Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
gern über die Gewohnheiten ihrer Gäste informiert ist. Und ich will alles über den Bastard wissen, was es zu wissen gibt, bevor wir ihn uns heute Abend schnappen.«
18
Da wir nicht mehr im Besitz des Jeeps waren, den Finn gestern gestohlen hatte, standen wir ohne Transportmittel da. Also musste Finn ein weiteres Auto aus einer Parkgarage vier Blocks von meiner Wohnung entfernt klauen. Er spazierte mit gelassener Miene quer über ein Parkdeck der Garage, ließ mehrere durchaus geeignete Kleinwagen links liegen und stiefelte dann ein Stockwerk tiefer.
»Was tut er?«, fragte Caine, während wir ihm folgten. »Das ist doch kein Supermarkt.«
Ich schnaubte. »Erzählen Sie das mal Finn. Er ist ein Autofreak. Je teurer und größer es ist, desto besser.«
Schließlich hielt Finn vor einem neuen Lexus an und nickte. »Für heute wird er reichen. Gin, mein Werkzeug bitte.« Er streckte mir die Hand entgegen.
»Hast du dein eigenes nicht mitgebracht?«
»Warum sollte ich es mit mir rumschleppen, wenn du so tolle Wegwerfdietriche machst?«, hielt er dagegen.
Ich gab es nur ungern zu, aber damit hatte Finn recht. Ich seufzte und konzentrierte mich auf meine Eismagie. Caine beäugte das silberne Flackern über meiner Handfläche und fragte sich offensichtlich, was ich da tat. Eine Frage, die ich mir nur allzu oft selbst stellte, wenn ich mit Finnegan Lane zusammen war.
Ein paar Sekunden später gab ich Finn eine lange, schlanke drahtähnliche Stange. Er nahm den kalten Eisstab entgegen und schob ihn am Fenster entlang in die Tür. Das Schloss öffnete sich, die Stange zerbrach, und Finn wischte sich einige Eisstückchen von seinem makellosen Jackett. Dann öffnete er die Tür, sank auf den Fahrersitz, griff unter das Lenkrad und zog ein paar Drähte hervor.
Dreißig Sekunden später sprang der Motor an, und Finn bedeutete uns einzusteigen. Ich nahm den Beifahrersitz, während Caine wieder auf den Rücksitz glitt. Finn lenkte den Wagen aus dem Parkhaus. Draußen begrüßte uns ein wunderschöner Septembertag. Blauer Himmel. Zarte Wolken. Eine leichte Brise. Die Sonne glänzte wie eine Goldmünze und setzte den Dreck und die Graffiti auf den Gebäuden der Innenstadt in Szene.
»Wo geht’s hin?«, fragte ich Finn. »Wo hast du Roslyn aufgetrieben? Im Klub?«
Finn hatte vor unserem Aufbruch eine neue SIM -Karte in eines meiner Handys gesteckt und telefonisch ein Treffen mit Roslyn vereinbart. »Nah dran. Der Klub macht erst um acht auf. Im Moment ist sie zu Hause.«
Trotz des Geldes, das ihr der Nachtklub einbrachte, lebte Roslyn Philipps nicht wie die anderen Reichen in Northtown. Stattdessen hatte sie sich in den Vororten kurz hinter Southtown häuslich eingerichtet. Ausläufer der Appalachen durchschnitten diesen Teil von Ashland wie die Zähne einer Säge, obwohl die scharlachrote, goldene und zimtfarbene Färbung der Herbstblätter zu dieser Zeit des Jahres half, die harten Kanten der Bergkämme optisch weichzuzeichnen. Ich kurbelte das Fenster nach unten und ließ die kühle Luft in den Wagen.
Eine halbe Stunde später bog Finn in eine Einfahrt, die von roten Ahornbäumen gesäumt wurde. Sie führte einen steilen Hügel hinauf, bevor die Bäume sich zurückzogen und den Blick auf ein einfaches zweistöckiges Haus aus grauem Ziegel freigaben. Schwarze Fensterläden und weiß bepflanzte Blumenkästen umrahmten die eckigen Fenster, während auf dem grünen Rasen Spielzeug in allen Farben des Regenbogens herumlag. Die perfekte Vorstadtidylle. Fehlte nur noch ein Golden Retriever, der über den Rasen galoppierte.
Finn parkte den gestohlenen Wagen, und wir stiegen aus.
»Lass mich einfach reden, und alles wird gut.« Finn glättete sein Jackett. Heute hatte er sich für grauen Seersucker entschieden, mit einem silberfarbenen Hemd, das aus geheimnisvollen Gründen dafür sorgte, seine Augen noch grüner wirken zu lassen.
»Das war mein Plan«, antwortete ich. »Du bist das Sprachrohr. Ich dachte mir, du könntest diesen Charme, von dem du immer behauptest, dass du ihn besitzt, einsetzen, um Roslyn auszuhorchen. Oder hattest du vor, heute eine überzeugendere Technik anzuwenden?«
Donovan Caine neben mir schnaubte, aber gleichzeitig verzog sich sein Mund zu einem amüsierten Lächeln.
»Du bist nur eifersüchtig.« Finn grub ein Minzspray aus seiner Hosentasche und sprühte es sich in den Mund.
»Kaum. Und ich weiß, wovon ich rede«, antwortete ich. »Deine Technik ist angemessen, aber nichts
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