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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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anderen bist.«

    »Ich bin aber nicht gemein«, jammerte ich. »Ljuba ist gemein.«
    Laura schüttelte den Kopf. »Weißt du was? Ich glaube, der wahre Grund ist ein ganz anderer. Bisher warst du immer die Prinzessin in eurer Familie - und jetzt gibt es da noch eine große Tochter, die deine Leute gern haben, und das hältst du nicht aus.«
    Ich starrte sie entgeistert an und schluckte.
    Lauras Küchenpsychologie. Auch das noch.
    Oder hatte sie am Ende recht? War ich wirklich nur dauernd ausgerastet, weil ich eine Rivalin bekommen hatte?
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte mich anfangs doch sogar über den Familienzuwachs gefreut!
    Aber jetzt hielten mich auch meine besten Freundinnen für eine durchgeknallte, eifersüchtige Gans.
    Es war nicht zum Aushalten.
    Ich schnäuzte mir die Nase und griff wieder nach dem Brot.
    »Schmeckt gut«, sagte ich, aber ich sah sehr wohl den Blick, den Martha und Laura tauschten. Sie will sich der Wahrheit nicht stellen, hieß dieser Blick. Sie will sich ihre Eifersucht nicht eingestehen!
    »Habt ihr die Vokabeln gelernt?«, fragte ich dann.
    Martha grinste. »Du kannst das Thema noch so oft wechseln, Alex, wir haben dich durchschaut!«
    »Na klar«, sagte ich mit vollem Mund. »Übrigens vielen Dank für das Taschentuch.«
    »Da nicht für«, antwortete sie. »Nein, zum Vokabellernen bin ich gestern irgendwie nicht mehr gekommen. Machen wir schnell einen Crashkurs?«
    Damit war das Thema Ljuba erstmal abgehakt, und ich würde es so bald auch nicht wieder aufs Tapet bringen - das war klar.

    Wir wiederholten schnell die zwei Seiten französische Vokabeln und verabredeten uns für morgen Nachmittag zum Mathe-Lernen.

    »Weißt du was?«, sagte ich am Nachmittag zu Marlon, als wir eigentlich einen Werbetext für ein Produkt unserer Wahl verfassen sollten. Stattdessen saßen wir aneinandergekuschelt auf seinem Bett.
    »Was?«
    »Am liebsten würde ich ein paar Tage wegfahren.« Ich seufzte. »Einfach mal ein paar Tage Urlaub von meiner ach so wundervollen Familie mit der ach so wundervollen Ljuba machen.«
    »Warum? Ist was passiert?«
    »Nö, nichts Schlimmes. Aber mir reicht es langsam, dass ich dauernd in dieselbe Ecke gestellt werde.«
    »Wie meinst du das?«
    Ich rieb mir die Nase. »Na, egal was ich mache: Immer denken alle, ich wäre auf Ljuba eifersüchtig und würde ihr nicht das Schwarze unterm Fingernagel gönnen. Der armen, armen Ljuba im fremden, fremden Land.«
    Marlon verdrehte die Augen.
    Ich holte tief Luft. »Siehst du, du willst mit mir auch nicht darüber reden. Na gut, lassen wir’s. Es gibt ja auch echt bessere Themen. Also - wofür wollen wir Reklame machen?«
    »Keine Ahnung. Für einen Laptop?«
    »Dazu fällt mir nichts ein.«
    »Für Badesalz?«
    »Meinst du das Zeug oder die Kabarettisten? Wie wär’s mit Schokolade?«
    Er zuckte die Achseln. »Mag ich nicht besonders.«
    Ich kaute an meinem Kuli. »Okay - ich hab’s. Wir
schreiben einen Werbetext für ein asiatisches Kochbuch! Wie findest du das?«
    »Find ich klasse.« Er strahlte. »Zu Essen fällt mir immer was ein.«
    Wir dachten uns ein Kochbuch aus, und Marlon beschrieb ein paar Gerichte, dass mir das Wasser im Mund zusammenlief.
    Aber auf einer Art zweiten Gedankenschiene dachte ich traurig darüber nach, dass keiner der Menschen, die mir am liebsten waren, sich mit meinem Problem auseinandersetzen wollte.
    Alle dachten, ich hätte mich in etwas verrannt.
    Aber ich wusste, dass das nicht stimmte, und fühlte mich schrecklich hilflos.
    Als säße ich in einem Netz gefangen, das nur ich sehen konnte und niemand sonst und gegen dessen Maschen ich verzweifelt ankämpfte, weil sie sich immer enger um mich zusammenzuziehen drohten.

22
    B is jetzt hatten sich Ljubas Bosheiten gegen mich gerichtet, immer war ich das Ziel ihrer Angriffe gewesen, auch wenn ich es nie beweisen konnte.
    Doch als ich am nächsten Tag nach unserem Mathe-Treff nach Hause kam, ging es einem anderen Familienmitglied sehr schlecht.
    Das Haus war leer, und ich atmete zunächst erleichtert auf, denn so konnte ich es mir bis zum Treffen mit Marlon in meinem Zimmer gemütlich machen - wann hatte ich eigentlich den letzten Film gesehen?
    Während ich Onkel Jochens Sammlung auf der Suche nach einem Monty Python-Film durchstöberte, hörte ich plötzlich ein seltsames Geräusch. Ein ganz leises Jaulen, fast ein Stöhnen - so jämmerlich, dass sich mir die Nackenhaare aufstellten.
    Das war keine menschliche Stimme.
    Aber was war es

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