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Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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ich eingeladen und ordentlich bei dem Wachhund da unten angemeldet bin.«
    Und damit begleiteten sie Harriet zur Tür.
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    »Wird Zeit, daß Sie Ihr Wissen an die Jungen weitergeben, Ned«, hatte er mir bei einem verdächtig guten Lunch im Connaught erklärt. »
    Und an die neuen Mädchen« fügte er mit einem ekelhaften Grinsen hinzu. »Als nächstes werden sie auch noch die kirchliche Laufbahn einschlagen dürfen, nehm’ ich an.«
    John le Carré, ›Der heimliche Gefährte‹

    Am nächsten Tag, als Kate sich aus dem Bett gequält, gefrühstückt und gewappnet hatte, dem Tag ins Gesicht zu sehen, fand sie eine Nachricht von Blair Whitson auf ihrem Anrufbeantworter vor. Er sei der, mit dem sie das Seminar an der Schuyler halten werde, erinnerte er sie und fügte hinzu, es sei an der Zeit, daß sie sich träfen. Was sie davon halte, heute mit ihm im Oak Room des Plaza zu lunchen. Er hinterließ seine Nummer.
    Kate rief die Nummer an; Blairs Anrufbeantworter meldete sich.
    Inzwischen hatte sich Kate an diese Kommunikation der Apparate gewöhnt und fand sogar, daß einiges dafür sprach. Termine, die einem eher lästig waren, konnte man auf diese Weise ohne lange Erklärungen und überflüssiges Geplauder verabreden, und wenn man das Ding immer eingeschaltet ließ, hatte man es sogar einigermaßen in der Hand, mit wem man sprechen wollte und wann. Außerdem blieb, zumindest für Kate, die Tatsache bestehen, daß man wichtige Dinge ohnehin am besten über den Tisch eines angenehmen Restaurants hinweg besprach, jedenfalls von Angesicht zu Angesicht und nicht am Telefon. Und daß die Apparatekommunikation es ermög-lichte, das eigentliche Reden zu verschieben, bis man sich traf, hielt Kate für eine glückliche Einrichtung. Sie erklärte Blair Whitsons Anrufbeantworter, zum Lunch gehe sie nie aus, aber wie es mit einem Dinner heute abend im Oak Room wäre? Wenn ja, dann solle er ihr die Uhrzeit sagen. Wenn nein, dann einen anderen Treffpunkt vorschlagen. Reed hatte den ganzen Abend zu tun, und der Oak Room im Plaza rief Kate stets angenehm in Erinnerung, was sich seit den Tagen verändert hatte, als Frauen dort nicht mit Männern zusammen dinieren durften. Von Zeit zu Zeit mußte man sich einfach vergewissern, daß manches sich wirklich veränderte und, noch wichtiger heutzutage, daß die Veränderung anhielt.
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    Sie machte sich auf den Weg zu einer Fakultätssitzung, zu deren Teilnahme sie sich trotz ihres Freisemesters verpflichtet fühlte. Bei ihrer Rückkehr fand sie die Bestätigung ihrer Verabredung maschi-nell aufgezeichnet: heute abend, 7.30 Uhr im Oak Room. Er würde sie erkennen. Wie? fragte sich Kate. Sollte er sich verspäten, der Tisch sei auf seinen Namen reserviert.
    Doch er war pünktlich.
    Er saß am Tisch, als Kate hereinkam, stand auf, um sie zu begrü-
    ßen, rückte ihr den Stuhl zurecht und fragte, was sie trinken wolle.
    Dann setzte er sich, und Kate schoß durch den Kopf, daß sie fraglos noch nie jemanden getroffen hatte, der so wenig nach einem Revolutionär aussah. Aber Reed hatte ja gesagt, Blair habe sich erst kürzlich in einen verwandelt. Und schließlich plante er ja auch keinen größeren Umsturz, als ein Praxisprojekt und ein Rechts- und Literatur-Seminar an seiner Universität einzuführen. Wollte man Harriet glauben, reichte das an der Schuyler jedoch schon aus, jemanden zum Revolutionär zu stempeln.
    Doch wenn sie sich schon aufs Typisieren verlegte, sah Blair mehr wie ein Admiral aus, der bereits jung den Höhepunkt seiner Karriere erreicht hatte. Nein, dachte Kate, eher wie ein Kapitän in den alten Filmen über den zweiten Weltkrieg, der sein Schiff übers Nordmeer steuert.
    Kate senkte den Blick und nahm einen Schluck von ihrem Drink.
    Eine höchst unfeministische Frage und unfeministische Gedanken gingen ihr durch den Kopf: da saß sie und fragte sich allen Ernstes, warum ein so, nun, ein so männlicher Mann sich mit Dingen wie der Verknüpfung von Literatur und Recht abgab, gar mit Frauen und Recht. Eines Tages würde sie ihn das fragen. Wie jemand aussah, gemahnte sie sich dann streng, bedeutete schließlich überhaupt nichts.
    »Ich kam ziemlich spät zur Juristerei«, sagte er, als habe er ihre Gedanken gelesen. »Davor habe ich mich nur mit Schiffen abgegeben. Kommt ein ähnlicher Satz nicht in irgendeinem Buch vor?«
    »In ›Der Wind in den Weiden‹, glaube ich. Die Ratte sagt es, wenn ich mich nicht täusche. Der Maulwurf war der mit dem Nach-laß einer

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