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Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Titel: Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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lachten hart. So jung und schon so abgebrüht. Ich mochte sie.
    Ich wedelte wieder mit den Scheinen. »Nun, für jede von euch ist ein Hunderter drin, wenn ihr mir diese Karte gebt.«
    Die dritte Frau, eine mollige Blondine, runzelte die Stirn. »Warum sollten Sie die Nummer dieses Widerlings wollen? Wir wollten sie eigentlich mit unseren Kaffeebechern wegwerfen.«
    Ich schenkte ihr ein breites Lächeln. »Ich beschatte den Mistkerl im Auftrag seiner Frau. Sie denkt, er betrügt sie. Jedes Beweisstück, das ich in die Finger kriegen kann, reißt ihn tiefer rein und sorgt dafür, dass sie im Falle einer Scheidung mehr Unterhalt bekommt. Wollt ihr einer Schwester helfen?«
    Wieder wechselten die drei nachdenkliche Blicke, bevor sie das Geld in meiner Hand musterten.
    Die Brünette zuckte mit den Achseln, griff in ihre Jeanstasche und zog ein zerknittertes Stück Papier heraus. »Für dreihundert Dollar gehört sie Ihnen.«
    Ich tauschte meine Scheinchen gegen die Visitenkarte und bedachte sie mit einem dankbaren Lächeln. »Angenehm, mit Ihnen Geschäfte zu machen, meine Damen.«
    Dann überließ ich die Studentinnen wieder ihrem Kaffee und joggte zurück zu Finn.
    »Suchst du nach ein bisschen Spaß mit heißen Mädels oder was?«, fragte Finn, als ich wieder auf den Beifahrersitz glitt.
    »Nur in deinen Träumen, Finn.«
    Ich warf einen Blick auf die zerknüllte Visitenkarte in meiner Hand: Charles Carlyle. Unter den breiten Buchstaben stand eine Handynummer, aber mein Blick blieb an dem Symbol in der oberen Ecke hängen – ein schwarzer dreieckiger Zahn mit scharfen Sägekanten. Die Rune des mysteriösen weiblichen Luftelementars.
    »Also, was sollte dann dieser kleine Ausflug?«, fragte Finn.
    Ich rieb mit dem Daumen über das Symbol. »Ich habe einem Gesicht einen Namen zugeordnet. Und jetzt lass uns verschwinden, bevor Caine uns die Bullen auf den Hals hetzt.«
    Finn stellte den Geländewagen im ersten Parkhaus auf unserem Weg ab und »lieh« sich gleich den nächsten fahrbaren Untersatz – wieder einen Cadillac, allerdings neueren Baujahrs. Er fuhr durch die Straßen und umrundete zweimal die Innenstadt, bevor er einen Umweg durch die Vororte fuhr, um sicherzustellen, dass niemand ein ungesundes Interesse an uns entwickelt hatte.
    Da die Ausläufer der Appalachen bis nach Ashland hineinreichten, waren die umgebenden Vororte grüner und sauberer als in den meisten anderen Großstädten. Die Stadtplaner hatten sich Mühe gegeben, es auch dabei zu belassen, besonders in Northtown. Bäume und kleine Gehölze standen hier und dort in der Landschaft herum wie Diebe, die zwischen neuen Wohngebäuden und Einkaufszentren mit großen Parkplätzen davor ihren Revieranspruch geltend machten. Ashland hatte auch einen Anteil an Industriegebieten, aber die heruntergekommenen Gebäude und die großen Betonflächen versteckten sich hinter geschickt gepflanzten Ahorn- und Walnussbäumen. Reihen von Kiefern und kleine grasbewachsene Hügel verbargen die hohen Türme der großen Papierfabriken. Ironie des Schicksals.
    Ich starrte aus dem Fenster. In den Vororten wirkte alles so normal, so unschuldig. Vollzeitmamis fuhren Minivans voller renitenter Kinder durch die Gegend. Alte Herrschaften machten mit ihren Hunden im Schlepptau Powerwalking. Alle möglichen Leute mit jeder Menge Einkaufstaschen am Arm schlenderten durch hübsche Straßen. Ein Feuerelementar ließ an einem Parkeingang Flammen über seine Fingerspitzen huschen, um ein bisschen Kleingeld zu verdienen. Einen Kilometer weiter vollführte ein Eiselementar ähnliche Tricks in der Nähe eines Kinderspielplatzes.
    Ich konnte nicht anders, als darüber nachzudenken, wie dieser Tag wohl ausgesehen hätte, wenn ich vor sechs Monaten Fletchers Ratschlag beherzigt hätte und aus dem Geschäft ausgestiegen wäre. Oder mich nicht von ihm hätte überreden lassen, den Gordon-Giles-Job zu übernehmen. Oder wenn wir beide mehr Aufmerksamkeit auf den Job und mögliche Fallstricke darin gerichtet hätten, statt uns von der stattlichen Summe blenden zu lassen, die dafür bezahlt wurde. Gier konnte einen erledigen, genau wie Glück.
    Ich wäre vielleicht jetzt gerade im Pork Pit, würde im Mittagsandrang bedienen, in der Küche aushelfen oder mal wieder versuchen, eine Ladung von Fletchers geheimer Soße anzurühren. Oder ich könnte in der Bibliothek des College sitzen und an einer Aufgabe für irgendeinen Kurs arbeiten. Ich könnte sogar im Flieger nach Key West dösen, als

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