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Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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sagte ich zu den Kerlen. Und ob Sie es glauben oder nicht, Kate, es hat etwas genützt. Inzwischen schlei-chen sie zur Tür herein und sind fromm wie die Lämmer. Offenbar halten sie es für das beste, sich nicht mit mir anzulegen. Und loswerden wollen sie mich auch nicht, denn ich sorge dafür, daß die Arbeit 95

    getan wird. Ich hab sie in der Zange – Hände weg und benehmt euch, Jungs, sag ich immer.«
    Aufgemuntert durch Harriets Herangehensweise an die Dinge ging Kate die Treppe zum Seminarraum hinunter, wo Blair schon wartete. Auch Blair hatte offenbar das Gefühl, daß etwas ins Rollen gekommen war. Vieles von dem, was Kate und er zu vermitteln versucht hatten, schien ganz plötzlich eingesickert zu sein. Was zur Folge hatte, daß den Studenten heute nicht danach war, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie Vergewaltigung in Rechtsprechung und Literatur behandelt wird, sondern Kate und Blair statt dessen mit Fragen über die Law School selbst bombardierten.
    Noch im ersten Drittel der Stunde – Kate und Blair hatten alle Mühe, die Fragen zu parieren und, da vorherige Beratung ja nicht möglich gewesen war, spontan zu entscheiden, wie sie mit dieser neuen Offenheit umgehen sollten – spazierte ein Student zur Tür, holte einen Schlüssel aus der Tasche, schloß die Tür ab und pflanzte sich vor der Klasse auf.
    »Keiner geht, bevor ich es erlaube«, befahl er, »und keiner telefoniert.« Er funkelte die junge Frau an, die beim letzten Mal das Telefon dabeigehabt hatte. Blair und Kate wechselten Blicke. Beiden wurde gleichzeitig klar, wer hinter dem letzten Einsperrversuch stand – nur war der schiefgegangen. Der Anruf bei der Polizei war zu schnell erfolgt. Diesmal war der Student besser vorbereitet; er hatte beschlossen, die Tür vor aller Augen abzuschließen. Jetzt stand er Blair mit herausfordernder Haltung gegenüber – in Kampfstellung gehen, nennt man das wohl, dachte Kate.
    »Ich habe die Nase voll von dem Scheißdreck, den Sie hier ver-zapfen«, brüllte der junge Mann, »und jetzt zeig ich Ihnen mal, wie sich ein richtiger Mann benimmt. Wenn’s eins gibt, was ich noch mehr hasse als Schwule, dann Heteros, die sich von Frauen herum-kommandieren lassen.« Damit stürzte er sich auf Blair, schlug ihm zuerst in den Magen und dann, als sich Blair vor Schmerz zusam-menkrümmte, ins Gesicht. Kate und alle anderen im Raum standen wie gelähmt da. Als Blair wie in Zeitlupe zu Boden fiel und der Student sich auf ihn warf, wurde Kate klar, daß sie bisher nur im Kino und Fernsehen Männer hatte kämpfen sehen, nie welche, die sie persönlich kannte. Das Ganze wirkte wie eine Szene aus einem der heute gängigen gewalttätigen Filme, bei dem das Drehbuch allerdings aus irgendeinem rätselhaften Grund auf Pistolen und Messer verzichtet hatte. Typisch, dachte sie, daß ich als erstes auf solche 96

    Gedanken komme, statt etwas zu unternehmen.
    Die Studenten dagegen neigten vielleicht weniger zu literarischen Assoziationen, waren dafür aber praktischer eingestellt. Eine der jungen Frauen schnappte sich einen Stuhl, hob ihn hoch und ließ ihn auf Blairs Angreifer niedersausen. Die trainiert bestimmt in einem Fitneß-Studio, sagte sich Kate, im Gegensatz zu mir! Trotzdem beg-riffen sie und die anderen die Nützlichkeit der Strategie, nahmen ihre Stühle und traktierten den kampflüsternen Studenten damit, der immer noch auf Blair lag. Die Attacke war chaotisch, aber effektiv; der Student rollte zur Seite, und Blair schnappte ihn sich.
    So wie die (für Kate unfaßbaren) unverletzlichen Männer im Film begann Blair, auf den Studenten einzudreschen, der, obwohl beträchtlich größer und schwerer als er, erstaunlich schnell zu Boden ging. Im gleichen Moment, als Blair sich über ihn beugte und ihn wieder hochzerren wollte, fiel Kate der Vorname des Studenten ein.
    Jake hieß er. (Blair hatte vorgeschlagen, daß sich alle mit Vornamen anredeten, und erst gegen Ende des Semesters wußte Kate, welcher Nachname zu wem gehörte.)
    Als Jake wieder auf den Beinen war, stieß Blair ihn gegen die Wand, hielt ihn mit einer Hand am Kragen fest und drohte ihm mit der geballten Faust, sich ja nicht zu rühren. Entweder war Jake erschöpft, oder er wollte Zeit gewinnen. »Was, zum Teufel, hast du dir dabei gedacht?« schrie Blair ihn an und rüttelte ihn, als glaube er allen Ernstes, er könne eine vernünftige Erklärung aus ihm heraus-schütteln.
    »Ich hab jede einzelne dieser beschissenen Stunden mitgeschnitten«,

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