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Spion der Liebe

Spion der Liebe

Titel: Spion der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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Solignac einen Adjutanten Bonapartes ins Büro. Beide Männer lächelten strahlend. Der Abgesandte aus Paris brachte neun Millionen in Gold für den Zahlmeister des Heeres mit, und das mußte gefeiert werden. Solignac hatte dem ausgezeichneten Küchenchef des Generals bereits die nötigen Anweisungen erteilt. Notgedrungen fügte sich Massena in sein Schicksal und verschob alle weiteren Pflichten auf den nächsten Tag.

21
    Serena erhielt die höflich formulierte Order, um neun im Speiseraum zu erscheinen. Am Nachmittag hatte ihr der Bursche Franco mit einer ehrerbietigen Verbeugung die Smaragde des Generals überreicht – ein wundervolles Halsband und passende Ohrgehänge. Als ihr die Dienerin beim Ankleiden half, erwähnte sie, General Massena wäre »entzückt, wenn Mademoiselle die Juwelen bei Tisch tragen würde.«
    Was wird man mir sonst noch befehlen, ehe der Abend zu Ende geht, überlegte Serena und beobachtete die Dienstboten, die dampfendes Badewasser in Kupfereimern hereinschleppten. Heute nacht sollte sie mit dem General schlafen. Wie konnte sie’s verhindern? Was würde er tun, wenn sie sich weigerte? Sie erschauerte. Wäre es besser, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und den Anschein zu erwecken, der Status einer Kurtisane würde sie nicht stören?
    Schweigend ließ sie sich baden, das Haar waschen und ankleiden. Das Dienstmädchen besprühte sie mit Jasmin-Parfum, und sie fühlte sich wie eine Gefangene, die man bald zum Schafott führen würde. Der Duft, den der General offenbar bevorzugte, mischte sich mit dem Dampf in der Badekammer und wirkte um so schwüler.
    Als sie erklärte, es sei ihr egal, was sie anziehen würde, wählte das Mädchen seidene, spitzenbesetzte Unterwäsche aus. Das Korsett schob ihre Brüste hoch, so daß sie sich in dem tief ausgeschnittenen Kleid aus weißem mousseline de soie fast nackt vorkam. Verführerisch schimmerte der Unterrock aus fleischfarbenem Satin, der sich bei jedem Schritt an ihre Hüften und Beine schmiegte, durch den dünnen Stoff. Ihr Haar wurde im antiken Stil frisiert, zu einer Lockenkrone auf dem Oberkopf festgesteckt, und die Smaragde schmückten ihren Busen wie eine sinnliche Aufforderung.
    Was für eine strahlende Schönheit, entschieden die Offiziere, als sie den Speiseraum betrat. Jeder beneidete den General, der ihr entgegenging. »Guten Abend, Mademoiselle«, grüßte er und verneigte sich tief. »Wie ich von Solignac erfahren habe, heißen Sie Miss Blythe. Willkommen in Mailand.« Er stellte sich nicht vor. Aus Arroganz oder Indifferenz? Im Gegensatz zu seinen Offizieren, die in funkelnder Gala erschienen waren, trug er eine schlichte schwarze Uniform ohne Orden und Bänder. »Die Smaragde stehen Ihnen großartig«, bemerkte er ausdruckslos.
    »Monsieur, ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Dankte man einem Beutemacher für sein Geschenk?
    Lächelnd ergriff er ihre Hand, führte sie zur Tafel und rückte ihr einen Stuhl zurecht. »Kameraden, Miss Blythe möchte mit uns dinieren. Bitte, bereiten Sie ihr einen freundlichen Empfang.«
    Die Offiziere applaudierten, und einige jubelten ihr sogar zu.
    »Wie Sie sehen, weiß man Ihre Gesellschaft zu würdigen, Miss Blythe«, fuhr Massena fort. »Darf ich Ihnen ein Glas Wein anbieten?«
    »Nein, danke.« Mühsam unterdrückte sie das Zittern in ihrer Stimme und umklammerte ihren Fächer so fest, daß er zu brechen drohte.
    »Wenn Sie ein wenig beschwipst wären, würde ich die Situation nicht ausnutzen«, versprach er belustigt und bedeutete einem Lakaien, ihr Glas zu füllen. »Nach einem Schluck Wein wird Ihnen der Abend nicht mehr so gräßlich erscheinen. Übrigens, Solignac würde sich sehr gern mit Ihnen über die Schönen Künste unterhalten. Er hat Ihre Arbeit in den Florentiner Uffizien gesehen und war tief beeindruckt. Über die Malerei kann er stundenlang reden. Aber falls er Ihre Nerven zu sehr strapaziert – ich habe ihm bereits erklärt, ich würde Ihnen erlauben, ihn zu ignorieren.« Wie erwartet, lächelte sie, und er neigte sich zu ihr. »So gefallen Sie mir schon besser.«
    Vielleicht half ihr der Wein tatsächlich, ihre Angst zu überwinden. Oder die Galanterie des Generals und die höflichen Komplimente der Offiziere beruhigten sie. Jedenfalls entspannte sie sich ein wenig. Während sie an Massenas Seite saß, lauschte sie den Gesprächen, die sich nicht um den Krieg drehten, sondern um Pferde, die Familien daheim in Frankreich und die Frage, wer nach der Mahlzeit am

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