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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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Rache ausdachte. Einer seiner Schüler in der Kryptoanalyse-AG ist der Sohn des Richters Kazulé. Der Typ, der den Freispruch im Fall Bregovi ć bewirkt hat. Vielleicht gibt es doch eine Verbindung Falk – Kazulé – Kaminsky.«
    »Du meinst, der Sohn soll die Schandtaten des Vaters aufdecken?« Hardo fuhr sich über die Glatze. »Doch wie hätte die Geschichte in Falks Vorstellung ausgehen sollen? Die Schüler hätten den Text entschlüsselt und Kaminskys Vorgeschichte gekannt. Und dann?«
    »Skandal pur«, sagte Katinka. »Sie gehen heim und erzählen es den Eltern. Das multipliziert sich! Die Telefondrähte laufen heiß, ganz Bamberg summt und brummt.« Sie rieb sich die Augen. »Aber ich stimme dir zu: Die Reihenfolge passt nicht. Ich habe nicht einmal mehr an den ersten Mord gedacht. Und jetzt ist auch noch das Mädchen verschwunden. Ich mache mir echt Sorgen.«
    »Und todmüde bist du auch. Ich nicht weniger.« Hardo lehnte sich an die Spüle. Er sah schauerlich aus. Noch blasser als gestern und völlig zermürbt.
    »Da ist noch was.«
    »Ach?« Sein Körper spannte sich an. Als wollte er auf mich losgehen, dachte Katinka.
    »Ich habe Anrufe bekommen. Zweimal.« Ihr Magen verkrampfte sich. Gleichzeitig fürchtete sie Hardos Reaktion. »Jemand sagte, ich solle aufpassen. Es wäre noch nicht zu spät. Und beim zweiten Anruf sagte er, beim nächsten Mal ginge es nicht so glimpflich ab.«
    »Wann war das?«
    Katinka legte ihr Handy auf den Tisch.
    »Gestern Vormittag, als ich mit Fürlitzer in Hannes’ Wohnung war. Und das zweite Mal am Abend.«
    »Ein Mann? Eine Frau?«
    »Es war ein Stimmenverzerrer zwischengeschaltet. Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, ob ein Mann oder eine Frau gesprochen hat.«
    Hardo wog das Telefon in seiner Hand.
    »Wir ermitteln, woher die Anrufe kommen. Ich regle das.«
    »Gut«, murmelte Katinka.
    »Ich habe Angst um dich, Katinka.«
    Sie schwieg. Was sollte sie dazu sagen. Ihn auffordern, keine Angst zu haben? Angst war ein Gast, den man nicht hinauskomplimentieren konnte. Ein Mitbewohner, der sich einschlich und kam und ging, wie es ihm beliebte. Ein Schmarotzer.
    »Hast du mal was gegessen zwischendurch?«, fragte Katinka.
    Er klopfte sich auf den Bauch.
    »Ich habe genug Reserven für ein paar asketische Tage. Und du?«
    »Ich hatte ein argentinisches Rindersteak bei Rita. Zartrosa und saftig.«
    »Quälgeist!« Er nahm sie in die Arme. »Morgen ist Samstag. Ich werde kurz nachsehen, was meine Leute Neues ausgegraben haben. Sollen wir beide etwas unternehmen, das nichts mit Verbrechern zu tun hat?«
    Katinka küsste seinen Hals. Das Glitzern in seinen Eisaugen machte sie ganz verrückt. Liebe mich einfach, dachte sie. Jetzt. Am liebsten die ganze Nacht und morgen und die nächste Nacht. Dann geht es uns besser. Warum ist das nur so schwer, solche Sachen auszusprechen. Schwerer, als Codes zu entschlüsseln, als durch Dachfenster zu kriechen oder die Gedankengänge von Kriminellen zu analysieren.
    »Schwimmen gehen«, schlug sie vor, weil ihr nichts Besseres einfiel. »Aber vielleicht kannst du gar nicht schwimmen.«

     
    »Zum Teufel, warum melden Sie sich nicht?«
    Charly Niedorfs Stimme überschlug sich fast. Katinka reckte den Hals. Sie war viel zu verschlafen, um bereits auf der Höhe der Zeit zu sein.
    »Ich habe etwas entdeckt. Sie müssen sofort kommen!«
    Verwirrt legte Katinka ihr Handy beiseite und hielt sich Hardos Wecker dicht vor die kurzsichtigen Augen. Neun Uhr an einem Samstagmorgen. Eine Dusche durfte sie sich noch gönnen, bevor sie sich auf die Socken machte. Hardo war weg. Wieder ein Zettel.
    Heute Nachmittag habe ich frei. Du auch? H.
    Wenigstens würde es in dieser Beziehung, die noch keine war, keinen Ärger um das Arbeitspensum geben, dachte sie grimmig.
    In der Innenstadt brandete bereits das übliche Samstagschaos. Der Regen hatte kaum Abkühlung gebracht. Autos und hektische Passanten verstopften die Straßen. Katinka boxte sich über die Untere Brücke und weiter durch die Sandstraße bis zu Niedorfs Haus. Er musste hinter der Tür gelauert haben, denn er schoss auf Katinkas Klingeln heraus wie die Faust aus dem Pappkarton.
    »Da sind Sie ja endlich.« Er warf einen eiligen Blick die Straße hinunter. »Kommen Sie rein. Schnell.«
    »Was gibt es denn so Dringendes?«
    »Ich habe etwas ganz Irrsinniges entdeckt«, sagte Niedorf. Schweiß durchtränkte sein Polohemd. »Insgesamt habe ich vier Postkarten von Hannes bekommen. Die erste am 30. Juni, dann

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