Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
Messer ins Herz, das immer wieder herumgedreht wurde, bis nur noch Fetzen zurückblieben.
Finns Schritte wurden immer langsamer. Ich packte seinen Arm fester und zerrte ihn über die Straße, bevor er etwas Dummes tun konnte, wie beispielsweise anzuhalten. Oder noch schlimmer: zu versuchen, das Restaurant zu betreten. Die Luftmagierin mochte das Pork Pit ja vielleicht nicht beobachten lassen, weil Fletcher tot war, aber dennoch war es ein Risiko, das ich nicht eingehen durfte.
»Bald«, flüsterte ich ihm ins Ohr. »Bald.«
Finn nickte, und wir schlenderten weiter.
Wir fuhren mit dem Aufzug in mein Stockwerk und näherten uns meiner Haustür. Ich drückte die Hand gegen den Stein, bis die raue Oberfläche sich in meine Hand grub. Kein Alarm, keine plötzliche Bestürzung. Die Steine murmelten mit tiefer Stimme wie gewöhnlich. Den ganzen Tag über hatte sich niemand der Wohnung genähert.
»Sauber«, sagte ich.
Finn zitterte leicht, als er den Schlüssel ins Schloss schob. »Du weißt, wie unheimlich das ist, oder? Wenn du einem Haufen Steine lauschst? Es ist einfach … wider die Natur.«
»Wider die Natur ist, dass du mehr Geld für Haarpflegeprodukte ausgibst als ich«, erklärte ich in dem Versuch, die Stimmung etwas aufzuheitern. Ich streckte die Hand aus und wuschelte ihm durch die walnussbraunen Locken.
»Hey! Hey!«, protestierte Finn und zog den Kopf weg. »Alles, nur nicht die Haare.«
Und fast hätte ich dabei ein Lächeln zustande gebracht.
Wir betraten die Wohnung. Finn setzte sich an den Küchentisch und fuhr seinen Laptop hoch. Er klickte sich durch seine verschiedenen E-Mail-Accounts und Nachrichten, um zu sehen, was seine Quellen hatten ausgraben können, sowohl über Gordon Giles als auch über jeden, der ihn vielleicht tot sehen wollte.
»Hier.« Ich griff in meine hintere Hosentasche und gab ihm die Visitenkarte, die ich von den Studentinnen vor dem Cake Walk bekommen hatte. »Schau auch mal, was du über diesen Kerl rausfinden kannst. Wer er ist, wo er arbeitet, mit wem er abhängt.«
Finn wedelte mit der Karte. »Glaubst du wirklich, dass uns das was helfen wird? Die Ausweise der anderen waren alle gefälscht.«
Ich zuckte mit den Achseln. »Der Trottel war dämlich genug, die Karte während einer Beschattung diesen Studentinnen in die Hand zu drücken. Ich wette, er war auch dämlich genug, ihnen eine Karte mit seinem richtigen Namen zu geben. Wenn es mit Caine nicht klappt, können wir immer noch Mr. Schleimer einen Besuch abstatten. Einen Versuch ist es wert.«
Während Finn an den feinen Fäden seines Informationsnetzes zog, machte ich mich auf den Weg in Richtung Küche.
»Aber jetzt zu wichtigeren Dingen – irgendwelche Wünsche fürs Mittagessen?«
»Sandwich«, murmelte Finn, ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen. »Du machst die besten Sandwiches.«
Wahre Worte. Ich öffnete den Kühlschrank und musterte die Zutaten darin. Fünf Minuten später hatte ich zwei Truthahn-Gouda-Sandwiches mit Pumpernickel fertig. Ich legte noch eine Essiggurke und ein paar Babykarotten auf jeden Teller, daneben, als Nachtisch, ein paar Schokocookies. Die Darbietung war immer der Schlüssel bei der Zubereitung von Speisen. Zumindest hatte mein Kochlehrer das im letzten Semester behauptet, als er uns gezeigt hatte, wie man Tomaten mit einem Messer zu kleinen Rosen schnitzte. Diese Abschlussprüfung hatte ich als Beste bestanden.
Ich stellte den Teller vor Finn und setzte mich ihm gegenüber an den Tisch.
»Schon irgendwas über Mr. Schleimer herausgefunden?«, fragte ich.
Finn nahm einen Bissen von seinem Sandwich. »Ich arbeite daran. Du hattest recht. Der Trottel war wirklich dämlich genug, ihnen seinen richtigen Namen zu verraten, der übrigens Carlyle lautet. Charles Carlyle, auch wenn seine Freunde ihn wahrscheinlich Chuck nennen. Rate mal, wo er arbeitet?«
Ich musste nicht mal darüber nachdenken. »Halo Industries.«
Finn zeigte mit dem Finger in meine Richtung. »Bingo. Er ist der geschäftsführende Vizepräsident.«
Ich runzelte die Stirn. Carlyle war mir nicht wie ein Bürohengst vorgekommen. Eher wie ein Schläger im Anzug. »Geschäftsführender Vizepräsident? Ist das der höfliche Ausdruck für Unternehmensschlampe?«
Finn hielt seine grünen Augen auf den Computer gerichtet. »Haley James’ Unternehmensschlampe. Sieht aus, als würde er ihr direkt unterstehen. Wurde neu angestellt, erst vor ein paar Monaten.«
Haley James’ Name tauchte überall auf. Das
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