Spione, die die Welt bewegten
nach. Als der Erzbischof seine Werbungen nicht erhörte, fiel Sigismondo eines Tages während eines Hochamtes über den erschrockenen
Geistlichen her.
Wohlgeordnet war während der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts das Fürstentum Mantua, das von den Gonzaga beherrscht wurde.
Gianfrancesco I. gründete 1425 eine Schule für Kinder aus adeligen Familien, die bald berühmt wurde und die humanistischen
Ideale pflegte. Auch der älteste Sohn des Herrschers, Ludovico, wurde dort sorgfältig erzogen und war später als Condottiere
erfolgreich. Mit seinem Vermögen finanzierte er in seiner Heimatstadt einige Kirchen und holte den Maler Mantegna nach Mantua.
Es wurde außerdem eine große Kunstsammlung aufgebaut, die auch die späteren Herzöge regelmäßig erweiterten. Insbesondere Isabella
d’Este förderte in Mantua die Kunstaktivitäten. Bei großen Künstlern bestellte sie Arbeiten und verlangte von ihnen mehr Produktivität.
Außerdem galt sie als Expertin für Mode und guten Geschmack.
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|121| Die Kuriere der Zaren – Russlands früher Geheimdienst
Bei der frühen Entwicklung des Russischen Reiches waren nicht nur slawische, sondern auch skandinavische und asiatische Einflüsse
wirksam. Zu Beginn des Mittelalters lebten im Kerngebiet des heutigen Russlands slawische Stämme weit verstreut und bildeten
lockere, eigenständige Gemeinschaften. Mit der Ausbreitung der Wikinger strömten bereits im 8. Jahrhundert in dieses Gebiet
die Wäringer aus dem heutigen Schweden ein. Es waren Krieger und Kaufleute, die von den Einheimischen als „Rus“ bezeichnet
wurden und die entscheidende Impulse zur Bildung der ersten Staaten gaben. Eine weitere treibende Kraft waren die Tataren
aus den Nachfolgestaaten des Weltreichs des Dschingis Khan. Sie hatten in den heutigen russischen Steppengebieten stabile
Staatswesen errichtet und beeinflussten ebenfalls die slawischen Stämme. Bald entwickelten sich zwei größere slawische Staaten
mit einem Schwerpunkt im Norden (Nowgorod) und einem im Süden (Kiew). Obwohl die Oberschicht dieser Staaten oft nicht-slawischen
Ursprungs war, gelang eine Verschmelzung mit der slawischen Stammbevölkerung. Der Südstaat um Kiew fiel jedoch bald der Expansion
der Tataren zum Opfer, während sich der Nordstaat um Nowgorod unter den Schutz der Tataren stellen musste, um nicht von Nachbarn
vereinnahmt zu werden.
Von nun an konnte der Aufstieg von Moskau beginnen, ein kleiner aber selbständiger Fürstensitz, dessen Herrscher im 13. Jahrhundert
zu Vasallen der Tataren geworden waren. Aufgrund ihrer tatarenfreundlichen Haltung wurden ihnen Eigenentwicklungen gestattet.
Iwan Danilowitsch, genannt „Kalita“ (der Geldbeutel), durfte für die Tataren sogar Steuern eintreiben und nutzte seine Position
zur ständigen Vergrößerung seines Herrschaftsgebietes. Mit ihm nahm das „Sammeln von russischer Erde“ seinen Anfang, es setzte
sich später unter den Zaren fort. Nach dem Niedergang der Tatarenherrschaft hatte Moskau gegenüber seinen Nachbarn die besten
Voraussetzungen, eine Vormachtstellung zu übernehmen und nutzte alle sich bietenden Chancen. Als Iwan III. im Jahr 1462 in
Moskau den Thron bestieg, regierte er bereits ein vereintes und zentralisiertes größeres Reich. Doch der Herrscher war vorsichtig
und traute seinen Untertanen nicht, geschweige denn Fremden. Er stellte seine Herrschaftsansprüche in die Tradition von Byzanz
und übernahm im Wappen den byzantinischen |122| Doppeladler sowie an seinem Hof das absolutistische Hofzeremoniell von Konstantinopel. Er heiratete die Nichte des letzten
byzantinischen Kaisers und erhob in dieser Tradition Moskau zum „dritten Rom“. Um alte gesellschaftliche Strukturen zu zerschlagen
und die neuen Bewohner verstärkt von sich abhängig zu machen, ordnete er vielfältige Umsiedlungsaktionen an. Kein Teilfürst
konnte sich von nun an eine lokale Hausmacht schaffen.
Gewollte Fremdenfeindlichkeit
Nach seiner Eroberung von Nowgorod im Jahr 1478 kopierte Iwan III. das effektive mongolische Postwesen und baute es sogleich
zu seinem Spionagezentrum aus. Mittelpunkt seiner Spionageaktivitäten wurde Moskau. Von dort aus waren seine besonderen Kuriere
unterwegs. Sie überbrachten streng geheime Nachrichten und waren gleichzeitig seine Augen und Ohren. Hinter jedem Fremden
vermutete Iwan III. einen Spion und förderte damit die Fremdenfeindlichkeit in der Bevölkerung. Sogar ausländische
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