Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
war es an mir, höhnisch zu prusten. »Wirklich? Hat bei der Pressekonferenz vor der Oper deswegen Captain Stephenson das Reden übernommen? Hat er Sie deswegen davon abgehalten, Fragen zu beantworten? Werde ich deswegen des Mordes an Gordon Giles beschuldigt, obwohl wir beide wissen, dass ich gerade damit beschäftigt war, aus dem Aneirin zu kriechen, als er in diesem ›Unfall‹ ums Leben kam? Begreifen Sie doch, Caine, die gesamte Polizei von Ashland ist so korrupt, wie man nur sein kann. Anwesende natürlich ausgenommen.«
Dazu sagte er nichts.
Ich holte tief Luft. »Ich hatte die Chance, ein paar Leute zu befragen, denen ich gestern begegnet bin. Ein paar von denen, die in dieser Verschwörung drinhängen. Sie haben alle dasselbe gesagt. Dass jemand, irgendein Cop im Dezernat, ihnen geholfen hat. Denken Sie mal darüber nach. Wie schnell alles vonstattenging. Wie schnell meine angebliche Verbindung zu Giles entdeckt und mein Bild der Presse zugespielt wurde. Und dann sind da Sie, Detective. Dieser Kerl vor der Loge hatte nicht vor, nur Giles umzubringen. Er wollte auch Sie erledigen. Und jetzt wissen Sie, dass jemand in Ihrer ach so tollen Polizeitruppe mit drinhängt. Und dass es okay für ihn war, dass Sie draufgehen. Jemand mag Sie nicht besonders, Detective.«
Schweigen. Donovan Caine rutschte auf seiner Bank herum. Sein Zeigefinger trommelte in schnellem Rhythmus auf den Tisch. In seiner rechten Wange zuckte ein Muskel. Er wollte nach seiner Waffe greifen. Dieser Drang zeigte sich in seinem angespannten Gesicht, in seinem gesamten Körper. Sein Blick glitt zu dem Geländewagen vor der Tür, und er zwang sich, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Sich ein wenig zu entspannen. Ich hatte recht gehabt. Caine war nicht die Art von Cop, die Kollateralschäden in Kauf nahm. Egal wie dringend er mich im Moment umbringen wollte.
»Glauben Sie wirklich, diese Leute werden mit dem aufhören, was sie treiben, nur weil ich verhaftet, ins Gefängnis gesteckt oder getötet werde? Nicht in dieser Stadt. Nicht, wenn Mab Monroe das Sagen hat. Sie könnte diejenige sein, die Gordon Giles tot sehen wollte, obwohl ich zugebe, dass das höchst unwahrscheinlich ist.«
»Warum?«, fragte er.
»Weil sich Mab Monroe um solche Angelegenheiten gewöhnlich selbst kümmert. Das ist so ungefähr das Einzige, was ich an ihr bewundere.«
Einer von Caines Mundwinkeln zuckte, dann grunzte er. Er würde mir nicht widersprechen.
»Denken Sie über mein Angebot nach.« Ich trennte mit der Gabel ein Stück von meinem Kuchen ab, obwohl ich nicht vorhatte, ihn zu essen. Zu dumm. Der zitronengelbe Mountain-Dew-Kuchen sah köstlich aus. »Sie haben sich aus gutem Grund mit Giles unterhalten. Jemandem gefiel nicht, was er Ihnen erzählen wollte und was Sie mit den Informationen anstellen könnten. Deswegen haben sie ihn umgebracht. Der Rest ist nur fades Beiwerk.«
Er verzog das Gesicht. »Und welche Garantie habe ich, dass Sie mir die Wahrheit sagen? Dass das alles nicht nur ein ausgetüftelter Plan ist, um mich umzubringen?«
Ich verzog die Lippen zu einem strahlenden Lächeln. »Wollte ich Sie tot sehen, Detective, hätte ich Sie einfach in der Oper erstochen – oder ich könnte Ihnen hier und jetzt ein Messer in die Kehle rammen.«
Er erstarrte wieder.
Ich musterte ihn kühl. »Aber das werde ich nicht tun. Ich will dieser Sache auf den Grund gehen, und Sie sind die einzige Person, die mir dabei helfen kann. Sehen Sie es doch ein, Caine. Wir brauchen einander – ob es uns nun gefällt oder nicht.«
Meine Zeit war abgelaufen. Ich glitt von der Bank und stand auf. »Sie haben ein paar Stunden, um über mein Angebot nachzudenken. Falls Sie meinem Vorschlag zustimmen, schalten Sie heute um sechs Uhr abends Ihr Veranda-Licht ein. Ich werde die Beweise mitbringen, die ich habe, und wir können unser weiteres Vorgehen besprechen. Wenn Sie mich bescheißen, enden Sie wie Gordon Giles – nackt und angekokelt auf einer Stahlbahre im Leichenhaus.«
»Und wenn ich nicht zustimme? Nicht mit Ihnen zusammenarbeiten will?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Dann lassen Sie es. Aber kommen Sie mir dann auf keinen Fall in die Quere.«
»Ist das eine Drohung?«
»Nein«, sagte ich, während ich langsam Richtung Eingang zurückwich. »Eine einfache Feststellung. Jemand war entschlossen, Giles umzubringen, ohne selbst in die Sache verwickelt zu werden, und bis jetzt ist ihm das auch gelungen. Meiner Erfahrung nach haben entschlossene Leute
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