Spion der Liebe
würden. Ich bin gekommen, um Ihnen diese Dame abzukaufen.«
Spöttisch hob der General die dunklen Brauen. »Haben Sie schon früher Frauen gekauft, Rochefort? Ich dachte, das hätten Sie nicht nötig.«
»Nun, Mätressen kosten immer Geld. Das wissen wir beide.«
»Die einen mehr, die anderen weniger«, stimmte der General zu und dachte an Gräfin Gontschankas extravaganten Geschmack. Hingegen hatte sich die siebzehnjährige Ballettänzerin nur Bonbons und neue Kleider gewünscht. Und dann Teo, entsann er sich bedauernd, sie wollte meine Liebe, und die konnte ich ihr nicht geben.
»Nennen Sie den Preis«, unterbrach Beau die Gedanken des Generals.
»Ich bin nicht käuflich!« fauchte Serena.
»War Miss Blythe Ihre Geliebte, Rochefort?« fragte Massena.
Als sie sich kampflustig vorbeugte, drohten ihre Brüste aus dem Ausschnitt zu hüpfen. Beau bemerkte die lüsternen Blicke der Offiziere, die in einiger Entfernung warteten. Am liebsten hätte er sein Jackett über ihr Dekollete geworfen. »Ich brachte sie aus England nach Italien«, erklärte er, nur mühsam beherrscht.
»Waren Sie in Florenz? Welch eine langweilige Szenerie für einen so talentierten Mann …« Massena wußte, daß Beau zu Pitts besten Verbindungsleuten zählte.
»O ja, er war in Florenz!« zischte Serena. »Dort ließ er mich sitzen!«
»Haben Sie das Interesse verloren, Rochefort?«
»Irgendwann verliert er immer das Interesse«, warf Serena bissig ein, zutiefst verletzt, weil er sie wie einen Gegenstand behandelte.
»Ich glaube, Miss Blythe will Sie gar nicht begleiten, Rochefort«, meinte der General und musterte Serenas zornrotes Gesicht.
»Leider weiß sie nur selten, was sie will«, erwiderte Beau brüsk. »Aber es ist mir stets gelungen, ihre Wünsche in die richtigen Bahnen zu lenken.«
»Womit Sie zweifellos auf jene erotische Freuden anspielen, die Miss Blythe mir noch nicht geboten hat. Bedauerlicherweise sind Sie zu früh gekommen, Rochefort. Sie dürfen nicht erwarten, daß ich die Dame gehen lasse, ohne ihre Reize zu genießen.«
Begehrt er sie wirklich, oder will er nur den Preis in die Höhe treiben, überlegte Beau. Jedenfalls fühlte er sich maßlos erleichtert, weil Massena sie noch nicht angerührt hatte. »Nun, ich hoffe, ich kann Sie umstimmen«, sagte er, ergriff die Satteltaschen, die neben ihm am Boden lagen, und warf sie auf den Tisch. »Ich zahle, was immer Sie verlangen.«
»Moment mal!« rief Serena erbost. »Ich möchte Ihnen beiden einen interessanten Vorschlag machen. Überlassen wir die Entscheidung den Spielkarten. Wenn ich gewinne, reise ich noch in dieser Nacht ab. Und wenn ich verliere, bleibe ich beim Sieger.«
Massena zögerte keine Sekunde lang. »Lu oder Faro? Treffen Sie Ihre Wahl, Miss Blythe.«
»Lu.« Dieses Spiel war ihre besondere Spezialität.
»Einverstanden, Rochefort?« fragte er General. Der Gedanke, um eine schöne Frau zu spielen, gefiel ihm.
»Eine gute Idee«, erwiderte Beau und nahm die Satteltaschen vom Tisch.
Jeder bekam drei Karten, und Herz wurde als Trumpf ermittelt.
»Fangen wir mir fünftausend Dukaten an«, sagte Massena.
Zu ihrem Leidwesen besaß Serena nur eine einzige Trumpfkarte, einen Herzkönig – ziemlich hoch, aber kein Herzas. Sollte sie ein Wagnis eingehen und darauf bauen, daß keiner der beiden Männer ein Herzas besaß? Oder vorsichtiger spielen und abwarten, welche Karten sie hatten?
Sie entschloß sich zum Risiko und spielte den Herzkönig aus.
Beau bewunderte ihren Mut. Wenn Massena ein Herzas hat, wird sie verlieren, dachte er und legte seine Herzneun auf den Tisch. Massena spielte die Herzdame aus, und Serenas Pulse beschleunigten sich.
»Gratuliere, Mademoiselle.« Der General lächelte schwach. »Offensichtlich bleibt Ihnen die Glücksgöttin treu.«
»Sieht so aus«, stimmte sie zu. »Spielen wir weiter?« Nachdenklich betrachtete sie ihre beiden restlichen Karten. Falls Massena weitere Trümpfe besaß, hätte er die Dame nicht ausgespielt. Hoffentlich lag Beau nicht mit dem Herzas auf der Lauer.
Als sie ihr Kreuzas hinlegte, wünschte sie inständig, sie würde ihr Schicksal nicht allzu dreist herausfordern. Ihre letzte Karte war wertlos.
Verdammt, wie leichtsinnig sie spielt, dachte Beau ärgerlich. Mit jeder niedrigen Herzkarte kann sie ihr As verlieren. Seufzend legte er seinen Kreuzkönig auf den Tisch, und Massena fügte die Kreuzfünf hinzu.
Serena gestattete sich ein triumphierendes Lächeln. »Danke, meine Herren, es war
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