Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
Zufall.«
Schweigen. Caine starrte mich an. Erneut flackerten verschiedene Gefühle in seinen Augen. Jetzt schneller. Wie Blitze, die an einem heißen Sommerabend wieder und wieder in die Erde einschlugen. Obwohl er nicht so aussah, wusste ich, dass der Detective immer noch über die Pistole nachdachte, die nur wenige verlockende Zentimeter vor ihm lag. Er spielte mit dem Gedanken, dass er eines seiner Probleme sofort beseitigen konnte, hier, jetzt, sofort. Ich hoffte, dass ihm rechtzeitig aufging, wie dämlich das wäre. Oder ich hätte schon in einer Minute, höchstens zwei, noch mehr Blut auf meiner Kleidung.
Aber irgendeines meiner Argumente musste ihm eingeleuchtet haben. Der Detective atmete tief durch. Er ließ das Handgelenk des Toten los und stand wieder auf.
»Ich bin dabei«, sagte er.
»Aber …«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht ohne heftige Vorbehalte und ein paar Regeln. Dieser Waffenstillstand, den Sie da anbieten, reicht nur bis zu einem bestimmten Punkt: Ich werde nicht vertuschen, was Sie getan haben. Nicht das kleinste bisschen. Ich werde nicht für Sie töten, und ich werde nicht zulassen, dass Sie Unschuldige verletzen.«
Ich lachte. Das harte Geräusch hallte unheimlich von den Schlafzimmerwänden wider. »Unschuldige? Wie die werten Herren, die Ihnen heute Nacht einen Besuch abgestattet haben? Diejenigen, die Sie festhalten wollten, während ihre Chefin Sie foltert? Ich glaube nicht, dass Sie sich Sorgen darum machen müssen, dass wir in diesem Fall über viele Unschuldige stolpern, Detective.«
»Vielleicht nicht. Aber so lauten die Regeln.«
Genau das hatte ich von ihm erwartet, und mit diesen Bedingungen konnte ich leben. Es war Caines persönliches Duell mit mir, diese heiße, kochende, unvernünftige Wut, die zu seinem Niedergang führen konnte. Ich seufzte. »Sprechen Sie den Rest auch noch aus. Sie wollen es doch loswerden.«
»In dem Moment, wo alles vorbei ist, werde ich Sie jagen«, knurrte er. »Um Gerechtigkeit für meinen Partner Cliff Ingles zu üben. Egal was ich dafür tun muss, selbst wenn es bedeutet, Sie zu töten. Haben Sie das verstanden?«
Caines barsches, wütendes Versprechen ließ seine Augen wie Feuer leuchten. Sein Mund war nur noch eine dünne Linie, seine Hände zu Fäusten geballt, sein gesamter Körper angespannt. Ich hatte ihn bis an seine Grenzen getrieben.
»Verstanden«, antwortete ich trocken. »Und jetzt packen Sie ein, was Sie in die Finger kriegen. Kleidung, Geld, was auch immer. Wir müssen uns in Bewegung setzen. Jetzt.«
Er starrte mich an. Ich erwiderte seinen unbarmherzigen Blick auf dieselbe Art. Der Detective nickte, und ich wusste, dass er sein Versprechen halten würde. Wir standen auf derselben Seite – für den Moment.
»Wir müssen verschwinden, weil dieser weibliche Luftelementar unterwegs ist?« Caine schlich um mich herum, wobei er weiterhin außer Reichweite blieb, und ging zu seinem Schrank. Dabei wandte er mir nie ganz den Rücken zu.
»Genau. Also beeilen Sie sich.«
Er zog einen Seesack aus dem Schrank, dann schob er eine Hand unter eine Ecke des Teppichs, klappte ihn zur Seite und löste eine Bodendiele darunter. Er stopfte ein paar Geldbündel in die Tasche, zusammen mit zwei Pistolen und mehreren Schachteln Munition. Vielleicht war der Detective doch nicht der Ausbund an Tugend, für den ich ihn gehalten hatte. Oder er hatte kapiert, wie wichtig es war, in dieser Stadt auf alles vorbereitet zu sein. Egal ob das eine oder das andere, mein Respekt für ihn stieg noch ein wenig. Trotz seiner altmodischen Ideale in Bezug auf Gerechtigkeit war der Detective ein kluger Mann. Eine Eigenschaft, die ich immer schon bewundert hatte.
Caine ging zu der Kommode und schnappte sich ein paar Klamotten. Jeans, Socken, Unterhose. Ich konzentrierte mich auf Letzteres: schwarze Boxershorts. Aus schicker Seide, wenn auch bei Weitem nicht so teuer wie Finns. Ich stellte mir vor, wie diese Seide über meine Haut glitt, gefolgt von etwas Hartem, Steifem … Mmmm. Zu dumm, dass er mich hasste und ich im Moment aussah wie eine Statistin in einem Splatterfilm. Sonst hätte ich mir überlegt, Donovan Caine zu verführen.
»Ich hätte gedacht, jemand wie Sie fände es reizvoll, einen Elementar zu erledigen.« Caine stopfte weiter Kleidungsstücke in seinen Seesack.
Ich schob meine Phantasien mit aller Gewalt zur Seite. »Ich mag ja eine Auftragsmörderin sein, Detective, aber ich habe kein besonderes Verlangen danach, Leute zu
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