Spion der Liebe
diesem schwedischen Konsul zu wechseln.«
»Der ist mir ohnehin viel zu dick. Nicht mein Typ.«
»Nur ich bin dein Typ, verstanden?«
»Oh, wie nett! Du bist eifersüchtig.«
»Unsinn.«
»Zumindest besitzergreifend.«
»Das bildest du dir nur ein.«
»Soll ich vielleicht mit dem schwedischen Konsul tanzen?«
»Wenn du heute abend schwedisches Blut sehen willst – meinetwegen.«
»Also muß ich dich fragen, mit wem ich tanzen darf?«
»Vielleicht wäre das eine gute Idee«, erwiderte Beau und überlegte, warum er sich dermaßen für ihre Tanzpartner interessierte.
» Du könntest doch den ganzen Abend mit mir tanzen.«
»Nein, das könnte ich nicht. Tanz, mit wem du willst.«
»Meinst du’s wirklich ernst?«
»Da ich dich ansonsten bis zum Ende des Balls herumwirbeln müßte – ja.« Ungeduldig schaute er zu den Musikern hinüber. »Wie lange dauert dieser Tanz denn noch?«
»Sehr galant, Mylord …«
Belustigt schaute er ihr in die Augen. »Dieses alberne Gehopse macht dir einen Riesenspaß, nicht wahr?«
»O ja – wo du doch so ein ausgezeichneter Tänzer bist, Beau«, flötete Serena. »Warum kannst du’s denn nicht genießen?«
»Weil ich lieber mit einer Frau schlafe, wenn ich sie in den Armen halte.«
»Lord Rochefort! Ich bin schockiert!« In gespielter Empörung runzelte sie die Stirn.
»Von dir hätte ich das nicht erwartet.«
»Verzeih mir, daß ich dich zwinge, deine Zeit so zu verschwenden. Heute abend mache ich gerne eine Ausnahme.«
»Weil ich so hinreißend bin?« fragte sie kokett.
»Genau.« In diesem Augenblick verstummte die Musik. Nachdem er wie ein echter Gentleman seine Pflicht erfüllt hatte, verbeugte er sich vor seiner Tanzpartnerin. »Hoffentlich benimmst du dich anständig.«
Ehe sie antworten konnte, verschwand er im Spielsalon. So sehr ihn die Kartenpartien mit den älteren Diplomaten auch langweilten – dieser Zeitvertreib erschien ihm wesentlich angenehmer als weitere Tänze. Aber er stand immer wieder auf und spähte in den Ballsaal, um festzustellen, wer seine Geliebte gerade übers Parkett wirbelte.
Bald begann er die Minuten zu zählen, über die der Uhrzeiger in qualvollem Schneckentempo hinwegkroch, dann die Kristallprismen am Lüster. Wie er um Punkt elf Uhr siebzehn feststellte, schmückten genau fünfundachtzig Orden die Abendjacketts der Konsuln, die mit ihm am Spieltisch saßen.
Wie langsam sich die Zeit dahinschleppte … Vielleicht müßte die elegante Uhr auf dem Kaminsims repariert werden. Und wann gingen diese gottverdammten Diplomatenparties normalerweise zu Ende?
Etwas später gesellte sich der beschwipste Lord Dufferin zu der Runde und zwinkerte seinem jungen Freund mehrmals zu, was Beau für eine Alterserscheinung oder die Folge eines allzu reichlichen Alkoholkonsums hielt.
Deshalb achtete er nicht weiter darauf und konzentrierte sich auf seine Karten. Bald hatte er die ungeheuerliche Summe von zehntausend Pfund gewonnen und lockte zahlreiche Zuschauer an den Tisch.
Dufferin begann zu schwitzen. Aber bei den beiden nächsten Partien glich er seine schweren Verluste wieder aus. Erleichtert wischte er seine Stirn ab. »Nun ist die Glücksgöttin endlich zu mir zurückgekehrt. Andererseits hätte ich nichts dagegen, mein lieber Junge …«, diesmal zwinkerte er Beau so vielsagend zu, daß es unmißverständlich wirkte, »… wenn deine schöne Kusine, Miss Blythe, neben mir säße. Mit den Kusinen ist das so eine Sache nicht wahr? Nun, wir alle brauchen hin und wieder unser Vergnügen.«
Ringsum herrschte tiefes Schweigen.
»Wie, bitte, Duff?« fragte Beau kühl.
»Natürlich meine ich die Lady im York Hotel, mein Junge«, schwatzte Lord Dufferin ungeniert weiter. »Dort sah ich dich vor zwei Tagen mit Miss Blythe.«
Bedächtig legte Beau seine Karten auf den Tisch. »Da mußt du dich täuschen.«
»Wie könnte ich ihr herrliches goldblondes Haar und dieses schöne Gesicht jemals vergessen …?« Erst jetzt bemerkte er die atemlose Stille, die den Raum erfüllte, und die erwartungsvollen Mienen.
»Heute abend bin ich Miss Blythe zum erstenmal begegnet«, erwiderte Beau mit sanfter Stimme. Aber die Drohung in seinen Augen war mehr als unmißverständlich.
»Ah – ich verstehe …«, stammelte Lord Dufferin erschrocken.
»Also konntest du mich gar nicht mit ihr gesehen haben.« Nun betonte Beau jedes einzelne Wort.
»Selbstverständlich nicht, Rochefort«, versicherte Lord Dufferin hastig. »Das war ein bedauerlicher Irrtum.
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