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Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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der er den Ansturm der Studenten aufs Wirtschaftsrecht beklagte. Er drückte sein Bedauern darüber aus, daß die besten Studenten ihre Talente an ›Aufgaben verschwen-92

    den, die wohl kaum zum Wachstum der Nation und der Förderung kultureller und geistiger Interessen beitragen‹. Der Autor nennt Bok
    ›ein Musterbeispiel an Inkonsequenz‹, denn als es später darum ging, einen neuen Dekan für die juristische Fakultät zu berufen, die sich in Liberale und Neokonservative aufteilt, stellte sich Bok hinter den ultrakonservativen Kandidaten, einen führenden Sprecher der Rechten. Kurz darauf stiegen die Spenden für die juristische Fakultät um vierundsechzig Prozent. «
    »Die Schuyler Law School«, sagte Kate nach einer Weile in ziemlich verzagtem Ton, »ist nicht Harvard. An der Schuyler gibt und gab es nie eine ›Linke‹.«
    »Es gibt dich und Blair und mich. Und Bobby, die mir hilft. Sei nicht so fatalistisch, Kate, bitte. Sonst läßt du dich doch auch nicht so leicht entmutigen.«
    »Reed, in deinem Gefängnis gibt es eine geschlagene Frau. Betty Osborne heißt sie. Erinnerst du dich, nach dem wunderbaren Schuyler-Empfang erwähnte ich sie schon einmal. Sie erschoß ihren Mann, weil er sie schlug. Er war Professor an der Schuyler. Könntest du nicht das Geschlagene-Frauen-Syndrom geltend machen und dafür sorgen, daß es zu einer Wiederaufnahme ihres Verfahrens kommt?«
    »Kate, die Gefangenen müssen uns um Hilfe bitten. Wir können nicht hinmarschieren und sie uns aussuchen; so läuft das nicht. Wie kommst du plötzlich auf sie?«
    »Durch Nellies Bruder. Er sprach davon, daß Nellie sich Gedanken um sie machte. Kannst du nicht versuchen, etwas für sie zu tun?
    Wenn sie deine Hilfe annimmt, dann war mein überstürzter New-Hampshire-Trip vielleicht nicht ganz umsonst.«
    »Du hast doch schon einen Gedichtband.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Kate, wenn du aufhörst, so finster zu schauen, verspreche ich dir, mit Betty Osborne zu reden. Ich kann sie nicht dazu zwingen, uns um Hilfe zu bitten, aber ich kann sie wissen lassen, daß wir für sie da sind. Es ist ein bißchen gegen die Regel, aber ich tue es. Unter einer Bedingung: daß du sofort eine heiterere Miene machst. Tu wenigstens so, als wärst du bester Laune, damit ich mich nicht sorge.
    Ich will nicht schon wieder denken müssen, du machst eine Phase durch, wie deine Mutter das nannte.«
    »Gut – abgemacht, Reed, aber mir ist nicht nach heiterem Geplauder. Wollen wir nicht lieber im Bett heiter sein?«
    »Ich dachte schon, du fragst nie.« Reed war froh, daß er sie zum 93

    Lächeln gebracht hatte.
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    Bilden Sie sich bitte niemals ein, daß die Methoden, die Sie anwenden, Ihnen selbst keinen Schaden zufügen. Der Zweck mag die Mittel rechtfertigen – wäre dem nicht so, dann wären Sie gar nicht hier, möchte ich meinen. Aber das hat seinen Preis, und dieser Preis ist gewöhnlich man selber.
    John le Carré, ›Der heimliche Gefährte‹

    Am nächsten Tag hatte Kate wieder ihr Schuyler-Seminar. Beruhigt machte sie sich auf den Weg, denn Reed hatte ihr versprochen, soviel wie möglich über Betty Osborne in Erfahrung zu bringen. Sie berichtete Harriet, was sie in New Hampshire erfahren hatte: Nellie war nicht ermordet worden. Harriet, die Kates Bericht auf der Damentoilette lauschte, wirkte wenig beeindruckt.
    »Ich bezweifle ja nicht, daß der Bruder recht hat, jedenfalls rein technisch gesprochen. Trotzdem haben diese Schweine sie umgebracht. Wie kommt es eigentlich, daß Männer mit rückschrittlichen Ansichten so schlechte Manieren haben? Sie stürmen ins Sekretariat und kommandieren mich und die anderen Frauen herum. Manchmal stecken sie den Kopf durch die Tür, weil sie einen Kollegen suchen, und wenn er nicht da ist, sagen sie: ›Ach, keiner da.‹ Ich hab den Frauen eingeimpft, im Chor zu antworten: ›Doch, es ist wer da. Unter der Heizung sitzt ein Häschen.‹ Es hat überraschend gut gewirkt.
    «
    »Solche Männer«, widersprach Kate, »haben durchaus Manieren, wenn es um Frauen aus ihren eigenen Kreisen geht. Nur bei Frauen, über die sie Macht haben, werden sie unflätig, was auch die Erklä-
    rung für die meisten sexuellen Belästigungen ist, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen sein sollte. «
    »Wem könnte das entgangen sein? Immerhin ist es mir gelungen, im Sekretariat eine Atmosphäre zu schaffen, in der es weder Hin-terngekneife noch Wangengetätschel gibt. ›Gehen Sie nach Hause und betatschen Sie Ihre Frau‹,

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