Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spinnen füttern

Spinnen füttern

Titel: Spinnen füttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rawi Hage
Vom Netzwerk:
ich und schaltete es aus.
    Linda
    Mary ging am Nachmittag, ich stieg in meinen Wagen und fuhr in die Stadt. Ich steckte im Stau, ein Krankenwagen blockierte die Straße. Ein Mann spannte ein Transparent auf, darauf stand: willkommen beim tollsten karneval der welt. Es ist wieder so weit, sagte ein Kollege, der in der Spur neben mir stand. Er bat mich, ihn vorzulassen, er sei bestellt und habe es eilig. Wenig später sah ich, wie er den ersten Kunden mitnahm, der an der Straße stand.
    Es ist die Jahreszeit, wenn der grüne Schleim der Gier über alle Bewohner der Stadt gegossen wird. Das Zentrum des Karnevals ist ein Marktplatz, ein rasender, taumelnder Wust von angereisten Verkäufern, die den Kindern das Geld aus den Taschen ziehen, von Händlern, die den Rausch in Fässern heranrollen, von Dieben und Schlägern und Scharlatanen, von Wurstmachern und laufenden Puppen! Von laufenden Puppen …
    Um acht Uhr am Abend stiegen zwei Touristen ein, besoffene, nach Bier stinkende Typen, die ihrer Mannschaft ins Ausland nachgereist waren. Es ist immer das Gleiche mit diesen Hohlköpfen, sie fressen nichts als Chicken Wings, und wenn ihre Mannschaft gewinnt, saufen sie noch mehr und torkeln grölend über die Straßen. Sieg! Sieg!, brüllen sie, und wenn sie verloren haben, dann fällt ihnen nichts anderes ein, als jemanden oder etwas zu ficken, sie rufen nach Nutten, sie steigen in mein Taxi und fragen: Wo sind die Nutten? Bring mich zu den Nutten!
    Ich bringe euch zum Corner, sagte ich, so heißt hier das Rotlichtviertel.
    Ich fuhr zu dem Block, an dem meine Freundin Linda meistens steht, tatsächlich fand ich sie sofort. Ich öffnete das Fenster und rief: Ms Pleasure, bitte kommen Sie mal her. Sie zwinkerte mir zu und beugte sich in den Wagen. Sie sagte ihren Satz auf, in dem die Wörter Na, Jungs , suchen und Spaß vorkamen.
    Auf ihre eingeschnürte, üppige Art sah Linda sehr appetitlich aus. Sie war richtig drall, ihre Schenkel dehnten das Leopardenmuster des Minirocks, die Peripherie, die alles nur mühsam zusammenpresste. Durch die Stöckelschuhe wirkten ihre Beine länger, die Schultern breit. Und weil sie einen tiefen, mächtigen Ausschnitt hatte und schwarzes Haar, das in langen Locken herabfiel, weil sie die Augen einer Spanierin hatte, groß wie zwei dicke, schwarze Oliven, sah sie aus, als wäre sie einer Region entsprungen, in der Zigeuner und Araber über die Jahrhunderte stampfend um die Lagerfeuer getanzt waren und ausgiebig miteinander gefickt hatten.
    Sie redete auf die Jungs ein, öffnete die Beifahrertür und stieg ein. Einer der Touristen fragte, ob sie nicht eine Freundin habe, die sie noch mitnehmen könnten. Gleich da um die Ecke, Süßer, sagte Linda und lächelte. Ich fuhr los. Wir hielten bei der Freundin, sie kam und beugte sich in das hintere Fenster. Sie war ein bisschen verlottert, ihr fehlten ein paar Zähne, die ihr wohl der Zuhälter ausgeschlagen hatte, oder das Heroin hatte ihr über die Jahre zugesetzt. Nichts für uns, sagten die Jungs auf der Rückbank, suchen wir noch ein bisschen weiter.
    Also fuhren wir weiter um den Block, hier und da, wenn wir eine sahen, hielten wir an, aber die Jungs hatten immer andere Vorstellungen. Eine Menge los heute, sagte Linda, wegen dem Spiel und dem Karneval. Die Hübschesten sind beschäftigt. Die Typen wurden langsam unruhig, sie hatten Hunger und waren frustriert. Einer, er trug eine Baseballmütze, machte den Vorschlag, Linda nacheinander zu nehmen. Du wartest draußen, bis ich fertig bin, sagte er zu seinem Freund. Nein, sagte der, erst bin ich dran, ich will nicht nach dir ficken. Noch einmal machten wir uns auf die Pirsch, wir drehten mehrere Runden, bis sie alle keine Lust mehr hatten, sie wollten nur noch essen und ins Bett.
    Linda forderte Geld, aber die Jungs weigerten sich zu zahlen. Schwanzlutscher, Fick dich und so weiter, Wendungen dieser Güte flogen hin und her. Linda versuchte ihnen zu erklären, dass sie eine Art Bereitschaftsdienst geleistet habe, wie ein Arzt, der würde schließlich auch bezahlt. Sie nannte einen Stundenpreis, es sei ihr egal, was sie in der Stunde anstellten. Ich hielt an und sagte, sie sollten sie endlich bezahlen.
    Halt die Fresse, sagte der Typ mit der Kappe und brüllte Linda an, sie solle aussteigen und sich ins Knie ficken.
    Ihr zahlt jetzt, ihr verdammten Schwuchteln, schrie Linda.
    Wir zahlen nicht. Mein Schwanz hat nichts gespürt, und deiner, Joe? Er sah seinen anabolischen Freund an.
    Fickt euch

Weitere Kostenlose Bücher