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Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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konnten. Kate wandte sich an Blair.
    »Kommt nicht jeden Abend die Putzkolonne?«
    »Kann sein. Ich habe nie darauf geachtet, um welche Uhrzeit sie anrückt. Aber wer weiß, ob sie bis zum Souterrain vordringt.« Als er sich umblickte, merkte er, daß die Studenten inzwischen entweder wütend oder ängstlich aussahen, eine gefährliche Mischung.
    »Werden die Putzmittel vielleicht hier unten aufbewahrt?« fragte Kate.
    »Nein«, warf ein Student ein. »Die stehen in einer Kammer neben dem Eingang zur Bibliothek. Das habe ich mitgekriegt, als ich mal vor die Tür ging, um eine zu rauchen. Na, wie ich den Laden hier einschätze, wird das Kellergeschoß nur einmal in der Woche geputzt, wenn überhaupt.«
    »Oder einmal im Monat«, rief ein anderer Student.
    Kate, die spürte, wie eine leichte Panik in ihr aufstieg, die sie jedoch schnell in den Griff bekam, sorgte sich, daß es den anderen ebenso erginge, sie sich aber vielleicht nicht so gut kontrollieren könnten. Als sie Blairs Blick auffing, erkannte sie, daß seine Gedanken in die gleiche Richtung gingen.
    Und dann, so plötzlich wie der Schlamassel begonnen hatte, klär-te er sich. Eine der Studentinnen zog ein Mobiltelefon aus der riesi-gen Tasche, die sie mit sich herumschleppte. »Wen soll ich anrufen?« fragte sie.
    »Neun-eins-eins«, antwortete ein Stimmenchor.
    Danach starrten alle durch die schmutzigen, vergitterten Scheiben und warteten auf die Polizei. Sie kam und versuchte, die Tür mit 69

    einem Brecheisen aufzuzwingen; als das mißlang, probierten die Beamten, sie aus den Angeln zu heben. Kate kam der Gedanke, man hätte vielleicht lieber einen Schlosser rufen sollen. Aber die Polizei war zweifellos geeigneter, Panik zu verhindern. Die Beamten hatten ein Megaphon dabei.
    »Entfernen Sie sich alle so weit wie möglich von der Tür. Wer trägt hier die Verantwortung?«
    »Ich«, rief Blair, nachdem er mit Kate einen Blick gewechselt hatte. Schließlich gehört er hierher, dachte Kate, und offiziell trägt er die Verantwortung. Aber sie würdigte Blairs kurzes Zögern, ehe er die Rolle des Leittiers übernahm. Sie sah ihn so lange und versonnen an, daß sie die verschlossene Tür einen Moment ganz vergaß.
    »Also«, fuhr die Megaphonstimme fort, »Sie, der Verantwortli-che hier, sorgen Sie dafür, daß sich alle – ich sage: alle! – vor der Wand aufstellen, die am weitesten von der Tür entfernt ist. Verstanden?« Blair schrie zurück, ja, er habe verstanden, aber es war zwei-felhaft, ob sie ihn hören konnten. Da nicht alle nebeneinander vor die Wand paßten, bildeten sie zwei Reihen, und die Art, wie die vordere sich dicht gegen die hintere drängte, verlieh dem ganzen Abenteuer fraglos eine gewisse Würze. Überhaupt schienen die Studenten seit der Ankunft der Polizei in dem Ganzen eher einen Ulk zu sehen.
    »Fertig?« dröhnte das Megaphon.
    »Fertig«, brüllte Blair, ob die Polizisten ihn nun verstanden oder nicht. Kate jedenfalls meinte, er müsse bis Staten Island zu hören sein. Dann trat ein Moment absoluter Stille ein, niemand schien zu atmen, und dann, auf völlig undramatische Art, gab die Tür einfach nach und sprang auf. Die Polizei trat triumphierend ein, und das Abenteuer war zu Ende.
    Noch nicht ganz, wie sich bald herausstellte. Gut gelaunt strömten die Studenten durch die Tür – »das Seminar war von Anfang an voller Überraschungen«, bemerkte einer – dann kamen die Beamten zu Kate und Blair und fragten noch einmal, wer die Verantwortung trage.
    »Wir beide«, sagte Blair diesmal und zeigte auf sich und Kate.
    »Wir beide.«
    Als die Polizei nach umständlicher Protokollaufnahme endlich ging, waren Blair und Kate bester Laune. »Kommen Sie mit hoch in mein Büro«, forderte Blair sie auf. »Ich hab’s Ihnen noch nicht gestanden, aber für genau solche Momente habe ich eine Flasche dort.
    Natürlich sind die meisten Situationen«, fuhr er fort, als sie auf die 70

    Treppe zugingen, »in denen einem nach starkem Alkohol ist, nicht so amüsant und leicht zu klären.«
    »Ich frage mich, ob die Sache wirklich geklärt ist«, meinte Kate, als sie sich, jeder ein Glas in der Hand, lachend zuprosteten. »Irgend jemand hat die Tür abgeschlossen. Vielleicht sollten wir lieber auf-passen, daß man uns hier nicht auch einschließt«, fügte sie hinzu und stand auf, um die Tür zu öffnen.
    »Nicht«, bat Blair, griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. »Bitte nicht die Tür aufmachen, nicht jetzt. Feiern wir unser glückliches

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