Spione, die die Welt bewegten
demütigen, soll Cesare die Fürstin vergewaltigt haben. Wenige
seiner Untaten konnten Cesare direkt nachgewiesen werden, denn er schickte stets seine Schergen vor. Doch zahlreiche Chronisten
wurden nicht müde, immer wieder zu berichten.
Lucrezia Borgia war nach neueren Erkenntnissen im Machtspiel ihres Vaters und ihres Bruders Cesare eine tragische Figur und
nicht die raffinierte Giftmischerin, für die sie über Jahrhunderte gehalten wurde. Zeitgenossen beschrieben sie als eine sehr
attraktive Frau, die auf Männer eine große Anziehungskraft ausübte. Ihre Wirkung auf Männer nutzte insbesondere Cesare für
eigene Interessen aus. Lucrezia wurde verheiratet, wann immer ihr Vater und Bruder es wollten. Fand sich später ein noch mächtigerer
Ehemann, wurde der aktuelle Gatte kurzerhand umgebracht. Einer ihrer frühen Ehemänner war Don Alfonso di Bisceglia gewesen,
ein unehelicher Sohn des Königs von Neapel. Lucrezia liebte diesen Mann, denn als sie ahnte, dass Attentate geplant waren,
verlegten beide ihren Wohnsitz auf die Burg Spoleto. Ihr Vater, Papst Alexander VI., |116| forderte sie deshalb auf, nach Rom zu kommen. Als Grund gab er an, er würde den dringenden Wunsch verspüren, seinem Schwiegersohn
den göttlichen Segen zu geben. Beide reisten mit unguten Gefühlen nach Rom und wurden im Papstpalast untergebracht. Heimlich
hatte Lucrezia eine Leibwache angeworben, die beide ständig begleitete. Ein Attentat auf den Ehemann auf den Stufen des Petersdoms
schlug deshalb fehl, doch Don Alfonso wurde leicht verletzt. Er hütete nun das Bett, und Lucrezia wich nicht von seiner Seite.
Den Chroniken zufolge, soll Cesare plötzlich mit einigen seiner Schergen in das Zimmer gestürmt sein. Lucrezia warf sich schützend
über ihren Mann. Doch ihr Bruder zerrte sie weg und jagte sie aus dem Zimmer. Anschließend töteten seine Schergen Don Alfonso.
Kurze Zeit später wurde Lucrezia mit dem Herzog von Ferrara verheiratet. Dort wurde sie unabhängiger und förderte später Künstler
und Gelehrte. Ihren schlechten Ruf verdankte sie den zahlreichen Feinden der Borgia, die meist aus einem ähnlichen Holz wie
ihre Familie geschnitzt waren, Gerüchte verbreiteten und Papst Alexander VI. manchmal auch vergiftete Briefe oder Bücher zuschickten.
Das Papier war fein mit Gift bestrichen, das beim Lesen eingeatmet werden sollte. Spione direkt an den Hof der Borgia zu bringen,
war schwierig. Aufgrund ihrer spanischen Herkunft beschäftigten sie meist nur spanische Diener und sprachen untereinander
überwiegend spanisch.
Die Medici
Offiziell war die Stadt Florenz eine Republik. In der Realität aber herrschte die Familie der Medici in der Stadt wie in einer
absoluten Monarchie. Ursprünglich bestand die Stadtregierung aus einem Rat von neun immer wieder neu gewählten Mitgliedern,
die für eine Wahl jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllen mussten. Diese Voraussetzungen waren so eng gefasst, dass sich
nur etwa 6000 Bürger überhaupt der Wahl stellen konnten. Es handelte sich zwangsläufig um Menschen mit Macht und Einfluss
und damit überwiegend um die Mitglieder der bedeutendsten Familien von Florenz. Durch Geldgeschäfte, den Handel und die Textilproduktion
waren die Medici bald zur mächtigsten unter allen diesen Familien geworden und strebten in die Politik. Sie setzten sich durch
und übernahmen die Herrschaft in der Stadt, obwohl sie eigentlich zur Regierung nicht legitimiert waren. Sie agierten aus
dem Hintergrund, zogen die Fäden und niemand der es in der Republik Florenz zu etwa bringen wollte, kam an ihnen vorbei.
Ihr Vermögen hatte die Familie Medici mit der Medici-Bank gemacht, dem größten Bankhaus Europas mit rund 16 Zweigniederlassungen
in den wichtigsten europäischen Hauptstädten. Cosimo Medici (1389–1464), genannt „der Alte“, erweiterte das Familienimperium
und bald besaß die Familie zum Bankgeschäft zusätzlich etwa 300 Firmen zur Tuchherstellung sowie Monopolpositionen im Orienthandel.
Das Geld floss und es wurde mit seiner Hilfe |117| geschmiert und intrigiert. Als Cosimo zur politischen Macht greifen wollte, wurde er zunächst verbannt, kehrte allerdings
bald wieder nach Florenz zurück. Im Gegensatz zu den Borgia erreichten die Medici ihre Macht durch Geld und nicht durch Gewalt.
Cosimo erkannte, dass Kunst und Kultur das Familienimage förderten und dass Stadtverschönerungen von den Bürgern honoriert
wurden. Er biederte sich
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