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Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Titel: Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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erklang ein warnendes Geräusch, das sich zu einem nur für mich hörbaren ohrenbetäubenden Kreischen steigerte. Falls jemand versuchen sollte, die Tür zu öffnen und die Wohnung zu betreten, würde mich genau dieses Geräusch aufwecken.
    Genauso würde es aber auch klingen, wenn jemand versuchte, die Wohnung zu verlassen. Donovan Caine und ich mochten ja eine Abmachung haben, aber unsere zeitlich begrenzte Partnerschaft hielt ihn unter Umständen nicht davon ab, sich mitten in der Nacht davonzuschleichen. Oder es zu versuchen. Ohne mich ging der Detective nirgendwohin.
    Caine stopfte eine Decke zurecht und entfaltete die nächste. Er war kein Elementar, kein Steinmagier, also konnte er die Vibrationen weder spüren noch hören.
    Er schüttelte das letzte Kissen auf und legte es auf das ausgeklappte Sofa. Dann drehte er sich zu mir um. Ich nickte ihm zu und ging in Richtung Schlafzimmer.
    »Schlafen Sie gut.« Die tiefe Stimme des Detectives rumpelte hinter mir, und ich konnte sie beinahe wie eine zärtliche Liebkosung auf meiner Haut spüren. »Falls Sie das können.«
    Ich warf einen Blick über die Schulter. »Warum sollte ich nicht gut schlafen? Weil mein Gewissen mich wach hält? Eher nicht.«
    »Es sollte Sie stören.«
    »Wegen heute Nacht?« Ich zuckte mit den Achseln. »Ich habe getan, was nötig war, um Ihnen das Leben zu retten, Detective. Selbst Sie sollten mir das nicht vorhalten können.«
    »Nicht wegen heute Nacht. Wegen Cliff.«
    Der alte Hass blitzte in seinen braunen Augen auf, und seine Miene verhärtete sich. Caine zählte immer noch die Minuten, bis er mich endlich für den Mord an seinem Partner zur Verantwortung ziehen konnte.
    Für einen Moment dachte ich darüber nach, dem Detective zu erzählen, wie Cliff Ingles tatsächlich gewesen war. Ihm von dem Schutzgeld zu berichten, das er von mehreren Zuhältern eingestrichen hatte. Von den Vampirnutten, die er während seines Dienstes zwang, ihm in seinem Dienstwagen einen zu blasen. Von dem dreizehnjährigen Mädchen, das er so brutal vergewaltigt, verprügelt und sterbend zurückgelassen hatte. Dieses Wissen würde das selbstgerechte Grinsen aus Donovan Caines Gesicht löschen. Es verschwinden lassen, als hätte es nie existiert.
    Aber ich hielt den Mund. Diese Information war das Ass in meinem Ärmel, und ich hatte nicht vor, es aus einer Laune heraus preiszugeben. Sollte der Detective sich doch weiterhin den Illusionen über seinen Partner hingeben. Für mich war wichtig, dass er sich darauf konzentrierte, die Luftmagierin zu finden – statt herumzuhängen und Trübsal zu blasen, weil er sich so sehr in Cliff Ingles getäuscht hatte. Caine war so verdammt idealistisch. Immer noch entschlossen, an das Gute in jedem Menschen zu glauben, trotz aller Beweise für das Gegenteil. Eines Tages würde ihn das umbringen.
    Ich bedachte ihn mit einem ausdruckslosen kalten Blick. »Ich schlafe wie ein Baby, Detective. Habe ich immer, werde ich immer.«
    Damit trat ich in mein Schlafzimmer und schloss die Tür hinter mir.
    Mein Schlaf war tief, leer, wohltuend und vollkommen frei von irgendwelchen beunruhigenden Träumen oder Erinnerungen an Fletcher gewesen. Sonnenlicht, das durch die Fenster drang, wärmte mein Gesicht, und langsam öffnete ich die Lider. Ich seufzte, rollte mich herum und starrte auf den Radiowecker auf dem Nachttisch. Fast Mittag. Zeit, sich wieder an die Arbeit zu machen.
    Ich kroch aus dem Bett, öffnete die Tür und tapste ins Wohnzimmer. Finn saß mit einer dampfenden Tasse Kaffee an seinem Computer – doch es war kein normaler Kaffee, es war der Ersatz aus Malz, den sein Vater immer getrunken hatte. Der vertraute, beruhigende Duft erinnerte mich an Fletcher, und wieder spürte ich den Verlust wie einen scharfen Stich in meinem Herzen. Das Bild seines misshandelten Körpers blitzte auf, aber ich verdrängte es und konzentrierte mich auf meine letzte Erinnerung an ihn – einen alten Mann, der im Pork Pit an den Tresen gelehnt stand und eine Tasse Malzkaffee trank. Ich atmete durch, ließ mich von dem reichhaltigen Aroma erfüllen und stellte mir vor, die Erinnerung an Fletcher würde die Wohnung mit Wärme durchfluten. Spürte, wie mich ein warmer Schauer erfasste.
    Finn sah auf, als ich den Raum betrat. Er winkte mir zu, dann drückte er einen Finger an die Lippen und deutete aufs Sofa. Ich spähte über die Rückenlehne. Donovan Caine lag unter einem Haufen Decken, die ihn wie ein Leichentuch bedeckten. Ich konnte unter dem

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