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Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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rief um Hilfe. Als die Polizei eintraf, hatte sie die Waffe noch in der Hand. Sie leugnete nie, ihn getötet zu haben; er starb, ehe der Notarztwagen kam.«
    »Kannten Sie sie?«
    »Nein. Offen gesagt habe ich mir alle Mühe gegeben, meinen Kollegen nach Dienstschluß aus dem Weg zu gehen; ihren Frauen bin ich also nie begegnet. Aber Nellie Rosenbusch kannte Betty Osborne. Sagte, sie hätte oft blaue Flecken und Schwellungen gehabt 63

    und dauernd geweint. Wie Nellie mir erzählte, hätte sie nie geglaubt, daß Betty dazu in der Lage sei. Ihn zu verlassen, brachte sie jedenfalls nicht fertig. Aber da waren natürlich die Kinder.«
    Kate seufzte. Reed, der in diesem Moment auf sie zukam, schlug Kate vor, aufzubrechen. Wie sie, schien auch er es eilig zu haben, der Schuyler-Szenerie schnell zu entfliehen. »Kommen Sie mit?«
    fragte er Blair.
    Aber Blair hielt es für besser, zur Party zurückzukehren. »Ich ge-höre schließlich mit zum Verein und kann nicht einfach auftauchen und verschwinden wie Sie beide. Wir sehen uns am Mittwoch«, sagte er dann an Kate gewandt. Sie und Reed machten sich auf den Weg zur U-Bahn.
    »Wollen wir bis zur nächsten Haltestelle laufen?« fragte er.
    »Ich bin immer zum Laufen aufgelegt«, stimmte Kate zu. »Erzähl mir mehr von deinen angehenden Geschlagene-Frauen-Mandantinnen, die ihre Männer umgebracht haben. Nein, warte.« Sie blieb plötzlich stehen. »Ich glaube, ich gehe zurück und rede mit Harriet, die wahrscheinlich noch im Sekretariat ist. Ich will meine Eindrücke von dieser gruseligen Versammlung noch mal mit ihr durchgehen, ehe ich vergesse, wer wer ist. Macht es dir etwas aus, allein weiterzugehen?«
    »Es macht mir immer etwas aus, ohne dich zu sein«, sagte Reed,
    »aber für ein paar Stunden schaffe ich es wohl.«
    Nach einigem Suchen und Öffnen verschiedener falscher Türen entdeckte Kate beim Eintreten in einen großen Raum Harriet gleich vorn am ersten Schreibtisch. Hinter ihrem Tisch stand eine Reihe weiterer Schreibtische, an denen junge Frauen vor Computern saßen, und am hinteren Ende des Raums waren, wie ein Schutzwall, mehrere Kopiermaschinen nebeneinander aufgereiht.
    »Sie sehen überrascht aus«, meinte Harriet anstelle einer Begrü-
    ßung.
    »Das bin ich auch. Wir armen Literaturprofessoren bekommen keinen solchen Service. Zwei traurige überarbeitete Frauen gibt es bei uns für die ganze Fakultät. Ich tippe meine Briefe selbst, womit ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlage: ich beweise meinen E-delmut, und meine Briefe sind korrekt.«
    »Juristen sind reich und verhätschelt«, erklärte Harriet. »Wie Blair Whitson mir erzählte, gab es eine Sache, die Nellie Rosenbusch immer besonders in Rage brachte. Jedesmal, wenn sie ins Sekretariat kam, um etwas zu kopieren, hielt jeder männliche Professor im 64

    Raum sie automatisch für eine Sekretärin und bat sie, ›das da doch bitte gleich für ihn mitzuerledigen‹.«
    »Ich bin noch ganz erschlagen von dem Empfang, von dem ich gerade komme, und kann mich nur an die Hoffnung klammern, daß es hier wenigstens einen Menschen geben muß, der einen mit dem Rest versöhnt.«
    »Zeige mir einen Aufrechten, wie der Engel sagte, ehe er Sodom zerstörte. Oder war es Gomorrha? Wir haben Blair. Und das ist schon Wunder genug.«
    Sie wurden von einem Mann unterbrochen, der offensichtlich von dem Empfang befreit war. Er bat um eine saubere Kopie hiervon und achtzehn Kopien davon. Kate trat beiseite, während Harriet sich seiner annahm.
    »Sie machen sich gut in Ihrem Job«, sagte Kate.
    »Natürlich mache ich mich gut; jeder mit einem Minimum an In-telligenz und der Geduld einer Griselda wäre gut. Wir nehmen den hohen Herren hier allen lästigen Kleinkram ab, weshalb ich, ganz nebenbei, zu der Auffassung gelangt bin, reiche Männer sollten nie in Führungspositionen aufsteigen, weil sie keinen Schimmer vom Leben haben und nicht im entferntesten ahnen, mit welchen Alltags-kämpfen sich die meisten von uns abplagen. Kann ich übrigens etwas für Sie tun, außer mit Ihnen zu plaudern? Möchten Sie etwas für Ihr Seminar getippt haben?«
    »Das nicht, aber etwas anderes hätte ich gern. Plump ausgedrückt: ein paar Insider-Informationen«, meinte Kate. »Können Sie eine Teepause machen?«
    »Wir machen jetzt sowieso Feierabend hier.« Als Kate aufblick-te, sah sie die Frauen ihre Computer ausschalten und ihre Taschen aus den Schreibtischschubladen holen. »Schlagen Sie mir ein Scotch-Päuschen vor, und ich bin

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