus einem Schwamm. Sie war dösig vom Alkohol und beschloss, eine kalte Dusche zu nehmen, um den Kopf freizukriegen. Kaum stand sie unter dem kalten Strahl, als das Handy klingelte. Sie sprang aus der Wanne und griff triefend nach dem Telefon. Hardos Nummer blinkte auf dem Display.
    »Hallo?«
    »Ich fahre jetzt heim«, sagte Hardo. »Du hast was von Schwimmen gesagt. Gilt das noch?«
    »Ja – ja klar!« Katinka zerrte ihr Handtuch vom Halter und presste es sich vor die Brust.
    »Ich kenne einen sehr schönen Badesee.« Er räusperte sich. »Hast du Lust?«
    »Natürlich. Fahren wir mit meinem Cabrio. Das Wetter passt ja. Ich komme bei dir vorbei.«
    »Prima. In einer halben Stunde? Ich organisiere derweil ein paar Kleinigkeiten zum Essen. Bis dann.«
    Katinka legte das Handy weg. Sie trocknete sich ab, wischte die Wasserlache vom Boden auf und hörte ihrem Herzen zu, das mit der Wucht eines Vierzigtonners in voller Geschwindigkeit dahinraste.

     
    Der See schimmerte dunkelgrün. Das Nordufer schlummerte im Schatten des Waldes. Der sanfte Juliwind ließ die Bäume rauschen. Im Auto hatte sie Hardo von Hannes’ Postkarten und dem mit Briefmarken überklebten Geheimtext berichtet, während Hardo zu erzählen wusste, dass die drei Irren aus dem Boxklub wieder auf freiem Fuß waren. Sie hatte es mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen. Hier am See fiel kein Wort mehr über den Fall. Es ergab sich so. Sie hatten es nicht einmal abgesprochen.
    »Was für ein genialer Tag«, entfuhr es Katinka.
    Hardo rieb sich das Gesicht trocken.
    »Ich höre daraus, dass du zu wenig Freizeit hast und kaum in die Natur kommst.«
    »Das sagt der Richtige!«
    Er lächelte. Sie waren geschwommen und hatten Hardos Picknickkorb leergefuttert. Brötchen, Hähnchenschlegel und Kartoffelsalat. Sogar an eine Thermoskanne Kaffee hatte er gedacht. Nun genossen sie die Sonne auf der Haut und den Blick über See und Wald.
    »Wir verraten keinem, wo dieser See liegt, klar?«, sagte Hardo. »Nicht, dass Neugierige hier vorbeikommen, um nach uns Ausschau zu halten.«
    Katinka schüttelte träge den Kopf. Ein paar Stunden hatte sie es geschafft, abzuschalten. Aber plötzlich drängten die ungelösten Fragen auf sie ein.
    »Worüber denkst du nach?«, fragte er. Sie hätte schwören können, dass er die Antwort wusste.
    »Ach, über allerlei. Über Falk und Kaminsky und Hannes und Anja.«
    Mit einem Seufzer streckte Hardo sich neben ihr aus.
    »Versuche, es loszulassen.«
    »Wie macht man das?«
    »Man lässt die Gedanken los, indem man sie zulässt.«
    Katinka lachte auf.
    »Sehr weise.«
    »Es ist wirklich so. Entspann dich, morgen ist Sonntag.«
    »Und heute Abend ist Samstagabend«, fügte Katinka hinzu.
    »Ja, ich würde vorschlagen, sobald es kühler wird, gehen wir was essen, was denkst du?«
    »Klingt genau nach dem Energieschub, den ich jetzt brauche.«
    Sie sahen einander an. Nur für ein paar Sekunden. Dann hielten sie es beide nicht mehr aus.
    »Ich schwimme noch eine Runde«, sagte Katinka und stand auf. Schnell glitt sie in das kühle Wasser. Mit langen Zügen schwamm sie auf das gegenüberliegende Ufer zu. Hundert Meter, dann ließ sie sich treiben, auf dem Rücken liegend, mit Blick in den Himmel. Die Wolken wurden dichter. Nicht mehr lange, und die Sonne würde sich dahinter verschanzen. Das Wasser tat der Haut gut, und

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