Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
war Fletchers Idee gewesen, und ich hatte zugestimmt. Er hatte mich wegen der Narben auf meinen Handflächen so genannt. Außerdem hatte er erklärt, dass ich ihn bei unserem ersten Treffen an eine Spinne erinnert hätte – nichts als dünne Arme und lange Beine, die sich in einer dunklen Ecke versteckten. Die Erinnerung regte sich in mir und wollte gerade aufsteigen, aber ich ballte die leere Hand zur Faust und verdrängte die ungewollten Gefühle. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um Schwäche zu zeigen.
»Würden Sie mir denn verraten, wie dieser Name lautet?«, fragte Caine.
»Manche Leute nennen mich die Spinne.«
Auftragsmörder machten gewöhnlich keine Werbung in eigener Sache, aber eine Menge von denen, die mit zwielichtigen Machenschaften zu tun hatten, kannten meinen Namen – auch wenn sie sonst nicht viel über mich wussten. Donovan Caine bildete da keine Ausnahme. Aber das leichte Hervortreten seiner Augen und das Blähen seiner Nasenflügel verrieten mir, an wen er gerade dachte: Cliff Ingles. Und er fragte sich, ob ich ihn ermordet hatte oder nicht.
»Falls Sie sich gerade fragen, ob ich diejenige bin, die Ihren Partner umgebracht hat, lautet die Antwort ja.«
Es gab keinen guten Grund dafür, diese Information für mich zu behalten, da Caine diese Möglichkeit bereits in Betracht gezogen hatte. Es war besser, die Karten auf den Tisch zu legen, als zu riskieren, dass das ständige Grübeln Caine ablenkte. Mir war wichtig, dass er sich auf das aktuelle Problem konzentrierte, das darin bestand, die Luftmagierin zu finden, damit ich sie umbringen konnte. Falls der Detective sich jetzt empörte, wegen seines ermordeten Partners nach Selbstjustiz verlangte oder etwas Unvorsichtiges tat, wie nach seiner Waffe zu greifen, würde ich ihn direkt hier erledigen – egal ob er mir helfen konnte oder nicht. Egal wie überdrüssig ich im Moment all des Blutes und des Todes war.
Caine lehnte sich vor. Ekel und Hass brannten in seinen Augen. »Sie haben Cliff Ingles, meinen Partner, einen Polizisten, umgebracht, und Sie stiefeln hier rein, weil Sie mir einen Vorschlag unterbreiten wollen? Sind Sie verrückt oder einfach dämlich?«
»Weder noch. Und ich hoffe, Sie sind clever genug, um mich anzuhören.«
Ich lehnte mich ebenfalls vor und suchte seinen Blick. Der Detective war nicht der Einzige, der dieses eiskalte Starren beherrschte.
»Diese Leute haben versucht mich umzubringen. Das kann ich verstehen. Es gehört zu meinem Berufsrisiko, ins Fadenkreuz zu geraten und selbst in Gefahr zu geraten. Aber sie waren nicht damit zufrieden, nur mich zu erledigen. Sie haben meinen Mittelsmann umgebracht. Ein weiterer meiner Partner wurde fast zu Tode geprügelt. Kurz gesagt, sie haben mich reingelegt, und dann haben sie versucht, die übrig gebliebenen Probleme auch noch zu lösen. Sie haben eine Grenze überschritten, die es sogar unter Mördern gibt.«
Caine schnaubte. »Und ich soll jetzt Mitleid mit Ihnen haben?«
»Nein«, antwortete ich. »Ich will und brauche kein Mitleid. Was ich Ihnen anbiete, ist meine Hilfe, Detective.«
Er lehnte sich auf seiner Bank zurück und versuchte, in meinen Augen und meinem Gesicht die Lüge zu entdecken. Aber ich hatte schon vor langer Zeit gelernt, meine Miene so ausdruckslos zu halten wie eine Schieferwand. Nichts zu sagen, nichts zu tun, nichts zu verraten.
»Selbst wenn ich fähig wäre, über die Tatsache hinwegzusehen, dass Sie meinen Partner getötet haben, und Ihr Angebot in Erwägung zöge was würde ich im Gegenzug dafür bekommen? Außer natürlich ein Messer in den Rücken?«
Ich ignorierte den bissigen Kommentar. »Ich habe ein paar Informationen, die vielleicht dabei helfen können, denjenigen ausfindig zu machen, der den Gordon-Giles-Mord in Auftrag gegeben hat. Es ist nicht viel, aber es ist ein Anfang. Stimmen Sie zu, mit mir zusammenzuarbeiten und jegliche Hinweise, die Sie bekommen, oder Theorien, die Sie entwickeln, an mich weiterzuleiten, dann werde ich meine Informationen mit Ihnen teilen – und lasse Sie in den Genuss meiner sonstigen Fähigkeiten kommen. Eine Hand wäscht die andere.«
Seine Augen glitten ein weiteres Mal zu meinen Brüsten, bevor sie wieder mein Gesicht suchten. »Sonstige Fähigkeiten?«
»Sie werden Hilfe dabei brauchen, die Leute aufzuspüren, die das getan haben – und dabei, mit ihnen klarzukommen.«
Ein weiteres Schnauben erklang. »Lady, ich bin ein Cop! Ich komme mit solchen Leuten allein klar.«
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