Spione, die die Welt bewegten
Kaufleute
mit einer Handelslizenz durften in seinem Reich bei ihren Reisen nur bestimmte Wege benutzen; es war ihnen verboten, mit den
Einheimischen Kontakt aufzunehmen. In Moskau mussten sie in zugewiesenen Häusern wohnen und wurden Tag und Nacht überwacht.
Bei Dunkelheit wurden diese Häuser der Kaufleute sogar von außen abgeschlossen. Nur vom Herrscher ausgesuchte Personen durften
mit ihnen in Verbindung stehen und die Geschäfte abwickeln.
Als 1492 Michael Snups aus Tirol mit einem Empfehlungsschreiben von Kaiser Maximilian in Moskau vorsprach, um das russische
Gebiet bis zum Fluss Ob zu bereisen und zu erforschen, wurde er abgewiesen. Als Grund wurde ihm mitgeteilt, die Reise sei
für Ausländer gefährlich und zu beschwerlich. Snups durfte noch nicht einmal über die Türkei oder Polen wieder zurückkehren,
sondern musste Russland auf dem gleichen Weg verlassen, den er bei seiner Einreise genommen hatte.
Iwan der Schreckliche
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Tod von Zar Iwan IV.
|122| Durch Iwan III. wurde die Führung des Russischen Reiches auf eine starke Herrscherpersönlichkeit zugeschnitten, die, um erfolgreich
zu sein, mit eiserner Faust regieren musste. Als Iwans Nachfolger Wassili III. 1533 starb, war der Thronfolger allerdings
gerade erst drei Jahre alt. Er wurde als Iwan IV. zum Herrscher ernannt und war für Entscheidungen viel zu jung. Im Reich
kam es sofort zu Machtkämpfen und es drohte zu zerfallen. Eine herrschsüchtige Mutter erniedrigte das Kind und löste charakterliche
Entwicklungen aus, die Iwan IV. später vor der Geschichte zu Iwan dem Schrecklichen machten. Das Kind genoss eine gute Bildung
und war für neue Entwicklungen offen, aber es neigte immer wieder zu unkontrollierten Wutausbrüchen. Mit 17 Jahren wurde |123| Iwan IV. gekrönt und nahm als erster russischer Herrscher den Titel „Zar“ an. Wie sein Großvater Iwan III. griff auch Enkel
Iwan IV. hart durch. Er führte Kriege, „sammelte russische Erde“ und verbreitete Furcht und Schrecken. In einem seiner gefürchteten
Wutanfälle erschlug er später sogar seinen eigenen Sohn. Die Moskauer Postzentrale wurde unter ihm zu einem Ministerium umgewandelt
und eine geheime Postzensur eingeführt. Jeder Brief und insbesondere Korrespondenzen aus dem Ausland wurden mitgelesen. Den
geheimen Kurierdienst verbesserte er, und seine Boten erreichten nun rasch jeden Ort des immer größer werdenden Reiches. Mit
seiner Leibgarde, den berüchtigten Opritschniki, errichtete Iwan IV. ein Schreckensregiment und ließ zuerst die hohe Geistlichkeit
sowie den Hochadel weitgehend ausrotten. Stattdessen förderte er einen von seinem Wohlwollen abhängigen Dienstadel. Menschen,
die in Opposition zu ihm standen, wurden sofort umgebracht. Die Opritschniki |124| bildeten den Vorläufer aller späteren russischen Geheimdienste. Seine Schergen waren zu einem unbedingten Gehorsam ihm gegenüber
verpflichtet und genossen dafür, egal welche Verbrechen einzelne Mitglieder auch begingen, absolute Straffreiheit. Auch die
einfache Bevölkerung sollte sich vor den Opritschniki fürchten. Sie liefen deshalb in einer völlig schwarzen Kleidung und
mit schwarzen Schlapphüten umher und ritten auf schwarzen Pferden. Ließen Furcht und Schrecken nach, wurden Menschen totgeschlagen.
Der Zar wollte nicht geliebt, sondern gefürchtet werden. Kam es zum Aufruhr, wurden die Bewohner ganzer Landstriche umgesiedelt,
um unerwünschte Personen zu trennen und zu zerstreuen. Etwa 6000 Mann gehörten den Opritschniki an. Sie stammten meist aus
dem niederen Adel und es gab sogar Ausländer unter ihnen. Waren sie erfolgreich, erhielten sie zur Belohnung große Ländereien
und Leibeigene, die für sie arbeiteten. Bald gehörte etwa die Hälfte der Provinz Moskowien den Opritschniki.
Ihre größte Schreckenstat führten die Opritschniki 1570 aus. Spione hatten Iwan IV. zugetragen, dass sich die Stadt Nowgorod
von Russland lösen wolle, um sich Polen-Litauen anzuschließen. Der Zar schickte sofort seine Opritschniki nach Nowgorod, und
sie strömten von allen Seiten in die Stadt ein. Dort töteten sie alle Menschen, die ihren Weg kreuzten. Klöster und Kirchen
wurden geplündert. Das Massaker dauerte etwa fünf Wochen und forderte einige zehntausend Menschenleben. Zuletzt wurden die
Stadt und die Ortschaften der Umgebung niedergebrannt. Mit dem Erzbischof hatte der Zar etwas Besonderes vor. Er ließ ihn
in ein Tierfell einnähen und
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